Briefe

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Lilys Sicht:

Ich legte mich in meinen normalen Klamotten in mein Doppelbett in den Schulsprecherräumen. Ich hatte gar keine Lust, mir die Sachen meiner Freundinnen auszuziehen, sie waren wirklich gemütlich. Außerdem hatte ich dazu gar keine Motivation.

Meine Gedanken schweiften ab, zu meinen Eltern. Der nächste Tag war ein Sonntag, an dem ich eigentlich vorgehabt hatte, meinem Vater zu schreiben. Ich wollte ihm vom Quidditchspiel erzählen, an Quidditch hatte er schon großes Interesse gezeigt, sobald ich ihm davon erzählt hatte.
Doch jetzt würde er nie wieder ein Quidditchspiel erklärt bekommen. Ich würde ihm nie wieder schreiben. Meine Eltern würden mich nie wieder am Bahnhof Kings Cross in Empfang nehmen.

Und dann war da Petunia. Die, die meinen Eltern nie einen Hauch von Zuneigung gezeigt hatte, doch trotzdem war ich mir sicher, dass sie sie vermisste, dann, wenn sie tot waren. Petunia würde mir noch schreckliche Vorwürfe machen, was den Tod meiner Eltern angeht, das war mir klar.


Wenige Stunden später wurde ich von den Sonnenstrahlen geweckt, die durch meine Vorhänge schienen. Draußen zwitscherten die Vögel. Ruckartig fuhr ich hoch, als mir ein Gedanke kam. War heute nicht Schule?
Ich brauchte ein paar Sekunden, um zu realisieren, dass Sonntag war. Ich schaute auf den kleinen Wecker auf dem Nachttisch neben mir. Sein Weckton funktionierte nicht mehr, doch die Uhrzeit zeigte er haargenau an.

11:38:27 Uhr vormittags. 24 Stunden war es gerade mal her, dass die Todesser das Quidditchfeld gestürmt hatten. Doch es fühlte sich an, als wäre es Wochen her gewesen. Der Kampf zwischen Dumbledore und Voldemort, das Wahrheit oder Pflicht-Spiel, James' Song über mich, das Gespräch mit Dumbledore und das zufällige Treffen mit Alice fühlten sich an, als lägen sie weit in der Zeit zurück.

Ein lautes Klopfen ertönte. Verwirrt schaute ich um mich herum, um die Ursache dieses Geräusches auszumachen. Es war eine Eule, die auf der Fensterbank vor meinem Fenster saß und mit den Krallen gegen die Scheibe klopfte. Sie trug zwei schwere Briefe.

„Ist ja gut, ich komme schon." seufzte ich irgendwann genervt und schälte mich langsam aus dem Bett. Ich zog die Vorhänge beiseite, öffnete die Fenster und band der Eule die Briefe vom Bein ab. Der erste Brief musste aus Hogwarts sein. Ich erkannte die Schrift meiner Hauslehrerin sofort.

Lily Evans
Schulsprecherraüme Gryffindor
Schlafsaal links
Hogwarts

Ich öffnete den Brief mit einer schlechten Vorahnung. Professor McGonagall würde mich wohl nicht zum Tee einladen. Das, was sie mir geschrieben hatte, würde also etwas mit meinen Eltern zutun haben. Ich schluckte schwer und riss den Umschlag kurzerhand auf.

Sehr geehrte Miss Evans,

Ich hoffe, sie sind wohlauf.
Ihre Schwester, Miss Petunia Dursley, geborene Evans, schickte mir einen Brief per Muggelpost mit der Bitte, ihn an Sie weiter zu leiten. Zudem darf ich Ihnen mitteilen, dass es ihnen frei gestellt ist, dem Unterricht zu besuchen, bis zur Beerdigung ihrer Eltern am Sonntag, dem 9. Oktober. 1977.

Mit freundlichen Grüßen, Professor M. McGonagall

Ich musste also nicht zur Schule. Naja, wenn ich sagen würde, dass ich mich darüber gefreut hätte, wäre das gelogen. Natürlich war das toll, aber ich war in dem Moment einfach nicht zu irgendeiner Art von Freude fähig. Zudem war dies mein UTZ-Jahr, in dem ich keinen Stoff verpassen wollte.

Schließlich öffnete ich den Brief meiner Schwester. Anscheinend kam ich nicht drum herum.

(J)ILY- James Potter and Lily Evans' LovestoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt