Kapitel 16 - Flucht vor Gefühlen

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Kapitel 16
Flucht vor Gefühlen

Als Raphael seine Wohnung betrat war es so still das er überzeugt davon war das Nele nicht mehr da war.

Deshalb zuckte er auch zusammen als sie aus dem Badezimmer kam und nicht mehr als einen Slip trug.
Er musste hart schlucken während er ihren Körper musterte.
"Schau nochmal genau hin, du siehst es heute zum letzten Mal." stellte sie unterkühlt klar.
"Nele bitte..." Murmelte Raphael und verdrehte die Augen. Ihre Laune ging ihm gehörig gegen den Strich. Nicht genug das er sich gerade den Kopf zerbrach wie er das alles auf die Reihe bekommen sollte, nun machte sie ihm auch so noch das Leben schwer.
"Nele bitte... Was?" fragte sie und ließ ihn stehen. Sie hatte ihre Sachen bereits gepackt, wollte vor ihrer Abreise jedoch noch in Ruhe duschen und natürlich auch Raphael auf Wiedersehen sagen. Sie war nicht der Typ Frau der einen dramatischen Abgang hinlegen wollte. Nicht mehr.

Raphael ging duschen, nichts ahnend das Nele dabei war ihre Sachen in den Flur zu schleppen. Ein Fahrer war bereits auf dem Weg zu ihr also wartete sie nurnoch auf ihre Abholung.

"Was machst du?" fragte Raphael als er aus dem Badezimmer kam.
"Ich habe dir gesagt das ich heute Abend Abreise. Erich, mein Fahrer, trifft in den nächsten Minuten hier ein. Ich melde mich sobald ich einen Termin habe um das Geschlecht festzustellen. Sollte ich vorher schon brauchbare Bilder oder andere Infos bekommen, lass ich dir alles zukommen." sagte sie Sachlich.
"Nele du kannst doch jetzt nicht einfach abhauen! " warf Raphael ihr vor.
"Kann ich nicht? Konntest du doch auch!" konterte sie und setzte sich auf ihren Koffer.
"Nele, du verhältst dich Kindisch!" stellte Raphael klar und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Dann komm mit wenn du meinst. Ich will nach Hause. Ich fühle mich hier nicht wohl weil ich dir nicht aus dem Weg gehen kann wenn du mir zu viel wirst... Und du kannst mir eines glauben... im Moment bist du mir selbst dann zu viel wenn du nur Atmest. Ich kann meine Gefühle nicht einfach wieder ausschalten, dementsprechend bitte ich dich... Lass mich nach Hause fahren. Von mir aus komm mit aber... Ach... Keine Ahnung."
Nele gab auf. Die Diskussion mit Raphael kostete sie mehr Kraft als sie im Moment hatte.
Raphael sah sie einen Moment lang an, dann nickte er.
"Dann fahr! Lauf weg, genau wie ich! Wir werden wirklich tolle Eltern sein wenn wir uns schon jetzt unseren Differenzen nicht stellen." maulte Raphael angepisst. Nele ließ die Schultern hängen denn sie wusste das Raphael recht hatte.
Trotzdem wollte sie nach Hause.
" Dann komm mit." hauchte sie und rieb sich das Gesicht.

Raphael musterte die Frau vor sich einen Moment lang.
" Ich wollte dich Bonez vorstellen, aber gut... Dann fahren wir eben zu dir." sagte er. Raphael wusste das er log, das John von sich aus kam, aber er wollte Nele ein schlechtes Gewissen einreden.

"Bonez... Dein Geschäftspartner von Karneval?" fragte Nele nach und runzelte die Stirn.
"Und da ist sie wieder... Die kleine Geschäftsfrau." schnaubte Raphael, im selben Moment klingelte Neles Telefon. Ihr Fahrer informierte sie darüber das er vor Ort angekommen war.
Nele spielte das gut in die Karten denn Raphaels dummes Kommentar wollte sie so nicht auf sich sitzen lassen.

Einen Moment lang sah Nele Raphael ins Gesicht.
"Die kleine Geschäftsfrau geht jetzt Geschäfte machen. Wir sehen uns." stellte sie unterkühlt klar, schulterte ihre Tasche und ließ Raphael zurück.

Sie wusste das Raphael ihr nicht folgen würde. Er war einfach nicht der Typ dafür.
Trotz allem sah sie ein letztes Mal zur Tür, einfach um diesen letzten Funken Hoffnung zu ersticken.

"Wo soll es hingehen Nele?" lächelte Erich über den Rückspiegel hinweg. Er war bereits seit Nele fünfzehn war ihr Fahrer. Damit war er einer der wenigen dem Nele es gestattete sie zu duzen. Nicht weil sie überheblich war. Viel eher weil einige einfach nicht dazu in der Lage waren, Grenzen zu verstehen.

"Kannst du dich noch an das Haus am See erinnern?" fragte sie mit leiser Stimme.
Erich bedachte Nele mit einem Besorgten Blick, nickte aber.
Nele fuhr immer dann dort hin, wenn es ihr nicht gut ging. Das letzte Mal war sie da als ihr Vater ihr einen Cadillac Escalade schenkte und sich via Zusteller dafür entschuldigte, nicht zu ihrem Abschlussball zu kommen. Es mochte undankbar klingen, doch wer Neles denkweiße verstand der wusste das sie sich nichts anderes gewünscht hatte als diesen Tag mit ihrem Papa zu verbringen. Doch, wie bei vielen anderen Meilensteinen in Neles Leben, hatte ihr Vater sie auch da versetzt. 

"Also bringe ich dich nach Velden." versicherte sich Erich. Nach einem Nicken ihrerseits fuhr er die Trennwand hoch und startete den Wagen.

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