Kapitel 4: Emely

178 12 2
                                    

Da steht sie nun, das Mädchen. Ich hatte meinen Kopf erhoben, um zu sehen wie sie aussieht und jetzt schauen wir beide uns an. Ich bin überrascht, das sie nicht losschreit, wegrennt, ihre Eltern ruft oder sonst irgendwie reagiert. Sie sieht mich nur an. Dann eröffnet sie doch das Gespräch : ,, Wieso bist du hier? " Ich zögere erst, ob ich ihr nicht irgendwelche wirren Lügengeschichten auftischen soll, aber irgendwie bringt mich ihre Ausstrahlung dazu, die Wahrheit preiszugeben. Nur wo soll ich anfangen, damit sie es auch verstehen kann? Ich entschließe mich, ihr alles Wichtige aus meiner Vergangenheit, natürlich in Kurzform, zu erzählen. Überraschenderweise hört sie die ganze Zeit über aufmerksam zu und unterbricht mich kein einziges Mal. Als ich fertig bin, nickt sie mir in Gedanken versunken zu, sie scheint sehr nachdenklich. Ich finde ich sollte erstmal ihren Namen wissen. ,, Wie heißt du eigentlich?"
,,Oh, ach ja. Wo sind bloß meine Manieren geblieben."
Sie macht einen kleine Pause und sagt dann: ,, Emely, ich heiße Emely." Schöner Name, denke ich mir, aber es geht nicht über meine Lippen. Ich muss ihr diese Frage irgendwann stellen: ,,Und... was machst du jetzt mit mir?" Ich hoffe sie wird mich nicht verpetzen, aber irgendwie hat sie so etwas an sich. Ich kann es nicht erklären, aber irgendetwas sagt mir, das sie es nicht tun wird. Und ich soll Recht behalten, denn sie sagt mit einem Lachen zu mir: ,, Mach dir nicht gleich ins Hemd, ich sage nichts." Das wundert mich nun doch, wieso sollte sie das tun? Emely hält mir ihre Hand und fordert mich auf aufzustehen. Ich packe ihren Arm und ziehe mich hoch, bis ich aus der Badewanne steigen kann. Nun stehen wir nur einige Zentimeter von einander entfernt und ich kann ihr tief in die Augen blicken. Sie haben einen sanften Braunton. Erst jetzt bemerke ich das die Situation ein bisschen peinlich ist, deswegen trete ich eine Schritt zur Seite und kratze mich am Hinterkopf. ,, Ich finde du solltest mal ein Bad nehmen!", meint sie. Oh Mist, ich rieche wohl wirklich nicht so angenehm. Also sage ich verlegen: ,, Ja du hast vermutlich Recht. Darf ich denn..." Sie unterbricht mich: ,, Klar, ich kann meinen Eltern sagen, dass ich duschen gehe und dann brauchst du dir keine Sorgen zu machen, dass sie dich entdecken. Ich bleibe einfach in meinem Zimmer."
,, Oh, vielen Dank. Das kann ich jetzt echt gebrauchen. Ich schulde dir wirklich was.", sage ich dankbar und so verlässt sie den Raum, nachdem sie mich noch mit einem Lächeln beschenkt.
Als ich meine Sachen ausziehe, um anschließend wieder zurück in die Wanne zu gehen, höre ich ihre Stimme, also hält sie ihr Wort und ich kann mich in Ruhe abbrausen. Im Strahl des entspannenden, warmen Wassers komme ich in Gedanken nochmal zu diesem Mädchen zurück. In gewisser Weise fasziniert sie mich, aber ich kann sie noch nicht komplett beurteilen. Aber auf jeden Fall hat sie ein hübsches Gesicht. Ich werde sie gleich auf jeden Fall nach ihrem Alter fragen, vermutlich ist sie auch ungefähr so alt wie ich. Nur die Frage ist, wie geht es danach weiter? Ich traue ihr noch nicht vollständig, aber wenn sie mich verpetzen wollen würde, wieso hat sie es dann noch nicht getan? Oder ist sie gerade unten und ich bekomme gar nichts davon mit, wenn die Polizei gleich vor der Tür steht und mich verhaften will?

Mein Leben als DiebWo Geschichten leben. Entdecke jetzt