Kapitel 11 - Tränen und Gespräche

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Kapitel 11
Tränen und Gespräche
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... "Ich danke dir Nele!" lächelte ein Nele unbekannter Mann. Nele stand bei Sonnenaufgang auf der Terrasse des kleinen Häuschens und sah zu wie die Sonne immer mehr und mehr hinter dem Horizont hervor kam.
"Wer sind sie?" fragte sie verblüfft. Sie hatte den Mann gestern Abend nicht mit am Tisch sitzen gesehen.
"Ich heiße Mario." lächelte er. Er hatte etwas  herzliches an sich, dennoch wirkte er auch so als hätte er schon viele Dinge bewältigen müssen.
"Es freut mich Sie kennenzulernen." lächelte Nele unbeholfen und reichte dem alten Mann die Hand.
"Es freut mich auch. Vor allem freut es mich, eine Frau wie dich an Raphaels Seite zu wissen. Er braucht dringend jemanden der ihm halt gibt. Nicht nur jetzt." erzählte der Mann offen. Nele lächelte verlegen wusste jedoch nicht so recht was sie darauf antworten sollte.
"Raphael ist manchmal ein Trottel, er vergisst seine Werte gelegentlich." erklärte der Mann mit den grauen Haaren. Nele lächelte leicht über dieses Kommentar.

"Hab Geduld mit ihm. Mein Enkel hat ein Herz aus Gold. Er weiß es nur sehr gut zu verstecken." lächelte Mario... '

Nele schreckte aus dem Schlaf da der Mond direkt in ihr Gesicht schien. Dieser war so Hell das es sie beinahe etwas blendete.
Sie orientierte sich etwas, musste erst begreifen das sie Geträumt hatte und blinzelte einen Moment gegen die eigenartigen Lichtverhältnisse an, bevor sie sich umdrehte. Sie wollte sehen ob Raphael auch wach war.

Er war tatsächlich wach, doch das Bild das sich ihr bot versetzte ihr einen Stich.
Raphael starrte gegen die Decke, schluckte immer wieder schwer während Tränen aus seinen Augenwinkeln liefen.
Er weinte stumm, selbst sein Atem war ruhig. Vermutlich Zwang er sich dazu um Nele nicht zu wecken und auch um ihr nicht zu zeigen wie sehr er unter dem Verlust tatsächlich litt.

Nele sagte nichts, krabbelte zu Raphael und legte sich in seinen Arm.
Er zuckte kurz zusammen als Nele ihn berührte, legte dann aber seinen Arm um sie. Die noch freie Hand schnappte Nele sich und nahm sie in ihre.
So lagen sie einen Moment lang da und schwiegen.

"Er hat mir alles beigebracht weißt du. Alles was ich heute bin, bin ich nur weil er mir all diese Dinge beigebracht hat." durchbrach Raphael irgendwann die Stille.
"Musik zu machen?" fragte sie nach.
"Nein, er hat mir beigebracht hart zu arbeiten. Er hat mich geformt, meinen Charakter gestärkt." erzählte er.
"Er hat einen tollen Menschen aus dir gemacht." lächelte Nele.
"Das sagst du, weil du nicht weißt was ich anderen Menschen schon alles angetan habe." murmelte er. Raphael dachte zurück an die Frauen die er wie Dreck behandelt hatte, an die Drogen die er sich immer wieder eingeworfen hatte.
"Ich sehe den Menschen der du jetzt bist und jetzt bist du ein guter Mensch. Denke nicht das ich auch immer die richtigen Entscheidungen getroffen habe. Jeder kommt mal vom Weg ab. Die einen mehr, die anderen weniger. Wichtig ist, dass man irgendwann wieder zu seinen Werten zurückkehrt und versucht es besser zu machen." sagte Nele überzeugt.
Auch Nele hatte schon das ein oder andere Mal schlechte Entscheidungen getroffen.
Entscheidungen die andere Menschen in ihrem Leben negativ beeinflussten.

"Hast du etwas mit ihm erlebt wovon du mir erzählen möchtest?" fragte sie leise und schloss die Augen. Sie wollte ihm gehör schenken. Ob seiner Stimme oder seinem Herzschlag war für Nele nicht von Bedeutung.

"Es ist so viel... Ich weiß nicht." murmelte er nachdenklich.
Nele stützte sich auf ihrem Arm ab um Raphael anzusehen. Raphael hielt ihrem Blick stand und zog sie etwas an sich. Sanft hauchte er ihr einige Küsse auf ihre Lippen und lächelte dann. Zwar lag eine gewisse Traurigkeit in seinen Augen, aber Nele wusste das ihm ihre Nähe Kraft gab.
"Ich bin so dankbar das du da bist." murmelte er und strich ihr sanft das Haar zur Seite.
"Ich bin froh wenn ich dir zumindest emotional eine Hilfe sein kann." lächelte sie und wagte es über ihn zu klettern.
"Weißt du... Du bist der erste Mensch bei dem ich mir keine Gedanken machen muss ob er all das wegen meinem Geld macht. Nicht weil es vollkommen undenkbar ist, sondern... Weil es mir egal ist Raphael. Du nimmst mir eine Last ab, von der ich nicht wusste das sie auf meinen Schultern lag. " murmelte Sie und setzte sich aufrecht hin da Raphael seinen Körper auf seine Unterarme stützte.
"Ich habe bisher gar nicht darüber nachgedacht das du nun in der Situation bist, in der ich bisher immer war." sagte er ernst und runzelte die Stirn.
Nele lachte leise und Schüttelte den Kopf.
"Vielleicht fiel es mir deshalb so leicht dir zu vertrauen. Ich meine... Selbst wenn man Geld mal beiseite schiebt, wir sind dabei ein Kind zu bekommen, wir schlafen miteinander und ich bin Hals über Kopf mit dir zu deiner Familie geflogen. Nicht mal eine Sekunde musste ich zögern. Ich weiß einfach im Herzen das du nichts tun wirst, das mir Schadet." erzählte Nele, was in ihr vor ging.

"Weißt du, ich hatte nicht vor dich so sehr in mein Leben einzubeziehen. Ich hatte nicht einmal vor mit dir zu Schlafen aber... Irgendwas an dir, bringt mich ständig dazu das Gegenteil von dem zu tun, was ich mir vornehme." gestand Raphael.
Es war ihm etwas unangenehm über seine Gefühle zu sprechen, aber Nele veranlasste ihn selbst jetzt dazu, etwas zu tun das für ihn eigentlich undenkbar war.
"Aber was dachtest du? Wenn wir ein Kind bekommen dann haben wir doch auch engen Kontakt, oder denkst du wir übergeben uns das Kind auf einem Parkplatz?" fragte Nele. Raphael wusste das sie recht hatte. Von Anfang an war sein Plan nicht wirklich durchdacht. Fakt war jedoch, dass er mittlerweile an einem Punkt angelangt war, an welchem es für ihn kein Zurück mehr gab. Er wollte mit Nele nach wie vor ein Kind.
Jetzt noch mehr als zuvor.

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