Am nächsten Morgen stehen wir mit unseren Koffern vor Bens Haus, nachdem ich Denver von Eliza abgeholt habe und ihr versicherte, dass alles in Ordnung sei und wir uns um den Rest noch kümmern würden. Sie hatte zwar eine ungläubige Miene aufgesetzt, aber nachdem ihr Ben von unserem Vorgehen erzählt hat, gab sie sich damit zufrieden. Nathan bestand drauf mitzukommen, aber ich habe ihn nachhause geschickt und meinte, wenigstens einer von uns sollte etwas Schlaf bekommen. Ich war nicht in der Verfassung großartig zu diskutieren, das scheint auch er bemerkt zu haben. Er versicherte mir er kümmert sich um den Anwalt. Ich konnte nicht anders als ihm eine lange Umarmung zu geben. Ich sah wie Mom schmunzelte und Ben uns aus Adlersaugen beobachten. Da mir das zu unangenehm wurde, löste ich mich von ihm und verabschiedete mich, bevor wir in Bens Auto stiegen.
Mom blieb in der Einfahrt stehen und schaute das Haus mit großen Augen an. Ich weiß nicht, wann sie das letzte Mal Tanja gesehen hat, geschweige den bei ihr zuhause war. Man merkt ihr die Unsicherheit sofort an.
"Es wird schon alles gut gehen", versicherte ich ihr.
Mit einem gezwungenen Lächeln nickt sie und bleibt neben mir an der Haustür stehen. Ich war schon so oft in diesem Haus, bin praktisch wie eine Tochter für die Familie und doch fühlt es sich dieses Mal eigenartig an; Ben zu sehen, wie er die Haustür aufschließt, wie er seine Schuhe auszieht und uns ins Wohnzimmer begleitet.
"Weiß Tanja..?", mitten im Satz bricht die Stimme meiner Mom ab.
Ben und ich schütteln gleichzeitig mit dem Kopf. Ben hatte die Idee erst heute Nacht bekommen und konnte logischerweise seine Eltern noch nicht verständigen. Deshalb werde auch ich langsam nervös. Es ist ungewohnt Jemanden nach Hilfe zu fragen, nachdem man Jahrelang verheimlicht hat, dass es überhaupt Probleme gibt. Wer weiß wie Tanja drauf reagieren wird. Wird sie uns ohne Bedenken aufnehmen? Oder muss ich doch Nathans Angebot annehmen?
Sie nickt mit dem Kopf und setzt sich auf das Sofa. Ich setze mich daneben und Ben verschwindet aus dem Wohnzimmer.
"Ich glaube das war keine gute Idee... Tanja und ich haben uns vor langer Zeit heftig gestritten. Dein Vater war nicht ganz unschuldig", sie wirft mir einen Seitenblick zu und fährt mit Tränen in den Augen fort "Sie hatte mir damals schon gesagt, dass ich Robert verlassen soll. Wenn ich zu dumm wäre es meinetwegen zu tun, dann wenigstens aus Liebe zu dir. Aber ich konnte mir diese Peinlichkeit nicht antun. Ich habe immer wieder gesagt, er wird sich ändern. Es war nur ein Ausrutscher und er wird das doch niemals bei der eigenen Tochter wagen."
Ich merke, wie Mom anfängt zu zittern, doch ich kann mich keinen Millimeter rühren. Sie wusste es nicht, redete ich mir immer wieder in meinen Gedanken ein. Sie wusste nicht, dass er so ein Monster ist. Aber sie hätte es ahnen können. Hätte sie doch auf Tanja gehört, hätte sie uns einiges an Leid erspart.
"Mom, ich..", ich räusper mich "Ich weiß nicht was ich sagen soll. Ich kann dir unmöglich die Schuld an seinem Verhalten geben, aber die letzten Jahre waren nicht einfach für mich und du hast nur zugesehen.."
Auch mir steigen langsam die Tränen in die Augen. Sie versucht verzweifelt nach meiner Hand zu greifen, aber ich ziehe sie weg und schüttel mit dem Kopf. Sie verzieht ihr Gesicht zu einer schmerzhaften Grimasse "Rose..".
"Lass mich bitte ausreden, sonst verliere ich noch den Verstand. Ich habe mir die letzten Jahre so viel Stress gemacht die perfekte Alles zu sein; die perfekte Tochter, die perfekte Schüler, die perfekte Freundin, dass ich nicht mal gemerkt habe, wie mich mein Freund mit meiner besten Freundin betrogen hat. Ich habe immer mir selbst die Schuld gegeben, wäre ich doch besser gewesen, dann wäre das doch alles nicht dazu gekommen. Und das alles nur weil ausgerechnet dieser Mann den größten Einfluss auf mich hatte. Wärst du wenigstens abends zu mir gekommen und hättest mich aufgemuntert, hättest mit mir geredet und mir das Gefühl gegeben, dass ich wirklich was Wert bin. Du weißt nicht, was das mit einem pubertierenden Mädchen macht, was sowieso schon mit dem ständigen Druck hübscher, schlauer, dünner zu sein, hat. Du hast mich alleine gelassen.. Aber ich bin nicht nachtragend Mom. Ich werde dir das definitiv nicht ständig unter die Nase reiben, doch ich möchte, dass du wenigstens einmal gehört hast, wie ich mich fühle.."
Sie setzt an darauf zu antworten, doch ich schüttel erneut den Kopf "Bitte Mom. Ich will keine Begründungen, keine Ausreden hören. Lass uns einfach warten bis Tanja wach ist und erstmal unsere Situation einigermaßen unter Kontrolle zu kriegen."
Wie aufs Stichwort kommt Ben mit seiner Mutter ins Wohnzimmer.
"Liz..", Tanjas geschockter Blick schweift zwischen mir und meiner Mom hin und her.
"Tanja..", murmelt Mom und steht auf. Die beiden Frauen gehen gleichzeitig aufeinander zu, schließen sich in die Arme und schluchzen los.
"Ich glaube wir lassen euch jetzt mal alleine", ich stehe auf und folge Ben in die Küche.
"Kaffee?", ich fange an zu gähnen und nicke.
Ohne ein Wort zu sagen, setze ich mich an den Esstisch und beobachte Ben, wie er mir einen Kaffee macht. Im Hintergrund höre ich die Stimme meiner Mom, wie sie Tanja von den letzten 24 Stunden erzählt. Ich glaube die Beiden haben mehr zu besprechen als nur das. Aber fürs erste muss das reichen. Ich lehne mich nach hinten und schließe meine Augen und atme tief ein und aus. Ich kämpfe gegen die Tränen. Wann ist der Moment gekommen, in dem mein Leben eine Katastrophe wurde? Was habe ich gemacht, dass ich das verdient habe?
"Ich glaube das werden lange Therapiesitzungen für die Forbes Damen."
Mit geschlossenen Augen lache ich über Bens Aussage. Was würde ich bloß ohne diese Familie machen?
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Nachdem ich mir definitiv viel zu viel Zeit genommen habe, habe ich mich von booktok inspirieren lassen, weiter zu schreiben. Ich muss aber gestehen, dass ich sogar lange Zeit mit dem Gedanken gespielt habe, die Geschichte abzubrechen und nicht mehr weiter zu schreiben. Doch ich kann mich einfach nicht von Ben und Nathan verabschieden.
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Das Spiel mit dem Badboy
Teen FictionFortsetzung von der Pakt mit dem Badboy Nachdem Nathan Rose klar gemacht hat, dass er ihre Gefühle nicht erwidern kann, versuchen Beide ihre Freundschaft trotz dessen nicht aufzugeben. Vor allem für Rose ist die Situation besonders schwierig, doch...