Kapitel 17 - Angst und Einsicht

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Kapitel 17
Angst und Einsicht

John rieb sich das Gesicht nachdem Raphael ihm die ganze Geschichte erzählt hatte.
Er konnte nicht glauben was sein Freund da getan hatte.
"Wie oft haben wir darüber gesprochen das Frauen nicht ohne Gefühle können? Wie oft man?" fragte John aufgebracht.
Raphael biss die Zähne hart aufeinander und starrte auf den Tisch.
"Dicker, wenns dumm läuft siehst du die Alte nie wieder und das Kind auch nicht." sprach John sein Bauchgefühl aus. Er selbst war es doch gewesen der vor nicht all zu langer Zeit um seine Tochter kämpfen musste.

In Raphael machte sich ein unschönes Gefühl breit denn er wusste das Johns Sorge nicht weit her geholt war.
"Ich weiß wo sie wohnt, kenne ihr Hotel, ihren Anwalt, ihren vollständigen Namen. Es gibt Verträge... Finden würde ich sie immer." versuchte Raphael sich das ganze schön zu reden.
"Wenn die Geld wie Sand am Meer hat, kann die sich eine neue Identität kaufen. Du weißt wie einfach das ist wenn die Kohle stimmt. Da geht es nicht nur um dein Kind, sondern auch um ihres. Wenn du nur eine ungefähre Ahnung davon hättest wozu Mütter in der Lage sind, dann wärst du nicht so naiv." murrte John.
Raphael hatte sein Pokerface aufgesetzt. Er wollte John nicht zeigen welche Angst er ihm gerade machte.
Den Gedanken, irgendwo auf der Welt ein Kind zu haben und es nicht aufwachsen zu sehen, machte Raphael krank.
"Ich ruf Nele mal an." murmelte er und griff nach seinem Handy.

John beobachtete seinen Freund genau, so konnte er sehen das sein Freund ziehmlich blass wurde als die Mobilbox Raphaels Anruf entgegen nahm.
"Nele tut das nicht." sagte Raphael mehr zu sich selbst als zu Bonez.
"Sicher?" fragte John und runzelte die Stirn.
Raphael zögerte.

Als Nele sich auch nach Tagen nicht bei ihm gemeldet hatte, beschloss Raphael zu ihr zu fahren. Das sie nicht im Hotel anzutreffen war, ahnte er schließlich nicht.
John kam Raphaels Bitte, nicht mit zu kommen, nach.
Als er jedoch angekommen war, nach Nele fragte und vertröstet wurde, bereute er es. Zu gerne hätte er jetzt jemanden an seiner Seite gehabt um nach einem Rat zu fragen.

"Können sie versuchen sie zu erreichen? Es ist wirklich wichtig." bat Raphael an der Rezeption des Hotels.
"Es tut mir leid aber die Chefin ist aus ihrem Urlaub noch nicht zurück." versicherte die Angestellte.
"Hören Sie.. Nele war mit mir im Urlaub, wenn sie noch nicht zurück ist dann gibt es Grund zur Sorge! Also bitte versuchen Sie Sie zu erreichen oder holen Sie mir Neles Vertretung!" stieß Raphael aus.
Die Frau vor ihm sah ihn einen Moment lang misstrauisch an, dann nickte sie jedoch.

"Einen Moment, die Geschäftsführung kommt gleich zu Ihnen. Möchten Sie an der Bar Platz nehmen?" fragte der Mann welcher neben der Rezeptionistin stand.
"Ich begleite Sie gerne zur Bar." versicherte der Mann.

Nele ahnte nicht was sich in jenem Hotel anbahnte in welchem sie ihren Hauptsitz hatte. Sie verbrachte Stunden damit sich den Kopf zu zerbrechen. Sie hatte damit begonnen ihre Gedanken handschriftlich in einem Buch nieder zu schreiben. Sie ging viel Spazieren und hoffte das ihr irgendwann etwas einfallen würde. Sie wollte das alles nicht mehr. Sie wollte zwar ihr Baby und sie wollte dem Baby nicht den Vater vorenthalten, aber sie wollte weg. Ihre Anteile verkaufen und raus aus diesem täglich gleich bleibenden Trott.
Sie wusste dass sie ihrem Kind niemals genug Zeit widmen konnte wenn sie weiter die Leitung der Hotels behalten würde.
Das ausgerechnet Raphael das nicht verstehen konnte, machte sie wütend. Ganz offensichtlich hatte er keine Ahnung welche Ausmaße Nele's Verantwortung wirklich hatte.

Raphael blieb unterdessen das Herz stehen. Neles Vater hatte sich zu ihm an den Tresen gesetzt, zwei Doppelte Single Malt bestellt und ihn dann einen Moment lang von oben bis unten angestarrt.
"Sie sind also der Grund warum meine Tochter plötzlich alles hinschmeißen will..." murmelte er dann. Er stellte keine Frage, viel mehr war es so als würde er sich selbst erklären wer Raphael war.

Raphael sah den Mann einen Moment lang an, schluckte schwer und zuckte dann doch nur mit den Schultern.
"Ich weiß es nicht. Sie hat von einem Tag auf den anderen..." begann Raphael. Doch Neles Vater unterbrach ihn.
"Ich weiß von den Verträgen. Sagen sie mir... Ist Nele bereits Schwanger?" fragte der Mann nach.
Raphael sah ihn wieder einen Moment lang an bevor er mit einem einfachen nicken antwortete.
Der ältere Mann lächelte leicht doch Raphael erkannte das eine schwere Trauer auf seinen Schultern lastete.

"Ich bin übrigens Viktor." stellte dieser sich dann vor. Raphael ergriff die ihm angebotene Hand.
"Raphael Ragucci." stellte auch er sich vor.
"Nun... Raphael Ragucci. Darf ihnen ein alter Mann einen Rat geben?" fragte Nele's Vater nach.
Raphael nickte bevor er einen großen Schluck von seinem Singlemalt nahm.
"Ich weiß wer sie sind, ich habe alles was man über Sie wissen sollte bereits von einem Team ermitteln lassen... Daher weiß ich auch das Sie ein guter Mann sind." begann Nele's Vater ruhig. Raphael traf beinahe der Schlag als er dessen Worte verarbeitet hatte.
"Entweder haben ihre Ermittler schlechte Arbeit geleistet oder Sie haben ein fragwürdiges Bild von einem guten Mann." stellte Raphael unverblümt klar.
Viktor lachte leicht bevor er schwer seufzte und wieder ernst wurde.
"Sie haben Angst Raphael. Ich weiß es besser wie kein Anderer, einfach weil ich selbst genauso war." stellte Viktor klar.
"Ich habe meine Frau verloren, kurz nachdem Nele vier Jahre alt wurde. Seitdem habe ich in voller Linie versagt. Ich habe Geld wie Sand am Meer, ich habe neben Hotels auch einen Mietpark für Seltene und verdammt Teure Autos und noch vieles mehr.
Meine Tochter müsste niemals wirklich arbeiten wenn sie nicht wollte und trotzdem sage ich ihnen... Ich habe versagt." versicherte er.
Raphael runzelte die Stirn.
"Ich verstehe nicht..." murmelte Raphael.
"Was ist all das Wert wenn man den Sinn des Lebens dabei vergisst?" fragte Viktor nach.
Raphael ahnte bereist auf was der Mann vor ihm hinaus wollte.
"Raphael ich bin ein alter Mann der sich von jungen Mädchen das Geld aus der Tasche ziehen lässt. Ich weiß das diese Mädchen mich nicht lieben... es gibt zwar bei weitem schlechtere Lebenssituationen... Aber ich kann ihnen eines sagen. Wenn sie die Chance haben eine Familie zu gründen... Wenn sie die Chance haben ein guter Vater zu sein. Dann nutzen sie diese Chance! Seien Sie nicht so ein Idiot wie ich. Ich war Nele kein guter Vater, obwohl ich sie so sehr liebe. Sie ist so besonders wie ihre Mutter. " erzählte Viktor und exte dann sein Glas.

"Ich weiß nicht wie es zwischen ihnen und Nele im Moment aussieht. Ich weiß nicht ob sie Beide ein Paar sind oder Freunde oder nur Vertragspartner... Aber ich lege ihnen ans Herz, seien sie ein guter Vater! Mein Enkel wird im Moment seiner Geburt mehr Geld besitzen als sich manche Menschen vorstellen können, also bitte lassen Sie sich nicht davon unter Druck setzen das Sie diesem Kind etwas Bieten wollen. Ihr Kind wird auf materieller Ebene alles haben! Was dieses Kind nicht haben wird, wenn Sie die Kurve nicht kriegen... Ist ein Vater. " warnte Viktor Raphael und sah ihn dabei ernst an.
"Ein Fahrer wird sie zu Nele bringen. Sie haben etwas über eine Stunde Fahrt vor sich. Nutzen Sie diese Zeit und seien Sie ehrlich zu sich selbst." Hing Viktor an während er aufstand.
"Ach und... Erzählen Sie niemandem, auch Nele nicht, von unserem Gespräch." bat er und ließ Raphael mit einem unerträglichen Summen im Ohr zurück.

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