Einige Tage später...
"Ich bin schon wahnsinnig gespannt, wie sie wohl sein wird.", eröffnete Yui das Gespräch, während ich ihr mit der Bürste durchs Haar fuhr, "Bis jetzt kenn ich ja nur zwei Hexen. Und eine davon ist meine beste Freundin."
"Tja und die Andere hat versucht dich umzubringen. Also rein von der Statistik, sind deine Chancen ziemlich ausgeglichen.", kommentierte ich sarkastisch und legte die Bürste beiseite, um mein vollendetes Werk zu betrachten. Heute sollte der Tag sein, an dem uns Carena's Besuch bevorstehen sollte. Jeder Einzelne in diesem Haushalt war Nervös und bangte darum, das alles gut über die Bühne gehen würde. Natürlich mich eingeschlossen. Im Kampf gegen Karl-Heinz und meine Zirkelsschwester Lillith benötigte ich jegliche Unterstützung. Und um Carena zu beeindrucken, um sie für mich zu gewinnen, musste alles perfekt sein.
"Also ich muss sagen Yui. Deine Locken haben wir heute besonders bauschig hinbekommen.", lächelte ich sie an und versuchte ihr ebenfalls ein Lächeln hervorzurufen, oder zumindest die Anspannung zu lösen. "Aber reicht bauschig überhaupt aus?", entgegnete sie zweifelnd und betrachtete ihr goldenes Haar kritisch im Spiegel. "Es muss.", betonte ich und setzte mich daran Yui ein bisschen Rouge aufzutragen. "Seit wann kannst du eigentlich so gut mit Make Up umgehen? Du wirktest nie wie der Typ für sowas.", bemerkte Yui und sah mich interessiert an. "Nun, meine Mum brachte mir alles darüber bei. Für die Arbeit musste sie täglich perfekt aussehen. Manchmal gab sie mir auch die Aufgabe ihr ein Outfit für sie rauszusuchen. Hohe Schuhe, der passende Lidschatten und Handtasche gehörten zum kleinem Teil dazu. Viele aus meiner Schule beneideten mich für meine schöne Mutter und andere wiederum beschimpften mich und warfen ihr die schlimmsten Beleidigungen an den Kopf.", erzählte ich ruhig mit einer, zur Situation angebrachten, Spur Trauer begleitet. Allein die Erinnerungen daran schiene Deprimierend und zeigte auf, welch dunkle Seiten meine Kindheit verbargen. "Aber deine Mutter ist doch so liebevoll und witzig. Die anderen waren sicher nur neidisch.", erwiderte Yui empört und brachte mich zum schmunzeln. Irgendwie amüsierte mich Yui's Reaktion. Sie blieb einfach eine gute Seele, genau wie meine Mutter.
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Nachdem wir uns zurecht gemacht hatten, begleitete mich Yui bei meinem Rundgang durchs Anwesen. Ich begutachtet jeden erwähnenswerten Teil des Hauses um sicher zu gehen, das auch alles vorbereitet war. Die Eingangshalle war sauber und von jeglichen Spinnenweben und Staubmäusen befreit. Selbst den Boden ließ ich im Auftrag polieren, sodass man sich in ihm spiegeln konnte. Die Teppiche waren ausgeklopft und jegliche Fenster gereinigt. Draußen in den Gärten blühten die Gewächse des Sommers und versprühten einen Duft, in welchem man sich verlieren konnte und zum Träumen einlud. Für einen kurzen Moment musste ich dabei an Yuma denken. Bei unserem Gespräch vor ein paar Tagen, erzählte er mir von seinem Hobby der Gartenarbeit. Es interessierte mich wirklich, da ich seither noch keinem Vampir begegnet war, der solche Leidenschaft für eine einfache aber auch harmonische Arbeit hegte. Doch so gern ich mich mit ihm zu einem Treffen verabredet hätte, so sicher war ich mir bei der Tatsache das die Sakamaki nach wie vor einen Groll gegen die Mukami hatten und nur ungern ihre Haushälterin bei ihnen privat sehen würden. Vielleicht wenn eines Tages die Zeit dafür reif wäre.
Im Speisesalon angekommen klärte ich mit dem Personal den Ablauf des Dinners genauestens ab. Denn auch dieses war von sämtlichen Gängen, Aperitifs und Getränken durchgeplant. Ich hatte an alles gedacht. Nachdem wir meinen Rundgang erledigten und alles erdenkliche auf meiner Liste abgehakt hatten, nahmen wir etwas erschöpft kurz im Salon Platz und warteten ab bis zur kommenden Stunde. "Und was genau wird diese Frau von mir wissen wollen?", erkundigte sich Yui nachdenklich. Ihre Schultern sind steif hochgezogen und ihre Hände verkrampft. "Nun mach dir keine Sorgen. Sei einfach so, wie du bist und du wirst ihr gefallen.", versuchte ich sie zu beruhigen und fuhr fort, "Ihr wird es sicherlich interessieren, wie es so ist in der Rolle der Eve zu stecken. Und wie du zum Beispiel mit dem Hunger unserer Mitbewohner zurechtkommst."
"Naja mal besser mal schlechter, schätz ich.", murmelte die schüchterne Blondine und und kaute nervös auf der Unterlippe. Ich schlug das linke Beine über das Rechte und lehnte mich zurück. "Nun, das muss ausreichen.", seufzte ich und genoss die angenehme Stille im Raum. Lediglich das Ticken der Uhr erklang in meine Ohren, welche im gleichbleibenden Rhythmus unser Dasein bezeugte. Dieser Klang festigte mich im hier und jetzt und verhalf mich zu konzentrieren. Schon bald sollte Carena eintreffen.
"Sag, Mina~san...", fing Yui mit unsicherer Stimme an und unterbrach die Stille, "Wird sie auch wissen wollen, ob ich Adam bereits gefunden habe?". Überrascht öffnete ich die Augen und blickte verdutzt zu meiner Freundin. "Nun ich nehme mal an, das etwas ähnliches zu Sprache kommen kann.", antwortete ich ruhig. Nervös strich sich Yui eine Haarsträhne hinters Ohr und blickte auf ihre Hände, welche in ihrem Schoß gebettet waren. "Das hab ich mir schon gedacht. Wie jeder andere auch, erwartet sie diese Antwort."
"Nun mit dieser Tatsache musst du dich abfinden. Es ist sicherlich nicht leicht, wenn alle Augen auf dich gerichtet sind. Doch wie wir alle, musst auch du dich mit deinem Schicksal abfinden.", ging ich auf ihre Aussage ein, wobei diese sich viel autoritärer anhörte als gewollt. Doch anders als erwartet, schenkte sie mir ein müdes Lächeln und nickte. "Wenn es mein Schicksal sein soll, mich zu verlieben und meinen Seelenverwandten zu finden, könnte es das wohl romantischste Schicksal sein, was man sich vorstellen könnte. Aber jedes Mal, wenn du oder die Anderen es zur Sprache bringt, klingt es als würde es sich um etwas Belangloses handeln. Sowas wie entweder Nudeln oder Pizza, Fleisch oder Fisch, Süß oder Salzig.", entgegnete sie und holte tief Luft. Wohl um ihre Tränen zurück zu halten. Sie wollte mir gegenüber stark wirken. Ihre Rolle ernst nehmen und zeigen, das sie all dem gewappnet war. Der Hexe Carena gegenüber zu stehen, bedeutete auch seinem Schicksal gegenüber zu stehen. Yui wurde dies wohl bewusst und so nutzte sie diese Zweisamkeit für ein Gespräch unter Freunden. Doch das, was sie sich wünschte, konnte ich ihr in dem Moment nicht geben.
Es war Mitgefühl.
Oder Sorge.
Doch wie sollte ich ihr all das geben, wenn sich alles so Bedeutungslos und Leer anfühlte. Hätte ich sie in den Arm nehmen sollen? Ihr Mut machen und durch ihr Haar streichen? Oder wütend sein und eine motivierende Rede darüber halten sollen, das wir alle unser Päckchen zu tragen haben und sie nie allein sein würde?
Doch ich blieb sitzen. Stumm und mit leeren Blick auf ihren Körper gerichtet der immer kleiner zu werden schien.
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Währenddessen sammelten sich in der Eingangshalle ein Sakamaki nach dem anderen. Eine gewissen Anspannung schien den Raum zu durchstreifen und würden Vampire vor Angst schwitzen können, so wäre ein so manches Hemd bereits durchtränkt. "Und warum genau müssen wir alle anwesend sein?", nörgelte Subaru und verschränkte genervt die Arme. "Oi, schon mal was von geteiltem Leid gehört?!", entgegnete Ayato und verzog das Gesicht. "Ach Halt's maul", murmelte Subaru und verdrehte die Augen. Der Rest der Mannschaft schien amüsiert und lenkte sich gern bei dem Theater von ihren eigentlichen Sorgen ab. Nur Reiji schien einen kühlen Kopf zu behalten.
"Ach ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber ich bin schon sehr gespannt darauf, wie diese Hexe aussehen wird. Hoffentlich ist sie auch so eine Schönheit wie unsere Bitch~chan", verkündete Laito und zog seinen Hut ein Stück tiefer ins Gesicht um seine Röte zu verbergen. "Was faselst du da? Das wird bestimmt so ein altes Mütterchen sein mit einer riesen Warzennase und langen Fingernägeln.", lachte Ayato und jaulte, während er sein Gesicht zur Grimasse verzog und vor Kanato mit seinen Händen fuchtelte. Dieser drückte seinen Teddy nur dichter an sich und flüsterte ihm zu, er solle sich nicht fürchten.
Beim Anblick seiner Brüder schüttelte Reiji nur den Kopf und verdrehte die Augen. Jedoch ertappte er sich dabei, ebenfalls Vermutungen über das erscheinen Carena's anzustellen. Er vermutete ja, das es sich bei der Hexe des Schicksals um eine weise, alte Frau handeln müsse. Immerhin soll sie älter als alle anderen Wesen dieser Erde sein.
Genau in dem Moment, als sich die Anspannung im Anwesen sich zu lösen vermag, klopfte es an deren riesen Haustüre und ein Echo durchzog die Halle. Augenblicklich stoppte jedes Gespräch und sämtliche Augenpaare waren auf die hölzerne Türen gerichtet.
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Mein Leben unter Vampiren | Sequel | Diabolik Lovers Fanfiction
SonstigesAls die Nächte kürzer und die Tage länger wurden, erschien ein goldenes Licht und jeder Vampir auf der Erde wusste, das die Hexen zurückgekehrt waren. Als Mina Shirohana Wiedergeboren wurde, stellten sich ihr neue Aufgaben und Pflichten gegenüber, d...