Wenig später kam ich nach Hause, wo bereits meine beste Freundin auf mich wartete. Sobald Sophia mich erblickte, sprang sie von der Couch, verschüttete beinah etwas von ihrem Getränk und kam auf mich zugestürmt. »Mad, Mad, Mad... wie war es?«, plapperte sie auch sogleich los. Das war quasi unser „Ding", wenn eine von uns mit einem Kunden aus war. »Fantastisch, wie immer...«, zwinkerte ich daher. Ich streifte mir meine Manolos von den Füßen und warf meine Handtasche achtlos in die Ecke. Zielstrebig ging ich in die Küche, um mir ebenfalls ein Glas Rotwein einzuschenken. Sophia folgte mir, ließ sich auf einen Stuhl zu meiner linken plumpsen und nippte an ihrem Drink. »Chase wird das Jobangebot annehmen. Daher werde ich einen meiner besten Kunden verlieren...«, seufzte ich und trank ebenfalls von meinem Wein. »Das tut mir leid Süße. Schade um den Mann. Er war so ein Sahneschnittchen...« grinste meine beste Freundin vor sich hin. Sophia hatte Chase einmal kurz kennengelernt, als wir uns in einer Bar verabredet hatten.
»Nicht nur das... der Sex war fantastisch...«, fiel ich in ihr Grinsen ein und dachte an den vergangenen Abend. »Chase hat mir sogar eine Art „Ersatz" für sich angeboten...« Sophias Augenbrauen schnellten in die Höhe und wartete, dass ich fortfuhr. »Er meinte, er habe einem guten Freund ein Foto von mir gezeigt, erzählt, was ich mache und jetzt wolle er mich kennenlernen. Natürlich alles über die Agentur...«, setzte ich schnell hinterher. »Irgendwie ist das seltsam. Ich weiß nicht recht, ob ich das Angebot annehmen soll...« Bisher haben sich immer die Klienten bewusst auf unserer Website nach einem Escort umgesehen. Doch von einem meiner Stammkunden vorgeschlagen zu werden, ist mir bisher auch noch nicht passiert. »Lass ihn von Liza checken. Wenn es lukrativ ist und er obendrein noch gut aussieht, geh mit ihm aus. Wenn er sich später als totale Pfeife entpuppt, freu dich über das Geld. Mit ihm in die Kiste zu springen ist schließlich kein Muss.« zwinkerte sie. Für ihre unbekümmerte Art liebte ich Sophia.
»Und wie war dein Abend? Solltest du dich nicht heute mit Liam treffen?« Wie Chase einer meiner ersten Kunden war, so war Liam einer von Sophias Ersten. Gedankenverloren spielte sie am Rand ihres Glases herum. »Er hat mir schon wieder abgesagt. So langsam mache ich mir ernsthafte Gedanken. Das ist nun schon das dritte Mal.« Mitfühlend strich ich ihr über den Arm. »Das brauchst du sicher nicht. Vielleicht hat er einfach zu viel um die Ohren. Ich meine, sieh dich an. Wer kann einer Frau wie dir widerstehen?« Meine Worte meinte ich todernst. Sophia war um einiges kleiner als ich, gerade mal 1,55m groß. Ihr Körper war zierlich, sie wurde aber mit riesigen Brüsten gesegnet. Die Haare schwarz wie die Nacht und lockig, das Gesicht umrahmt von zig Sommersprossen. Ihre Erscheinung ließ in jedem Mann den Beschützerinstinkt hervorrufen. Irgendwie schaffte sie es, mit ihrer kessen Art nirgendwo anzuecken.
...
Wir saßen noch so lange zusammen, bis die Weinflasche geleert war. Da es mittlerweile schon weit nach Mitternacht war, beschlossen wir zu Bett zu gehen. Morgen war mein freier Tag, ich hatte einiges zu erledigen und wollte bei der Agentur vorbeischauen. Als 08:00 Uhr mein Wecker klingelte, schwang ich mich aus dem Bett, unter die Dusche und machte mich für den Tag fertig. Die Temperaturen waren sommerlich warm, weshalb ich mich für ein leichtes Kleid und Sandalen entschied. Meine Haare steckte ich zu einem lockeren Dutt zusammen und schob mir eine Sonnenbrille auf die Nase. Ich brauchte einige Sachen aus der Drogerie, hatte einen Termin bei meiner Frauenärztin und mein allmonatiger Frisörtermin stand auf der Liste. Zum Mittagessen holte ich mir ein Sandwich und kurz darauf traf ich bei meiner Agentur ein. Diese lag in einem mehrstöckigen Gebäudekomplex und die große Tafel vor den Fahrstühlen verkündete, dass sich das Pleasure im 69. Stock befand. Sehr passend übrigens.
Die Türen öffneten sich nur in der Etage, wenn man im Fahrstuhl einen passenden Code eingab. Wenn jemand Kontakt aufnehmen wollte, musste er dies über unsere Website tun. Eine Empfangsdame gab es nicht, daher ging ich geradewegs auf Liza's Bürotür zu, die immer offenstand. »Madlene, Schätzchen. Schön dich zu sehen!« Meine Agentin erhob sich von ihrem Schreibtisch und kam auf mich zu. Wie immer war sie perfekt gestylt, die dunklen Haare hochgesteckt, in einem maßgeschneiderten Kostüm, was perfekt ihre weiblichen Rundungen zur Geltung brachte. Auf ihrer Stupsnase saß eine Brille, dahinter braune, ruhige Augen. Ihr Gesicht war herzförmig, geschminkt, ein kussroter Mund betonte die geschwungenen Lippen.
Liza gab mir jeweils links und rechts einen Luftkuss, bevor sie mich bat mich zu setzen. »Sehr schade um Chase Williams, Liebes. Er hat immer gut bezahlt...«, seufzte meine Agentin. »...allerdings habe ich schon einen neuen Interessenten für dich. Sein Name ist Shawn Scott, er ist 30 Jahre alt, arbeitet als Personalcoach in einer großen Fitnesskette und ist der Sohn eines erfolgreichen Geschäftsmannes. Vielleicht hast du schon von Scott Industries gehört? Sie produzieren alles für erneuerbare Energien. Teile für Windkrafträder und so weiter.« Bewusst sagte mir der Name Scott Industries nichts, aber mit diesen Themen befasste ich mich auch eher selten. »Ich schicke dir ein paar Fotos und seine Wünsche per Mail. Gib mir einfach Bescheid.« Liza gab uns Mädchen bei neuen Klienten immer ein paar Tage zum bedenken. »Das ist lieb, danke. Stehen sonst noch Termine diese Woche für mich an?« Ich zückte meinen Kalender, um alles durchplanen zu können. »Hmm, diese Woche bisher nicht. Es sei denn, du willst dich mit Shawn Scott treffen. Nächste Woche hat dich Michael Johnsson gebucht. Für den Abend und die ganze Nacht, wenn du willst...«
Michael. Ein paar Mal war ich schon mit ihm Essen gewesen. Im besten Alter, wusste er, wie er eine Frau um den Finger zu wickeln hatte. Sex hatten wir bisher noch keinen gehabt, ich wusste allerdings, dass er sich einen Dreier wünschte. Eine Fantasie, die ich mir selbst noch nicht erfüllen konnte. Ob es sich dabei um zwei Männern, oder einem Mann und einer Frau handelte, war mir gleich. Das Michael mich für die ganze Nacht angefordert hatte, klang sehr vielversprechend. Ich beschloss es einfach auf mich zukommen zu lassen und spontan zu entscheiden.
...
Als ich nach Hause kam, fand ich unsere Wohnung leer vor. Soweit ich wusste, traf sich Sophia mit ihrer Mutter auf eine Tasse Kaffee. Was mich unweigerlich an meine Mom denken ließ. Leider konnten wir uns nicht einfach mal so treffen. Zusammen mit meinem Dad wohnten sie immer noch in meinem Elternhaus in Bloomington, Minnesota. Ich vermisste beide sehr. Doch nach meinem Studium wollte ich raus aus der Heimatstadt und die Welt entdecken. Besonders weit bin ich jedoch noch nicht gekommen. Meine Eltern wissen nichts von meinem Job - und das war auch ganz gut so. Ich hatte Betriebswirtschaft studiert, kurz danach in einem bekannten Unternehmen angefangen, bis sich mir der Escort-Service-Job bot. Beide denken immer noch, dass ich dort arbeite. Sooft es ging, besuchte ich sie und allmählich war es wieder an der Zeit. Ich nahm mir vor, bald eine Woche dafür frei zu nehmen.
Nach dem ich meine Einkäufe verstaut und mir eine Tasse Kaffee zubereitet habe, beschloss ich mir die Unterlagen, die Liza mir geschickt hat, genauer anzuschauen. Dann wollen wir mal sehen, wer Shawn Scott ist...
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Tagebuch eines Escorts
RomanceMadlene ist ein Escort-Girl und liebt ihren Job. Doch als ein neuer Kunde in ihr Leben tritt, scheint sich alles für sie zu ändern. Sie liebt ihren Job, doch kann sie ihn weiterhin ausüben, wenn sie insgeheim Gefühle für einen ihrer Kunden entwickel...