Eine Woche lang, jeden Tag um die gleiche späte Stunde, ziehe ich mich an, um zu laufen und die Sterne zu beobachten.
Ich laufe immer zu dem Ort, an dem ich sie wahrhaftig gesehen habe und die Ruhe über mich kam.
Ein Parkplatz von einem Friedhof.
Die ersten Tage starrte ich nur einige Minuten herauf, bis ich lange genug wieder atmen konnte, und lief weiter. Das Laufen machte mir nichts aus, dennoch bekam ich nie genügend Luft. Das beklemmende Gefühl in meiner Brust geht Hand in Hand mit der Ruhelosigkeit in meiner Seele.
Seit der 4. Nacht lege ich mich auf die breite Friedhofsmauer und starre lange in das weite Universum. Der kalte Asphalt und die Sterne schaffen mich in eine eigene Blase des Friedens, die mich bis in meine Wohnung begleitet, sodass ich wenige, aber erholsame Stunden Schlaf bekomme.
So liege ich hier auf der Mauer, hoffe, dass ich keinen Geist störe, betrachte Sterne und atme.
Atme ein. Atme aus.
"Du bist schon wieder hier."
"Verdammte Scheiße", rufe ich und falle von der Mauer.
Sie ist zwar breit, aber dennoch nichts gegen ein aufrichtiges und echtes Zusammenzucken.
Ein paar Meter weiter entfernt steht ein Mann. Ich sollte vielleicht beunruhigt sein, aber ich bin es den ganzen Tag, sodass ich es in meiner Blase des Friedens nicht sein kann. Aber ich bezweifle, dass es so bleiben wird. Die Blase platzt immer.
"Du bist schon wieder hier", wiederholt er, als hätte ich ihn nicht offensichtlich gehört und würde nicht auf dem Boden liegen.
"Und du hast mich verdammt nochmal erschreckt", sage ich mürrisch. Klopfe mich ab und stehe auf.
Es war kein tiefer Sturz, ich habe mir nicht sehr weh getan, aber der Fremde unter der Kapuze, ist mir zuwider. Vielleicht bin ich mir auch nur selbst zuwider, sodass ich alle anderen nicht in meiner Nähe haben will.
"Es tut mir leid."
Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Mir ist egal, ob es ihm leid tut. Verdammt. Im Endeffekt ist es mir sogar egal, dass ich gefallen bin und dass er mich anscheinend schon mal gesehen hat. Ich will in meine Blase zurück, die sich gerade selbst vernichtet.
"Aber du bist schon wieder hier und das verstehe ich nicht. Warum liegst du auf einer Mauer, die den Friedhof einzäunt?", fragt er.
Ich bekomme keine Luft mehr. Die Blase ist geplatzt. Meine Seele arbeitet und arbeitet. Das will ich hier nicht. Ich will ihn nicht.
"Spielt keine Rolle", murmel ich und laufe.
Laufe.
Laufe davon.

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Sternenhimmel
Krótkie OpowiadaniaZwei Unbekannte, ein Friedhof und ein gemeinsamer Sternenhimmel. Der Anfang einer besonderen Geschichte. Covermakerin und Betaleserin @CastleeltsaC