Kapitel 3 - Enttäuschung und Irrsinn

820 51 5
                                    

Kapitel 3
Enttäuschung und Irrsinn

"Papa ich würde gerne ein einziges mal in den Urlaub fahren! Schaffst du es vielleicht eine kurze Pause zu machen und für zwei oder drei Wochen mal wieder in einem deiner Hotels anzutanzen und deinen Job zu machen?!" rief Nele aufgebracht.
Raphael war von einem der Angestellten in das Vorzimmer ihres Büros gebracht worden und bekam die Diskussion so ungewollt mit.
"Kind, ich kann doch Celina nicht alleine auf den Philippinen zurück lassen!" seufzte er. Nele schien über Lautsprecher zu Telefonieren, zumindest vermutete Raphael das den er konnte ihren Vater gut hören.
"Papa ganz ehrlich? Deine Celina war vor ein paar Tagen noch eine Marry und davor eine Gaby. Also bitte kannst du ein einziges Mal etwas für MICH tun? Ich brauche Entlastung und vorallem etwas Zeit für mich und meinen Körper." motzte Nele. Sie stand vor dem großen Bildschirm auf welchem ihr Vater zu sehen war und stierte ihm wütend ins Gesicht.
"Bist du krank?" fragte er plötzlich doch etwas besorgt.
"Interessiert es dich wirklich?" schnaubte Nele.
"Natürlich interessiert es mich! Du bist meine Tochter!" rief er aufgebracht und sah fassungslos in den Bildschirm.
"Ich bin krank seit Mama nicht mehr da ist, aber du kannst ja eines der siebzehn Kindermädchen fragen was ich damit meine.
Vertrittst du mich für zwei Wochen oder kann ich mir das in die Haare schmieren?" fragte sie nach und streckte die Nase in die Luft.
Aus dem Augenwinkel sah sie das einer der Angestellten Raphael ankündigte, Nele nickte und bedeutete das Raphael ohne weiteres ins Büro kommen konnte.
"Nele, findest du es Fair mir nicht zu sagen wenn du Probleme hast?" fragte ihr Vater.
"Nicht wenn du doch das Problem bist!" schimpfte sie wütend.
"Komm... Lass gut sein Papa. Ich weiß nicht warum ich überhaupt auf die Idee gekommen bin dich um etwas zu bitten. Vergiss nur nicht das die Frauen die du um dich scharrst dir nicht die Hand halten wenn du krank wirst." seufzte sie ergeben und beendete das Gespräch bevor sie Raphael noch mehr in Verlegenheit brachte.
" Tut mir leid das du das gehört hast." entschuldigte sie sich und ließ sich auf ihrem Bürostuhl nieder.
" Schon gut, tut mir leid für dich." versicherte er und beobachtete sie einen Moment.
Nele fuhr sich mit beiden Händen durchs Gesicht.
"Weißt du, ich habe für heute Nachmittag eine Konferenz einberufen. Ich will diesen Urlaub machen. Du hattest vollkommen recht! Wir können uns besser kennenlernen und ich kann endlich mal abschalten. Ich hab geahnt das, selbst wenn ich behaupten würde das ich krank bin, mein Vater nicht hier aufkreuzen würde. Also macht es eigentlich garkeinen Sinn jetzt so wütend zu sein." erzählte sie offen und sah Raphael dann einen Moment lang an.

Raphael nickte, schwieg jedoch. Er kannte so etwas nicht. Seine Familie war immer da für ihn. Auch wenn es oft Finanziell sehr schwierig gewesen war, er wusste zumindest das er sich auf seine Familie verlassen konnte.
Hier schien es ganz offensichtlich genau anders herum gewesen zu sein.

"Hast du einen Vorschlag wohin wir verreisen könnten?" fragte Nele nach. Nicht zuletzt um selbst auf andere Gedanken zu kommen.
Raphael nickte einen Moment lang bevor er seinen Vorschlag preis gab.
"Dubai?" fragte er nach.
"Hm... Klingt gut ja... Alexa! Zeige Dubai als Urlaubsziel auf Bildschirm 3!" rief Nele und wartete darauf das Alexa ihr die wichtigsten Details auf dem Bildschirm projizierte.
Raphael runzelte die Stirn während Nele sich neben wichtigen Impfungen auch direkt den Privatjet buchte.
"Wow, nix für ungut aber... Das kam gerade richtig Protzig." lachte Raphael.
Nele sah ihn einen Moment lang verwundert an bevor sie lachte.
"Tut mir leid. Willst du lieber mit..." begann sie doch Raphael lachte herzlich auf und schüttelte den Kopf.
"Nein, alles gut. Ich hab nur nicht damit gerechnet das du einfach über die Sprachsteuerung von Alexa alles buchst." erklärte er.
"Ach so, ja das haben mir meine IT-Techniker so eingerichtet. Eine Eigenschaft von mir... Wenn es zwei Möglichkeiten gibt etwas zu tun, wähle ich den bequemeren weg. Immer!" lachte sie mit Raphael.
"Okay, hast du noch etwas das mich aus den Schuhen haut?" fragte er nach und lief durch ihr Büro.
"Ich bin mir ziemlich sicher das mein Büro dich begeistern wird.
Geh mal zum Fenster!" forderte sie ihn auf.
"Okay?" Raphael runzelte sie Stirn, folgte ihrer Aufforderung jedoch ohne zu zögern.
"Jetzt sag ihren Namen und frag sie etwas. Aber du musst mit dem Gesicht zum Fenster stehen." grinste Nele und stellte sich neben Raphael.
"Ich halt dich am Rücken ein wenig. Es ist wirklich gemein was jetzt passiert." lachte sie als Vorwarnung.
"Was wird passieren?" fragte er nun doch misstrauisch.
"Ich will nicht spoilern aber es ist nicht echt, also bitte schieb keine Panik ja?" bat sie ihn.
"Okay... Ehm... Alexa? Berichte vom heutigen Tagesumsatz?" sagte er, sah jedoch fragend zu Nele. Diese grinste und sah aus dem Fenster. Alexa schien jedoch nicht zu reagieren.
Raphael zuckte zusammen als das Glas plötzlich knackte. Plötzlich entstand eine Geräuschkulisse als würde jemand auf die Beiden schießen. Da Nele jedoch völlig entspannt neben ihm stehen blieb zuckte auch er nicht zusammen.
"Weißt du... Wenn du Geld wie Sand am Meer hast, Geistig nicht ganz auf der Höhe bist - Pubertät lässt grüßen - dann lässt du dir sowas einbauen." erzählte Nele belustigt.

Die Glasscheibe sah mittlerweile aus als hätte sie unzählige Schüsse abbekommen.

"Ich kann aber auch... Alexa?!" rief nun Nele.
"Sonnenuntergang auf Bildschirm 99!" sagte sie.
"99?" fragte Raphael.
"Schnapszahl. Jeder Bildschirm ist beschriftet, aber beim Fenster wollte ich das nicht, deshalb einfach 99." erklärte sie während das Fenster plötzlich einen Sonnenuntergang projizierte.
"Irgendwie geil, aber... Wieso hast du nicht ein echtes Fenster eingebaut? Wie oft wechselst du schon die Stimmung auf diesem Bildschirm?" fragte Raphael nach.
Nele griff neben das Fenster und legte einen Schalter um. Damit war der Sonnenuntergang weg und man sah hinaus in den Hinteren Bereich der Hotelanlage.
"Oh." murmelte Raphael woraufhin Nele lachte.
"Darf ich dir etwas verraten?" fragte sie und grinste Stolz.
"Klar!" nickte Raphael.
"Das hab ich selbst entworfen. Ich wollte immer so ein Technikfuzi werden der den ganzen Tag irgendwelche Dinge Programmiert, installiert und so... Naja... Das ist nun einfach mein Hobby. Meine Techniker setzen um was ich mir in den Kopf gesetzt habe. Aber diese Animationen zum Beispiel... Das programmiere ich selbst. Ist eigentlich ganz angenehm wenn der Kopf mal nicht bei der Arbeit ist." erzählte sie.
" Dein Hobby ist es... Bildschirmanimationen zu programmieren? "fragte er verwundert nach.
"Jep, unten in der Lobby der Brunnen... Schon mal versucht ins Wasser zu fassen?" fragte sie nach.
Es war ihr Herzstück, sie hatte ewig daran herumgetüftelt so das echtes Wasser floss, der Bildschirm jedoch zusätzliche Animationen abspielen konnte und dabei fließend mit dem Wasser einher ging.
"Ich hab schon viel gesehen, aber das... nicht."
Murmelte Raphael und sah hinaus zu den Pferden die am Ende des Grundstücks auf einer Koppel standen.
"Alexa? Bildschirm 99 Konzertliste abspielen." rief Nele.
"Hier, setz dich... Lass uns ein Konzert ansehen. Auf was hast du Lust?" fragte sie und grinste schief.
Raphael grinste und schlug die 'Palmen aus Plastik-tour' vor. Er wollte ihre Reaktion testen.
Ob sie schon wusste wer er war?

Es war jedoch Raphael der übertrieben geflasht war. Beinahe hatte er das Gefühl live vor Ort zu sein.

"Weißt du... Es ist das erste Mal das ich sowas mit jemandem Teile." murmelte Sie. Sie sah ihn nicht an, aber ihm genügte es auch, von der Seite zu sehen wie traurig sie diese Tatsache machte.
"Geld ist Segen und Fluch zugleich." murmelte er.
"Ja." hauchte sie. Nele spürte das sie plötzlich mit den Tränen kämpfen musste. Schluckte schwer und hoffte das sie sich gerade noch fangen konnte.

Die Vereinbarung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt