Kapitel 1: Lotte

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Ich sitze im Unterricht. Geografie, irgendwas über den Klimawandel, ich höre nicht zu. Meine Gedanken sind bei ihm. Das Treffen von letzter Woche ist noch zu präsent, wie er meine Hand nahm und dabei vorsichtig das Lächeln anfing. Wie seine Lippen sich verformten und seine Augen zu glänzen begannen. Die blauen Augen, obwohl vielleicht eher blau-grün, sie leuchten, wenn er glücklich ist noch stärker. Wie sie mich ansehen, ruhig, vertraut, glücklich, verliebt?
„L-O-T-T-E!" Riss mich Herr Stiehl plötzlich aus meinen Gedanken, „sind die noch bei uns?" „Ähm ja Klar", log ich. „Könntest du uns dann vielleicht auch deine Hausaufgaben vorlesen?" Jetzt dämmerte es mir, mist die hatte ich doch gestern Abend noch machen wollen, aber da stand mir der Kopf ganz woanders. Was sag ich denn jetzt nur? „Ja natürlich, aber ich dachte nur wir sollten uns bloß Gedanken machen und nichts schreiben", improvisierte ich. „Ok Lotte, dann sag uns doch immerhin worüber du denn nachgedacht hast."
„Ähm ja klar, also ich dachte mir, wenn man nun beispielsweise Ähm beim Duschen das Wasser immer ausmachen würde, könnte bereits viel Wasser gespart werden und das wäre gut für den Klimawandel und hm beim Zähneputzen-" „ist gut Lotte, danke für deinen Beitrag, aber bitte mache nächstes mal einfach deine Hausaufgaben und versuche von nun an am Unterricht teilzunehmen." „äh ja bitte entschuldigen sie" stotterte ich. Und her Stiehl setzte den Unterricht fort.

Doch ich konnte nicht lange folgen, denn schnell wanderten meine Gedanken wieder zu ihm.
Wir waren lange Freunde gewesen, doch dieses Treffen war anders. Die Stimmung zwischen uns, irgendwas war geschehen seitdem wir uns das letzte mal gesehen haben. Und das ist tatsächlich auch eine ganze Weile her, denn mein Freund wollte nicht, dass ich Kontakt zu ihm habe, er behauptete immer, er würde Gefühle für mich haben.

Ich fand das immer schwachsinnig, aber heute, beim ersten Treffen ohne die anderen Jungs aus Henrys Gruppe, da war etwas anders. Da verstand ich mit einmal, was John, mein Ex, meinte. Da war weniger Distanz zwischen uns und Runde um Runde die wir um den Stadtsee gingen, sank sie immer weiter. Wir sprachen leiser, wir schauten uns mehr an. Und wenn er mir in meine Augen schaute, glaubte ich die Welt um mich herum nicht mehr zu kennen, alles war neu, aber auf eine Art und Weise die ich nie erklären könnte, als würde ich es doch schon ewig kennen.

Es läutete, Pause, dachte ich, jetzt hätte ich nur noch Kunst. Doch ging ich zum Schulleiter und meldete mich krank, ich fühlte mich heute nicht nach noch mehr Menschen, die mich womöglich fragten, was ich am Wochenende gemacht hatte. Meiner Mutter sagte ich, ich hätte Bauchschmerzen und ging ins Bett

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