Prolog

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Ein Schicksal in den Genen, ein Schicksal in der Hand, so sagt man. Sei dein eigener Schmied und erschaffe all die Möglichkeiten, die das Leben dir bietet. Hätte man uns aber früher gesagt, das unsere Welt und Leben von Wesen gesteuert werden, die allein aus ihren Launen heraus hantieren, hätte man uns wohl für verrückt erklärt. Doch dies ist in meiner Welt die erstaunliche Realität. Einst war ich ein Mensch und mein Alltag war von Schule, Familie und der Bewältigung der Pubertät geprägt. Jedoch knüpften sich in den Jahren immer mehr Stränge an mich und das Schicksal offenbarte mir eine neue Welt. Eine, die aus Vampiren, Hexen und Magie bestand. An meinen Faden knotete sich das Band von Freundschaft fest. Aber auch große Verluste musste ich erdulden, sowie ein unlösbarer Faden der Liebe, der hauchdünn wie eine Nadel nicht abzureißen vermag. Doch meine Geschichte sollte weitergehen... Und der eins so widerspenstige Faden, sollte zu einem dicken Seil gesponnen werden...

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"Seltsam, ich hatte mir dein Reich anders vorgestellt", säuselte die Hexe verträumt und blickte über den See hinaus ins Weite. "Verzeiht mir, aber wie genau meint ihr das?", hackte ich vorsichtig nach. Unser Treffen hatte ich schon vor langer Zeit gut durchdacht und geplant. Vom Hören uns Sagen war mir bekannt das die Person, welche vor mir saß, äußerst streng und nicht leicht zu begeistern war. Umso wichtiger war es, eine Gleichgesinnte ihres Rufes und Titels für mein Vorhaben zu gewinnen. "Versteht es bitte nicht falsch, Mina. Dies war nicht negativ behaftet. Mich wundert es nur, das eine Hexe eures Namens eine solch friedvolle und doch einfache Welt, als eures bezeichnen kann. Immerhin werdet ihr als die goldene Hexe betitelt. Da stellte ich mir etwas weitaus, prunkvolleres vor.", erklärte sie sich und nahm die duftende Tasse Tee in die Hand, welche vor ihr platziert war. "Ein Titel bleibt ein Titel. Dieser muss nicht zwangsläufig etwas über die Person dahinter aussagen.", kommentierte ich und spiegelte die Handlung meines Gegenübers wieder, indem ich an meiner eigenen Tasse nippte. Der Duft von Rosenblättern stieg mir in die Nase und harmonierte mit dem Aroma des weißen Tees. Reiji erzählte mir mal, wie sehr ich dem weißen Tee ähnelte. Mir gefiel der Gedanke, das er mich mit einer solch edlen Teesorte verglich.  

"Ich bin froh, das ihr mich eingeladen habt. Eine neue Schwester in den Reihen begrüßen zu dürfen, ist wohl das oberste Privileg was einer Hexe vergönnt ist.", sprach die kleine Dame und nickte mir zu. "Ich schätze mal, nicht jede teilt eure Meinung", fügte ich missmutig hinzu und starrte weiter in meine Tasse. Amüsiert lächelte sie mich an und nickte, "Ich nehme mal an, ihr sprecht von Lilith.", fing sie wissend an und verdrehte leicht die Augen, "Nehmt das nicht persönlich. Unsere Schwester hat sich schon immer vom Hass treiben lassen. Das braucht uns nicht zu kümmern."

"Aber sollte der Tod nicht rational und ohne Vorurteile vollstreckt werden? Meiner Meinung nach, schadet Lilith nur unserem Zirkel. Wenn nicht sogar unserer kompletten Rasse.", fügte ich weiter ein. Doch bevor ich fortfahren konnte, hob die Dame ihre Hand und ihre Miene wurde ernst. "Ich weiß bereits auf was ihr hinaus wollt, Mina. Man spricht bereits viel über euch und euer Bündnis mit den Vampiren. Einige halten dies für ein Spiel aus bloßer Langeweile heraus. Andere wiederum nennen euch einen Verräter. Doch euch darauf ansprechen, wird keine von ihnen. Dafür fürchten sie eure Macht zu sehr.", sprach sie, bis sich erneut ein Lächeln auf ihren Lippen formte, "Nun, alle außer meiner Wenigkeit. Immerhin sind wir doch beide, Hexen der fünf Monde. Meine Geschichte reicht über das Leben aller lebenden Hexen hinaus. Jeder zollt mir seinen Respekt und nur wenige haben sich meinen verdient. Dein Vater war einer der Wenigen."

Meine Augen leuchteten auf, als sie meinen Vater erwähnte. Seit dem Tage, an dem seine Seele in meine übertrat, schenkte ich ihm immer weniger Zeit meiner Gedanken. Ab und an las ich in seinem Tagebuch und fuhr mit dem Finger über seine Handschrift. Egal ob wir nun verbunden waren oder nicht, er fehlte mir dennoch. Meine Hand gleitete über den weiß lackierten Gartentisch und ich blickte über das glitzernde Ufer. Egal wie oft ich auch an diesen Ort reiste, so haute mich der Ausblick immer wieder aufs Neue um. Dies war der Ort, an dem ich ihm wieder begegnet war und mich in die Kunst der Magie einweihte. "Ich kann euch versichern, das ich ein ebenbürtiger Nachfolger meines Vater sein werde.", versicherte ich und blickte selbstbewusst in die Augen meines Gegenübers. "Das habe ich auch nie angezweifelt.", bestätigte sie.

"Dann hört meine Worte. Ihr seit Carena, die Hexe des Schicksal. Eure Existenz besteht seid Anbeginn unserer Welt. Auf euch werden alle anderen hören. Wenn ihr also, mich auf dem Anwesen der Sakamaki besuchen würdet, könntet ihr sehen...", wollte ich mein Vorhaben weiter erläutern, als mich Carena unterbrach. "Und was genau soll ich sehen? Wie eine Hexe und ein Mensch friedvoll mit sechs weiteren Vampiren unter einem Dach leben?", fügte sie misstrauisch hinzu.

"Ihr vergesst, das es sich hierbei um Eve handelt."

"Und ihr habt wohl vergessen, das dieser Mensch einst als Opferbraut gedacht war."

"Ein Schicksal, welches ihr selbst gesponnen hattet. Wäre es nicht amüsant mit anzusehen, was sich daraus ergeben hat?"

Und ab diesem Zeitpunkt an wusste ich, das ich das Interesse Carena's geweckt hatte. Die Hexe des Schicksals an meiner Seite nennen zu dürfen, wäre ein deutlich erkennbarer Vorteil. Wenn wir uns zusammenschließen würden, sei es nur eine Frage der Zeit, bis die anderen Hexen uns folgten. So schien jedenfalls mein Plan. "Ich werde über euer Vorhaben nachdenken. Bis dahin, lasse ich euch wissen, falls sich etwas Neues ergibt. Außerdem finde ich an eurer Einladung, in das Anwesen der Sakamaki Söhne, gefallen. Ihr solltet wissen, das ein unsterbliches Leben ermüdend sein kann. Dies scheint wohl eine willkommende Abwechslung. Ich hoffe, das es dort einen genauso vorzüglichen Tee zu verköstigen gibt, wie hier."

"Glaubt mir, ich habe dort noch nie einen besseren getrunken."

Mein Leben unter Vampiren | Sequel | Diabolik Lovers FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt