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„Da seid ihr ja!" , ich unterbreche Ben und Zoe bei ihrer Unterhaltung.

„Ist ja nicht so als wären wir 10 Jahre weggewesen", belächelt Ben meine Erleichterung.

Wenn er bloß wüsste, dass er mich mal wieder unbewusst aus einer peinlichen Situation gerettet hat, würde er meine Reaktion nachvollziehen können.

„Mir ist bloß eingefallen, dass ich dringend nachhause muss! Ehm.." überlege ich „Mom meinte wir müssten unbedingt für ein weiteres Meeting Kleider kaufen!"

Die schnellste und gleichzeitig die dümmste Ausrede, die mir hätte einfallen können. Doch bei Zoe hat sie anscheinend Wirkung gezeigt. Ben weiß natürlich, dass ich definitiv nicht Feuer und Flamme wäre, Kleider kaufen zu gehen. Adam, der die unangenehme Lage zu Verantworten hat, wusste bestimmt ebenfalls, wie schwachsinnig die Ausrede war.

„Oh du musst mir auf jeden Fall zeigen, für welches du dich dann entschieden hast!", begeistert schaut Zoe mich an. Ich nicke daraufhin hektisch mit meinem Kopf.

„Also dann.. wir sehen uns morgen Zoe", Ben nimmt Zoe in eine schüchterne Umarmung.

Es ist schön zu sehen, dass die Beiden sich so gut verstehen. Ich muss Ben auf jeden Fall ausfragen, worüber sie so lange in der Bibliothek geredet haben. So groß ist sie nämlich nicht, dass sie eine knappe halbe Stunde für den Rundgang brauchen. Innerlich grinse ich in mich rein, als die Turteltauben sich voneinander lösen, dennoch sich keine Sekunde aus den Augen lassen wollen. Die Zwei können ihr Hundertwatt Lächeln nicht verstecken. Auch Adam hat einen zufriedenen Ausdruck im Gesicht. Ich frage mich echt, was die Zwillinge durchgemacht haben. Doch bis ich keine normalen zwei Sätze mit Adam reden kann, werde ich mich nicht in sein persönliches Leben einmischen.

„Langsam wirds echt unangenehm euch zu beobachten", fange ich an zu lachen.

Zoe dreht sich mit roten Wangen um und Ben wirft mir einen warnenden Blick zu, dem ich nur mit einer ausgestreckten Zungen erwidere. Wir verabschieden uns und jeder geht in seine Richtung. Ich schubse Ben auf dem Weg zum Auto leicht an und zeige ein Herz mit meinen Fingern.

„Ach leck mich doch" , schubst Ben mich zurück und dreht sich schnell zur Seite, doch ich sehe, wie rot seine Wangen werden.

„Benilein ist verliebt!"

„Nein!"

„Doch!"

„Nein!"

„Doooch!", säusle ich vor mich hin.

„Rose!", Ben wirft augenrollend die Autotür zu.

„Schon gut, schon gut!", lache ich.

Ben sagt kein Wort mehr. Nachdem ich mich angeschnallt habe und er losgefahren ist, drehe ich mich leicht in seine Richtung und grinse ihn dir ganze Zeit an. Langsam fangen seine Lippen an zu zucken, bis er endlich aufhört sich dagegen zu sträuben.

„Erzähl schon!"

„Ach Rose, das gibts echt nicht! Das Mädchen ist perfekt! Sie hat alle Herr der Ringe Teile gelesen und gesehen, sie ist unglaublich süß, wenn sie von ihrer Kindheit erzählt. Hast du das kleine Grübchen auf ihrer linken Wange gesehen? Und ihre Augen.. du weißt Frauen mit braunen Augen machen mich verrückt!", mit jedem Satz vergrößert sich sein Grinsen, wenn das überhaupt noch möglich ist. Nach jedem zweiten Wort schaut er immer wieder zu mir rüber, als würde er sich sicher gehen, dass er meine Aufmerksamkeit hat.

So glücklich habe ich ihn schon lange nicht mehr gesehen. Ein Stich in mein Herz zeigt mir, dass ich eine schlechte Freundin für ihn war. Ich habe mich so auf mein Leben und meine Probleme fokussiert, habe total Bens Sorgen vergessen. Seine verlorenen Freunde, sein müdes Gesicht, wenn er mal wieder zu lange am Lernen war oder nicht schlafen konnte, weil ihn die Gedanken an seine Zukunft plagten. Ich wusste, dass ihm das Thema nah geht. Er will seine Mutter nicht enttäuschen aber auch sich selbst nicht.

Eine kleine Träne wandert die Wange runter, die ich schnell wegwische, bevor er was bemerkt. In Zukunft werde ich Ben mehr zur Seite stehen. Ich helfe ihm bei seiner Entscheidung, werde bei den Gesprächen mit seiner Mutter dabei sein, werde seine Bedenken anhören und eine Lösung finden. Ich werde ihm Ratschläge für sein erstes Date mit Zoe geben, auch wenn er sich selbst bestimmt noch keine Gedanken darum gemacht hat. Ich werde ihn durch die Matheprüfung mit mindestens ausreichend bringen. Doch das wichtigste ist, ich werde ein offenes Ohr für ihn haben und meine albernen Gefühle zur Seite legen. Jetzt ist die Zeit für meinen besten Freund. Vielleicht sollte ich die Idee von Adam nicht verwerfen. Anstatt mit Adam Dinge erleben und Städte sehen, die Erfahrung lieber mit Ben machen. Warum kam ich nie auf den Gedanken?

Das Spiel mit dem BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt