Kapitel 3

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Trost ist nicht Hilfe – aber Hilfe Trost.

Emanuel Wertheimer

Emanuel Wertheimer

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Eine Woche zuvor

»Bist du sicher, dass du das hinbekommst?« Katharina Michels schaute besorgt auf das weinende, etwa sieben Monate alte Baby, mit dem Sandra auf und ab wippte und es leicht schaukelte.

Nach Isas Unfall hatte Sandra nicht groß nachgedacht und sich beim Jugendamt informiert, wie es mit Finn weitergehen sollte. Und nun stand sie, nur wenige Tage später,  vor dem Stadtverwaltungsgebäude.

»Zu hundert Prozent, ja.«

»Die vom Jugendamt haben nichts gesagt?« Kathi musste etwas lauter reden, da das Kleinkind sich nicht beruhigen wollte.

Sandra runzelte die Stirn. »Wie meinst du das? Was sollen die denn sagen? Ich bin Finns Tante und die Frau vom Jugendamt hat gesagt, dass sie sie froh ist, dass sich jemand aus seiner Familie um ihn kümmern möchte. Sie meinte, dass er sehr gut bei mir aufgehoben ist.« Sandra fuhr sich mit den Fingern durch ihr langes Haar und blickte ihre beste Freundin entschlossen an. »Ich pack' das schon!«

»Bist du sicher? Du hast doch gar keine Erfahrung mit kleinen Kindern. Und dann hast du auch noch deinen Job hingeschmissen. Ist das echt in Ordnung für dich? Gab es väterlicherseits nicht auch noch Familie?« Kathi sah voller Skepsis und sichtlichem Unbehagen zu Sandra, deren Furchen auf der Stirn noch tiefer wurden.

»Also erstens habe ich meinen Job nicht hingeschmissen sondern erstmal Urlaub beantragt«, stellte Sandra richtig. »Und wenn das Vormundschaftsverfahren abgeschlossen ist, werde ich Elternzeit beantragen. Zwischendurch im Laden aushelfen kann ich ja vielleicht trotzdem.« Sandra sah zu Finn. »Zweitens kann ich mich jederzeit an Frau Steffens wenden, wenn ich irgendwelche Fragen oder Schwierigkeiten mit Finn habe. Und drittens«, sie hob trotzig ihr Kinn, »glaubst du etwa, bei jemand Fremdes oder der anderen Familie wäre der Kleine besser aufgehoben als bei mir?«

»Vielleicht? Du hast gerade so viel um die Ohren! Vielleicht ist ja einer von Jens Familie verheiratet. Das wäre doch bestimmt ...«

»Willst du damit sagen, dass ich nicht in der Lage bin, Finn aufzuziehen?« Sandras Stimme bebte und ihre Augen füllten sich mit Tränen.

»Natürlich nicht! Es ist nur ... Ich wundere mich, dass sie nur dich in Betracht gezogen haben.« Nun runzelte Kathi die Stirn.

»Haben sie ja vielleicht gar nicht. Ich kenne mich mit dem Prozedere nicht aus, aber ich vertraue darauf, dass die Mitarbeiter vom Jugendamt sorgfältig überprüft haben, wer dazu geeignet und in der Lage wäre, Finn bei sich aufzunehmen.« Sandra sah auf den Jungen in ihrem Arm, der noch immer leise weinte. »Ich schaff' das!« Sie schaute erneut zu ihrer Freundin und warf ihr diesmal einen bittenden Blick zu, die daraufhin ergeben seufzte.

»Okay, okay! Du solltest aber wenigstens Kontakt mit Jens Familie aufnehmen. Oder willst du ihnen etwa den Kontakt zu Finn verbieten?«

Sandra runzelte erneut die Stirn. »Quatsch! Ich habe bisher nur noch keine Zeit gefunden, entsprechende Namen oder eine Adresse herauszufinden.«

Meine Liebe kann wartenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt