Kapitel 9 Quentin

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Tag 5, 6:00 Uhr

Quentin schrie vor Erleichterung auf, als er die Stadt vor sich sah. Den ganzen gestrigen Tag war er durchgelaufen und nun war er da. Endlich ein Lichtblick. Wurde auch mal Zeit.

Dass er überhaupt nun hier war, hatte er der Dummheit der beiden Soldaten zu verdanken. Tja, der größte Fehler war immer noch der Mensch, nicht wahr? Er liebte Menschen, die dumm waren und dann für ihre Fehler bezahlen mussten.

Der eine Soldat, Quentin war sich nicht mehr sicher, ob der linke oder der rechte, war auf ihn mit der Waffe zugegangen. Quentin sah die Szene wie vor seinem inneren Auge. Der Soldat grinste ihn an, sagte dann irgendeinen blöden Spruch. Aber was der Typ nicht beachtete, war, wie weit er seine verdammte Waffe an Quentin heranbrachte. Ein einziger Satz nach vorne, die Waffe wegdrücken und er würde auf seinen Partner schießen.

Der Idiot brachte schon wieder einen bescheuerten Spruch und war dementsprechend nicht vorbereitet. Anfänger eben. Und dann war er auch noch gleich so nett abzudrücken, während Quentin den Lauf von sich weg in Richtung des Partners des Soldaten drückte. Tja, der lag daraufhin sofort tot am Boden.

An dieser Stelle hätte der Soldat vielleicht besser nicht vor Schreck und Entsetzen über seine Tat die Waffe aus der Hand fallen lassen, denn darauf war Quentin natürlich vorbereitet. Eine weitere Drehung und ehe sich der Soldat versehen hatte, taumelte er rückwärts, die Hände auf seinen Bauch gepresst, aus dem Blut lief, die Augen weit aufgerissen. Die Wunde sah ziemlich böse aus.

Der Soldat flehte ihn an oder zumindest versuchte er es, bekam vor Schock aber wohl keinen Laut heraus. Na ja, sein Gesicht verriet dann dennoch, was er sagen wollte.

»Okay, okay«, sagte Quentin. »Ich machs leicht für dich.«

Und dann hatte er ihm in den Kopf geschossen.

Okay, das klang jetzt ziemlich brutal. Aber eigentlich hatte er dem Typen damit lediglich Leidenszeit erspart. Und außerdem war es ziemlich unterhaltsam zu sehen, wie ein Kopfschuss aus der Nähe aussah. Auf jeden Fall war er nicht explodiert, wie es oft in Büchern stand.

Quentin vertrieb die Gedanken an die Szene. Er musste sich auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Er hatte seit einem Tag nichts mehr getrunken. Sein Mund war staubtrocken, seine Kehle ausgetrocknet. Er musste irgendwo dort in der Stadt Wasser finden. Und dann musste er sich einen guten Plan überlegen. Denn dieser Adams würde ihn jetzt wohl jagen lassen, weil er zwei seiner Leute umgebracht hatte. Nicht gerade eine optimale Ausgangslage.

Gut, er musste sich konzentrieren. Wo könnte es noch Wasser in der Stadt geben? In den Häusern der ehemaligen Bewohner? Oder vielleicht gab es so etwas wie ein Motel, in dem man noch Wasser für Gäste hatte?

Es half alles nichts, hier herumzustehen und zu überlegen. Er musste wohl einfach in die erstbesten Häuser einsteigen und nachschauen.

Das erste Haus, was er erreichte, stand auf der rechten Straßenseite. Es war nicht mehr als eine Ruine, vermutlich von Drohnen zerbombt. Ebenso die Häuser daneben. Hier gab es sicher nichts mehr, wenn, dann war es längst zerstört. Also weiter in die Stadtmitte. Vielleicht hatte er Glück und dort hatte keine Bombardierung stattgefunden.

Er ging weiter, betrachtete Haus für Haus. Wie viele Menschen hatten hier wohl früher einmal gelebt? Vielleicht einige tausend? Mehr konnten es wohl nicht sein, die Häuser standen weit auseinander, es wirkte nicht wirklich wie eine Stadt. Na gut, Stadt konnte man das hier eigentlich auch nicht nennen.

Plötzlich fiel sein Blick auf ein Schild. Motel, stand dort drauf. Könnte einen Versuch wert sein. Wenn es nicht zerstört war, konnte man dort sicher noch etwas finden.

25 Tage - Überleben reicht nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt