Kapitel 2 : Eine Gedankenreise

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Mein Vater hatte sich bis zu dem Zeitpunkt, als er wegging und nie wiederkehrte, sehr verändert.
Er hatte irgendwie eine Alkoholsucht aufgebaut, vielleicht wusste er da schon, das meine Ma Krebs hatte.
Jedenfalls konnte ich damals die Gründe für seine Sucht nicht nachvollziehen, dafür war ich noch zu klein gewesen.
Meine beiden Eltern hatten sich oft wegen des Alkohols gestritten und sich angeschrien. Da bin ich dann meistens auf mein Zimmer gerannt und habe geweint. Ich wollte einfach nicht wahrhaben, dass wir keine vernünftige Familie waren und andere schon. Außerdem hatten beide mir immer Angst gemacht, wenn sie sich so heftig angegiftet haben.

An einem Nachmittag immer Sommer dann, artete die Situation aus: Er hatte meine Mum mal wieder behandelt, als wäre sie seine Dienerin und nicht seine Ehefrau. Ich habe ihn aus dem Wohnzimmer schreien hören: ,, Saskia, hol mir noch ein Bier!"
Diese war dann aus dem Bad herausgekommen, wo sie vorher vermutlich geputzt hatte, denn sie hatte immernoch einen Lappen in der Hand gehalten, und fing an zu diskutieren. ,, Hol dir doch selbst dein dummes Gesöff, ich bin doch hier nicht für alles zuständig! Und außerdem habe ich dir doch gesagt, du sollst nicht mehr so viel Trinken, denk doch mal an deinen Sohn."
,, Du holst mir jetzt was zu Trinken Fräulein, sonst..." Meine Mutter unterbrach ihn: ,, Sonst was?"
Eine schallende Backpfeife war seine Antwort gewesen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich alles still verfolgt, aber dann war es mir zu viel geworden und ich war nach oben in mein Zimmer geflüchtet.
Dann war erneut ein Schrei zu mir gedrungen. Ich hatte so etwas wie ,, Ja dann geh doch!" verstanden, kurz darauf hatte ich meinen Papa wutentbrannt aus dem Haus stürmen sehen und ich hatte ein Schluchzen vernommen, was von meiner Mutter gekommen sein musste.

Die Wut und der Schmerz über den Verlust der beiden hält noch bis heute an. Allerdings reißt mich ein stechender Geruch aus meinen Gedanken. Ich folge also der Duftspur und gelange schließlich in die Küche, wo ich zwei sehr verbrannte Eier in der Pfanne vorfinde. ,, Och schei*e man!", entfährt es mir.
Schnell hole ich beide mit einem großen Holzlöffel aus der brutzelnden Butter. In einem Schrank links oben entdecke ich die Teller und tue mir auf. Die Leberwurst lege ich daneben und den Apfelsaft schütte ich mir in ein, vorher rausgeholtes, Glas. Zurück am Esstisch betrachte ich meine Mahlzeit. Sieht wegen des verbrannten Eies zwar schäbig aus, aber immer noch besser als irgendwas Vergammeltes aus einer x-beliebigen Mülltonne. Gierig verschlinge ich alles und renne danach wieder in die Küche, um mir Hände und meinen Mund abzuwaschen.
Nach langer Zeit mal wieder mit vollem Magen, entschließe ich mich, hier für eine Nacht zu rasten. Erst jetzt fällt mir auf, das ich noch meine dreckigen Schuhe an habe und überall Erde verteilt liegt. Also muss ich mich nach einem Staubsauger umsehen. Ich durchsuche nach und nach das ganze Haus und erkunde es gleichzeitig ein bisschen. Nach circa 10 min Suchen, finde ich das gesuchte Werkzeug dann in einer Abstellkammer. Ich Idiot, da hätte ich wohl am besten zuerst geguckt. Naja, jedenfalls mache ich mich daran, alle Spuren weg zu saugen. Nachdem alle Krümmel entfernt sind bringe ich den Staubsauger wieder an seinen ursprünglichen Platz zurück. Nun kann ich mich endlich hinlegen und ein bisschen Schlaf bekommen. Ich wette, das Bett wird super weich sein, ich bin schon lange nicht mehr in den Genuss eines solchen Komforts gekommen. Das Schlafzimmer befindet sich im 1. Stock, also laufe ich voller Vorfreude die Treppe hoch. Ich schmeiße müde meinen Rucksack zu Boden und ziehe alles, bis auf meine Hose, aus. Dann lege ich mich langsam in das ordentliche Schlafgemach. Es nimmt mich willig auf und ich versinke förmlich in der Bequemlichkeit. Alle meine schmerzenden Glieder danken es mir augenblicklich und nach kurzer Zeit reißt es mich in das Land der Träume.

Am nächsten Morgen reißt mich ein Geräusch aus dem unteren Teil des Hauses aus meinem langersehnten Schlaf.
Urplötzlich bin ich hellwach und sitze kerzengerade im Bett. Konnte die Familie schon wieder zurückgekehrt sein?

Mein Leben als DiebWo Geschichten leben. Entdecke jetzt