Kapitel 7

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Die nächsten Wochen flogen nur so dahin. Ich war ziemlich gut ausgebucht, hatte nur selten die Gelegenheit mit meiner besten Freundin Sophia richtig zu quatschen. Daher nahmen wir uns beide einen Abend frei um wieder einen Mädels-Abend zu machen. Mit gutem Essen, Wein und Musik lümmelten wir beide auf unserem Sofa und erzählten uns all das, wozu wir die letzten Wochen nicht gekommen sind. Sophia gab gerade sämtliche Details ihrer letzten Verabredung zum Besten, in der ihr Kunde wohl einen ziemlich ausgeprägten Fußfetisch gehabt hat. »... Mad, ich sag dir, so viel Aufmerksamkeit haben meine Füße ihr ganzes Leben noch nicht bekommen!« Lachend wischte sich meine beste Freundin die Tränen von der Wange. Ich habe nun auch schon einiges in unserer Branche erlebt, aber sowas gehörte definitiv nicht dazu. Ein plingen meines Smartphones kündigte mir eine eingehende Nachricht an.

// Darling, Shawn Scott hat dich für kommende Woche gebucht. Passt es dir Mittwoch? Für mehr Details ruf mich an! L. //

Überrascht blickte ich auf die Nachricht, die meine Agentin mir geschickt hat. So, so. Shawn Scott möchte sich also nochmal mit mir verabreden? Ich hatte schon gar nicht mehr damit gerechnet. Seit unserer letzten und einzigen Verabredung hatte ich nichts mehr von ihm gehört, was ich sehr schade fand. Ich fand diesem Mann mehr als Interessant und vor allem rätselhaft. Es juckte mich in den Fingern mehr über diese Person herauszufinden. »Sophia, sieh dir das an.« Ich hielt ihr mein Smartphone unter die Nase und auch meine beste Freundin zog überrascht die Augenbrauen nach oben. Lachend sagte sie »Vielleicht lässt er dich diesmal ran...« Spielerisch boxte ich ihr auf den Arm. »Hahaha. Ohne Frage, abgeneigt wäre ich keinesfalls. Ich bin gespannt, was mich dieses Mal erwartet.«

Es tat so gut, wieder nur einen Abend mit meiner besten Freundin zu verbringen. Einfach quatschen, ein schönes Gläschen trinken und Weibergespräche.

...

In der kommenden Woche meldete ich mich bei meinen Eltern. Wir versuchten, mindestens einmal die Woche zu telefonieren. »Liebes, schön das du dich meldest. Wie geht es dir? Was macht der Job? Alles gut?« Das war quasi die Standartbegrüßung meiner Mutter. Und wie fast immer kam die Standartantwort. »Hey Mom, mir geht es gut, danke. Im Job und auch sonst läuft alles bestens. Wie geht es dir und Paps?« Meine Eltern wussten nichts von meinem eigentlichen Job. Ich möchte sie damit nicht belasten, da die beiden sehr konservativ sind. Meine Mom würde vermutlich um meine Seele beten, wüsste sie, was ich in meinem Beruf alles treibe. Wenn es nach meinen Eltern ginge, wäre ich längst schon verheiratet, hätte zwei Kinder und ein kleines Häuschen in Bloomington. Vorzugsweise in direkter Nachbarschaft, damit sie ihre Enkelkinder sehen könnte, wann immer sie wollen. Aber die beiden haben meine Entscheidung akzeptiert, mich erstmal auf mich und meine Karriere zu konzentrieren. Wobei diese in meiner jetzigen Branche keinerlei große Bedeutung hat. Ich habe allerdings auch nicht vor, den Job als Escort mein Leben lang zu machen. Denn irgendwann möchte ich wirklich sesshaft werden und eine eigene Familie gründen. Doch das hat noch Zeit.

Ich versprach meiner Mutter, sie ganz bald wieder besuchen zu kommen. Meine Eltern fehlten mir unheimlich, alle paar Monate nahm ich mir mindestens eine Woche frei um nach Bloomington zu fahren. Ich werde mit meiner Agentin Liza demnächst meinen Kalender durchgehen und schauen, wann es am besten passt.

Nach dem Gespräch mit meiner Mutter rief ich Liza an, um die Details für das Treffen mit Shawn Scott durchzugehen. »Honey, dass muss Telepathie gewesen sein. Gerade wollte ich dich auch anrufen...« lachte sie kehlig in den Telefonhörer. »Also, wie ich dir bereits in der Nachricht geschrieben habe möchte dich Mr. Scott am Mittwoch treffen. Passt das bei dir?« Kurz überlegte ich, hatte aber an dem Tag bisher noch nichts geplant. »Mittwoch klingt super.« »Gut...« murmelte sie und im Hintergrund hörte man einige Blätter rascheln. »...er hat dich soweit ich es seiner Mail entnehme für den ganzen Tag gebucht. Kleidung legere, du sollst dir eine Tasche mit Sportkleidung mitnehmen. Du weißt wo das CrossFit ist? 07:30 Uhr sollst du dort sein.« Okay... Ich wusste bereits, dass Shawn Fitnesstrainer ist, vielleicht wollte er mich mit in sein Studio nehmen. An sich klang das sehr vielversprechend. Ich machte gerne Sport und war gespannt was mich Mittwoch erwartete. »Falls sonst noch Wünsche dazukommen, melde ich mich nochmal bei dir. Die Bezahlung ist auch schon abgewickelt. Viel Spaß Süße. Meldung wie immer. Bye.« Kurz und knapp, so kannte ich meine Agentin.

Mittwochmorgen stand ich pünktlich 07:30 Uhr vor dem CrossFit und wartete auf meinen Kunden. Ich war gespannt, was mich an diesem Tag erwarten würde. Wie gewünscht hatte ich meine Sportsachen mitgebracht und mein Outfit legere gehalten. Sneakers, eine enge Jeans, die meinen Po zur Geltung brachte, Top und eine leichte Jacke. Meine blonden Haare hatte ich zu einem lockeren Knoten zusammengebunden und bis auf eine Tagescreme auf jegliches Make-Up verzichtet. Zum Glück gehörte ich zu den Frauen, die sich ohne weiteres auch so in der Öffentlichkeit zeigen konnten. Mir wurde oft auch schon geraten, ganz auf Make-Up zu verzichten, meine natürliche Schönheit bräuchte keine Verbesserungen. Mein Gedanke dabei war allerdings, dass Make-Up beim Sport eh nur verlaufen würde.

»Madlene, schön das du gekomme bist!« Shawn kam aus dem Gebäude, in dem sich das CrossFit befand, strahlend auf mich zu. Er trug bereits Trainingsbekleidung, bestehend aus einer knielangen Shorts und einem enganliegenden Muskelshirt. Ich musste mich sehr zusammen reißen, nicht mit offenem Mund zu starren. Dieser Mann vor mir war sowas von durchtrainiert. Jeder Muskel war definiert, Schultern und Arme gestärkt von der harten Arbeit. Absolut heiß. Wie auch schon bei unserem ersten Treffen zog er mich in seine Arme und küsste die Stelle knapp unter meinem Ohr. Eine Gänsehaut überzog meinen ganzen Körper, sein betörender Duft umgab mich vollkommen. Es war eine ganz spezielle Mischung, ich konnte sie nicht genau beschreiben. Irgendwas zwischen einem teuren Parfüm und einer mir unbekannten Komponenten. Einfach göttlich. »Ich dachte, ich zeige dir heute mein Studio und was genau ich so mache. Und wenn wir schon mal dabei sind, testen wir gleich deine körperliche Fitness...« zwinkerte er kokett. Ich würde mich selbst als ziemlich fit einschätzen. Zwar ging ich in kein Fitnessstudio, doch wenn es sich ergibt laufe ich mit meiner besten Freundin ein paar Runden und zwei Mal die Woche besuche ich einen Zumba-Kurs. »Ich bin gespannt...« gab ich genauso kokett zurück. Währenddessen führt er mich, die Hand besitzergreifend auf meinem unteren Rücken liegend, in das Gebäude.

Tagebuch eines EscortsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt