Nacht 20

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Ich freue mich darauf, ihn über Sterne reden zu hören, aber nach Stunden die ich alleine beobachtet habe, bezweifle ich, dass er noch kommt.

Wir haben uns nicht verabredet, dennoch dachte ich, wir würden uns treffen. Als es Zeit ist für mich zu gehen, sehe ich ihn einige Meter entfernt stehen.

"Seit wann bist du schon hier?", frage ich.

"Die ganze Zeit", antwortet er und kommt näher.

Ich verstehe nicht. Meine Blase zerspringt und die Ruhelosigkeit kehrt zurück.

"Es ist faszinierend, dir zuzuschauen, wie du die Sterne beobachtest, aber ich verstehe immer noch nicht, warum du es tust."

Und ich verstehe nicht, was das hier soll. Es erinnert mich an unsere erste Begegnung und ich will wieder weg laufen, doch diesmal nicht.

"Du bist nachts immer auf einem Friedhof. Das versteh ich auch nicht und frage auch nicht", entgegne ich mürrisch und lege mich wieder auf die Mauer. Der Frieden soll wieder über mich kommen, aber es klappt nicht.

"Indirekt jetzt schon", lacht er und kommt auf mich zu.

"Der hellste Stern ist Sirius und gehört zum Sternbild großer Hund. Er ist nicht immer zu sehen und irgendwann wird er wohl abhauen, weil viele denken, dass der Polarstern am hellsten ist. Aber nein, Sirius ist es."

Sirius. Ein toller Name für einen Stern. Meine Mundwinkel verschieben sich leicht zu einem Lächeln. Das erste Lächeln seit langem.

"Ich schaue sie mir an, weil sie mich beruhigen", murmel ich. Ich vertraue ihm. Auf eine verdrehte Art mag ich ihn und denke, dass uns etwas verbindet. "Wenn ich sie mir anschaue, kann ich atmen und es umgibt mich eine Stille, die ich sonst nie habe."

Mein Kopf dreht sich zu ihm. Er schaut auch mich an und ich kann sein Gesicht nicht sehen. Das hat mich nie gestört, bis jetzt.

"Und ich kann nicht loslassen und damit es niemand mitbekommt, komme ich nachts her."

Wir schweigen. Es gibt auch nichts zu sagen und als wir kurz vor Sonnenaufgang gehen, ist es kein stiller Abschied, sondern eine Verabredung für die nächste Nacht.

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