Kapitel 13 Quentin

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Tag 6, 7:00 Uhr

Als Quentin erwachte, schliefen Barron und Arian noch. Die Sonne war bereits aufgegangen und erhellte die Landschaft vor ihnen. Endlose Halbwüste mit Sträuchern und Steinen. Und die Straße, die sich geradlinig durch diese Landschaft zog, auf dem Weg ins Nirgendwo.

Er hatte Barron gefragt, wo sie überhaupt hinwollten. Mexiko. Na ja, war nicht der schlimmste Ort, den er sich vorstellen konnte. Angeblich war dort alles und jeder korrupt, selbst die Armee, die noch übrig war. Ganz anders als hier. Das klang auf jeden Fall mal sehr vielsprechend. Er mochte korrupte Menschen irgendwie. Meistens waren die nämlich dümmer als die ganzen Ideologen, die immer so ... radikal waren. Andererseits, es war dort ziemlich warm. Und es gab dort auch so furchtbar schreckliche Wüsten. Wenn sie dort hinkamen, musste er dringend schauen, irgendwo am Meer ein schönes, erträglichen Plätzchen zu finden.

Wenn sie dort hinkamen. Barron hatte ihm endlich erzählt, warum er auf der Flucht war. Hatte ziemlich lange gedauert. Tja, es stellte sich heraus, dass er tatsächlich diesen Adams gekannt hatte und so bescheuert war, ihn zu verraten. Was genau er getan hatte, hatte er nicht verraten, aber es war eigentlich auch egal. Er schien seine ganze Aktion aber nicht wirklich gut geplant zu haben, denn immerhin hatte er geglaubt, unbemerkt und ohne Vorfälle bis nach Mexiko zu kommen und dort war dann wieder alles Friede, Freude, Eierkuchen. Wers glaubt, wird selig.

Genauso bescheuert hatte er sich beim Jungen angestellt. Er hatte ihn wohl auf der Straße getroffen und dann die großartige Schnapsidee gehabt, ihn doch einfach mitzunehmen. Klar, er war ja schließlich nicht auf der Flucht vor jemanden, der ihn gerne foltern und töten wollte. Da war es doch sicher die beste Idee, noch ein Kind bei sich zu haben. Wenn man Glück hatte, wurde das Kind vielleicht sogar vor einem umgebracht, sodass man Gelegenheit hatte zu fliehen.

So oder so, dieser Junge war ein Ballast für sie. Er bremste sie aus mit seinen kleinen Beinen. Aber Barron, dieser sentimentale Trottel, hatte wohl einen Narren an ihm gefressen. »Pah.« Er blickte zu Arian herüber, überlegte einen Moment, ob er ihn einfach umbringen sollte. Nein, das war wohl zu brutal. Aber von hier wegbringen, bevor Barron aufwachte, und dann zu sagen, dass er abgehauen sei, das war keine schlechte Idee.

Doch im selben Moment, als er den Gedanken hatte, wachte Barron auf und machte diesen Plan zunichte. Verdammt, die ganze Zeit schlief dieser Typ wie ein Stein und ausgerechnet jetzt musste er natürlich aufwachen. Sowas von typisch. Das Schicksal wollte echt, dass sie eingeholt wurden, bevor sie auch nur annähernd die Grenze sahen. Zumal Barron, dieses Arschloch, die geniale Idee hatte, nicht den direkten Weg zu nehmen, sondern einen Umweg zu machen. Einen UMWEG! Sie wurden verfolgt, verdammt noch mal. Da machte man keinen Umweg. Er hätte einfach gehen sollten, seinen eigenen Weg einschlagen. Aber irgendwie hatte er daran in diesem Moment nicht gedacht. Und jetzt war es sowieso schon zu spät.

»Guten Morgen«, begrüßte er Barron, versuchte, möglichst freundlich zu klingen. Was sich als unnötig herausstellte, denn Barron brummte bloß. Freundlich wie immer.

Barron ging zu Arian, tippte ihn an. Und dieser Junge stand einfach so auf, als wäre verdammt noch mal nichts gewesen, als hätte er nie geschlafen. Quentin stand mit offenem Mund da und warf Barron einen fragenden Blick zu. »Was zum Henker?«

»Er hat einen leichten Schlaf«, meinte Barron.

»Kann man das irgendwie lernen oder so?« So ein leichter Schlaf musste echt praktisch sein. Außerdem wirkte der Junge überhaupt nicht müde, nicht einmal ein bisschen.

»Kein Ahnung«, sagte Barron, dann drehte er sich zu Arian um und stapfte davon, Arian direkt hinter ihm. Es sah aus wie eine Entenfamilie, Vaterente und dahinter die kleinen Entlein, mal abgesehen von der Tatsache, dass es hier nur ein Entlein gab.

25 Tage - Überleben reicht nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt