Prolog

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"Einen noch Martin." murmelte Nele und deutete auf ihr Schnapsglas.
Der Mann an der Bar seufzte und füllte nach. Was sonst sollte er tun? Wenn die Chefin sagte 'einen noch' dann würde er ihr 'einen noch' einschenken.
"Kannst du mir die Logik dahinter erklären? Hm?" fragte sie Sinnbefreit. Sie war mittlerweile so betrunken das sie nicht mehr daran dachte das Martin das Gespräch welches sie in ihrem Kopf geführt hatte, nicht mitverfolgt hatte. Wie auch? Gedanken zu lesen war keine Gabe von ihm.
"Ich weiß nicht um was es geht meine Liebe." seufzte er. Und wandte sich dem Gast zu der sich zwei Hocker weiter an die Theke setzte.
"Wieso fragt er mich ob ich ihn Heiraten will und bumst dann Larissa?" fragte sie viel zu laut.
Martin zog die Stirn kraus und warf dem neuen Gast einen entschuldigend Blick zu.
Dieser reagierte nicht darauf, schien mit sich selbst so beschäftigt das er nicht auf die Idee kam der Blondine neben sich, gehör zu schenken.

"Ich will doch nur eine Familie gründen. Notfalls ohne Mann. Mir egal... Ich.. Lass mich künstlich befruchten." schnaubte sie und stützte ihren Kopf auf der Hand ab die sie auf der Theke abgelegt hatte.
"Nele... Ein Kind braucht beide Eltern." warf Martin ein. Er wusste nicht wieso er mit ihr überhaupt diskutierte. Sie war betrunken. Und seine Chefin.
Sie war seine betrunkene Chefin. Nicht die besten Voraussetzungen um eine Diskussion zu führen.
"Blödsinn! Ich bin komplett ohne Eltern aufgewachsen!" argumentierte sie.
"Du hast einen Vater!" warf Martin ein.
"Joah... Den ich seit ich fünf bin nur zweimal im Jahr sehe." lachte sie hönisch.
"Und mal davon ab, wie geht's dir damit?" argumentierte er.
"Ach halt den Rand. Herr schmeiß mir nen Mann vom Himmel der nicht an meine Kohle will, mir ein Kind macht und wieder abhaut!" bat sie und sah an die Decke. Dabei kippte sie beinahe vom Stuhl. Nur der hektische griff an die Theke hinderte sie daran.

Der Mann neben ihr warf ihr einen zweifelhaften Blick zu.

"Grundsätzlich ist deine Idee nicht so dumm. Keine Verpflichtungen, aber vielleicht solltest du dem Vater in Spe zumindest das Recht lassen das Kind zu sehen." warf er ein. Er konnte sich ein Kommentar nicht verkneifen.
"Na wenn er's will, kann er ja." zuckte sie mit den Schultern und rutschte vom Hocker.
"Nacht Martin. Mach nicht mehr zu viel." seufzte sie und verschwand ohne weitere Worte im Aufzug.

Nele war Hotelerbin.
Es hätte sie schlechter treffen können, aber glücklich machte sie das alles nicht. Seit sie ein kleines Kind war, sehnte sie sich nach einer Familie. Nach einer normalen Familie. Mutter, Vater, Kind. So wie man es eben kannte aus den vielen Kinderserien.
Heute dachte sie oft an die Zeit zurück als sie mit ihrem Kindermädchen zu Schulveranstaltungen gegangen war.
Wie traurig das sie war, daß alle Kinder eine Mama und einen Papa, oder zumindest eines davon, hatten.

Sie hatte zumindest einen Vater, aber der saß lieber mit viel zu jungen Frauen in irgendwelchen Luxushotels am anderen Ende der Welt.

Mittlerweile war Nele in ein alter gekommen in welchem die Mädchen die ihr Vater bevorzugte, mindestens in ihrem Alter, oft sogar jünger, waren.

Was Nele aus ihrer Kindheit mitgebracht hat, waren Verlustängste und auch die Angst davor, alleine zu sein.
Alleine zu enden.
Alt zu sein und niemanden zu haben.
Denn eines hatte Nele schnell gemerkt.
Geld schenkt dir Freunde, solange zu bereit bist dein Geld zu teilen.
Hast du jedoch die Schnauze voll davon, ein wandelnder Geldautomat zu sein, bist du ganz schnell sehr einsam.

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