Kapitel 4 - Gedanken und Gefühle

754 46 1
                                    

Kapitel 4
Gedanken und Gefühle

"Damit schließe ich das Meeting für heute." sagte Nele in einem derart Geschäftlichem Ton das es Raphael kalt den Rücken hinunter lief.
Er hatte dem Meeting aus Interesse beigewohnt. Als er Nele gefragt hatte ob sie ihm einen Einblick hinter die Kulissen gewähren würde, hatte sie ohne zu zögern ja gesagt. Die wichtigen Termine, welche Inhaltlich nicht für fremde Ohren bestimmt waren, würde sie natürlich nicht mit ihm zusammen abhalten.

Nele verließ gemeinsam mit Raphael das Meeting, ließ sich für sich und Raphael Kaffee und Kuchen ins Büro bringen und bereitete sich vor um ein Einzelgespräch mit jenem Mitarbeiter zu führen, der Nele vertreten sollte.

"Du bist wie ausgewechselt wenn du im Geschäftsmodus bist." stellte Raphael fest. Nele lächelte leicht und nickte.
"Niemand hat Respekt vor einem netten Lächeln." antwortete sie gelassen.
"Denkst du es ist Sinnvoll ihn schon ab morgen etwas einzuweisen?" überlegte Nele laut, nickte dann und lehnte sich in ihrem Bürostuhl zurück.
"Du siehst müde aus." stellte Raphael fest während er etwas in seinen Espresso rührte um ihn abzukühlen.
"Etwas... Hast du später Lust etwas runter zu den Pferden zu gehen?" lenkte sie direkt auf ein anderes Thema um.
Raphael nickte, beobachtete Nele jedoch nachdenklich während sie weiter an ihrem PC arbeitete. Offenbar gab es für sie so etwas wie eine Pause nicht.

Er mochte es wie sie da saß, nachdenklich in den Bildschirm starrte und dabei leicht die Stirn kraus zog.

Sie kaute leicht auf ihrer Unterlippe und schrieb immer wieder etwas auf den Block der wie eine große Unterlage auf dem Schreibtisch lag.

"Raphael?" Nele riss ihn aus seinen Gedanken und musste tatsächlich ein wenig lachen als er sie völlig verwirrt anblinzelte.
"Eh... Ja was?" fragte er nach und richtete sich etwas auf.
"Euer Karnevalvodka... Wie viel davon setzt ihr Monatlich etwa um?" fragte Nele und sah Raphael dabei genau an. Sie beobachtete ihr Gegenüber immer ganz genau wenn es ums Geschäft ging. Eigentlich wollte sie Privates und Berufliches nie mischen, tatsächlich hatte sie aber schon vor Raphaels erstem Auftauchen überlegt einen Deal mit ihnen einzugehen.
Nun würde sie es zumindest ansprechen denn sie wollte zumindest an den von ihr direkt betreuten Standorten ein bisschen mit der Zeit gehen und auch die jüngere Generation ansprechen. Das begann bei Kleinigkeiten wie diesem Vodka. 
Schließlich genügte es nicht einfach das Preissegment etwas anzupassen. Man musste auch etwas bieten.
Es fing bei kleiner Dingen wie Alkohol an und hörte bei der Gestaltung der Zimmer nicht auf.
"Ich kann dir die Zahlen im Moment nicht auswendig sagen, aber wenn du möchtest kann ich mir alles per Mail schicken lassen." sagte er etwas verwundert.
"Nicht nötig, aber vielleicht kannst du mir in den nächsten Tagen mal sagen ob es grundsätzlich möglich und in eurem Interesse wäre meine Hotels als fixen Kunden anzunehmen. Inklusive eurer Limitierten Auflagen. Ich brauch dringend was neues an meinen Standorten." erklärte sie am Rande, woher ihre Frage rührte.
" Ehrlich? Willst du das wirklich oder nur wegen unseres Deals? "fragte Raphael gerade heraus. Nele lächelte schief, wusste seine direkte und ehrliche Reaktion sehr zu schätzen.
"Ich hab schon vor unserem ersten Treffen an der Bar darüber nachgedacht. Ich kann dir später gerne zeigen das ich die ein oder andere Limited Edition bereits aus Privatem Interesse vorrätig habe." erzählte sie, wurde dann jedoch vom Klopfen ihrer Assistentin unterbrochen.

Raphael verabschiedete sich vorerst. Er wollte etwas Zeit für sich haben denn die Idee Nele etwas kennenzulernen war schneller aus dem Ruder gelaufen als ihm lieb war.
Er mochte sie. Er fand sie Sympathisch und zu allem Übel auch noch Attraktiv.

Er nutzte das Hauseigene Fitnessstudio um seinen Kopf frei zu bekommen, setzte sich an die Bar, trank ein Tonicwater und versuchte eine Lösung zu finden. Eine Lösung für ein Problem das, als außenstehender betrachtet, vermutlich keines war.
Er mochte Nele und Nele schien ihm gegenüber nicht so ablehnend zu sein wie er erwartet hatte.

"Herr Ragucci? Sie werden in der Privatsuite erwartet." sprach eine Angestellte ihn an und lächelte höflich. Raphael nickte und ließ sich einen Schlüssel übergeben.
"Damit schalten sie den Aufzug für die Etage frei." erklärte sie und wartete ab.
"Danke." nickte er und machte sich auf den Weg.
Das alles hier war beinahe wie ein Kulturschock für ihn. Zwar bewohnte er oft die schönsten Hotels die man sich nur vorstellen konnte, nun aber hinter die Kulissen zu sehen und dabei nochmal eine gehörige Portion freundlicher behandelt zu werden, war für ihn eigenartig. Er wusste noch nicht ob es ihn ankotzen sollte oder ob er es gelassen hinnehmen und genießen sollte.
Was wohl seine Jungs dazu sagen würden?

Die Vereinbarung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt