Tag 2, 14:00 Uhr
Barron wusste nicht, ob er seinen Augen trauen konnte. Vor ihnen lag die Stadtruine, die er in der Ferne gesehen hatte. Oder besser gesagt: das, von dem er geglaubt hatte, es sei eine Stadtruine.
Er kniff die Augen zusammen. Nein! Nein, das durfte einfach nicht wahr sein! Wütend trat er auf den Boden.
Der Junge trat neben ihn, seine braunen kugelrunden Augen richteten sich auf das, was sich in der Ferne erhob.
Das war keine Stadt, nicht einmal eine Ruine. Gerade einmal drei halb zerstörte Häuser, die früher vermutlich Farmen waren, standen in einer Gruppe zusammen. Sofort schwand seine Hoffnung. Hier gab es bestimmt nichts mehr für sie zu holen. Zu nahe an der Straße, außerdem sahen die Gebäude aus, als seien sie schon seit langem aufgegeben.
Er schloss die Augen, dachte nach. Man hatte ihm gesagt, dass es hier in der Nähe eine Stadt gäbe. Eine Stadt. Aber wo war diese verfluchte Stadt? Oder war er angelogen worden?
Wieder blickte er zu den Häusern. Die Dächer waren längst abgeräumt worden, in den Mauern klafften Löcher.
Barron blickte nach Osten und Westen, aber da war nichts zu sehen außer endloser Wüste und irgendwelchen verdorrten Bäumen. Das hier war ein Ödland, in dem man nicht mehr leben konnte. Der Krieg hatte alles zerstört.
Er seufzte, blickte sich nach dem Jungen um, dann setzte er sich in Bewegung. Weiter in Richtung Süden, die einzige Richtung, die ihm noch blieb. Er fragte sich, wie lange das so bleiben würde. Wie lange konnte er vor seinen Verfolgern fliehen?
Im Kopf rechnete er die Zeit aus, die ihnen blieb. Zwei Tage. Drei höchstens. Bis dahin mussten sie unbedingt diese verdammte Stadt gefunden haben, ihre Vorräte auffrischen und dann eine neue Richtung einschlagen.
Wenn es diese Stadt überhaupt gab.
Er blickte nicht zurück, ob ihm der Junge folgen würde. Das tat er sowieso. Lautlos wie ein Tier, das sich an seine Beute anschlich. Manchmal fand er es unheimlich, dass der Junge bei ihm war. Vielleicht konnte er jemanden finden, der dem Jungen übersetzten konnte, was er sagte.
Aber zuerst mussten sie die Stadt finden. Sie konnte nicht mehr weit entfernt sein. Vielleicht war die Häusergruppe ja ein Vorbote. Im Norden gab es so etwas nicht, aber er hatte gehört, dass das im Süden üblich wäre. Dann konnte die Stadt nur noch einige Meilen entfernt sein.
Wenn sie Glück hatten, erreichten sie sie noch vor dem Abend.
————————
Knapp zwei Stunden später waren sie da. Hunderte Häuser waren am Horizont zu sehen. Die Stadt lag westlich der Straße, etwa eine Meile landeinwärts. Das war gut. Je eher sie von dieser Straße herunterkamen, desto besser.
Barron deutete auf die Umrisse der Häuser. Der Junge trat neben ihm, sagte nur ein Wort. »Sjudad.« Barron hatte keine Ahnung, was er damit sagen wollte, also zuckte er bloß mit den Schultern.
Sie verließen die Straße und gingen über den ausgetrockneten, harten Boden, der zahlreiche Risse hatte. Einige Grasbüscheln ragten hier und da aus dem Boden heraus, ein Baum in einiger Entfernung, der allerdings auch aussah, als würde er jeden Moment umfallen.
Die Stadt im Hintergrund wurde größer, man konnte bereits die erste Reihe Häuser sehen. Alle zerstört, die Mauern standen teils gar nicht mehr, teils waren sie entzweigerissen worden. Schutt lag vor den Häusern, Steine und alles, was sonst noch mal war.
Nach einer knappen halbem Stunde erreichten sie die ersten Häuser. Von Nahem sah die Zerstörung noch viel gewaltiger aus. Als hätte eine Bombe direkt vor den Häusern eingeschlagen. Aber Barron wusste, dass das nicht der Fall war. Er hatte zerbombte Häuser gesehen. Die hier sahen anders aus. Das war das Werk von Panzern.
DU LIEST GERADE
25 Tage - Überleben reicht nicht
Science FictionEs sind Zeiten des Krieges. Ein Großteil der Welt ist zerstört, die Menschheit am Boden. Der Ex-Söldner Barron schlägt sich als Einzelgänger durch, auf der Flucht vor einem Feind, der ihn bis in seine Träume verfolgt. Doch dann trifft er mitten in d...