Kapitel 12 Neyla

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Tag 6, 5:00 Uhr

Neyla sog gierig die Luft ein, als sie ins Freie trat. Sie wusste nicht, wie viele Stunden sie insgesamt in diesem Raum verbracht hatte, und hatte auch nicht danach gefragt.

Sie stiegen in Geländewagen, Adams und einige Männer in den hinteren, sie mit dieser Frau und zwei weiteren Soldaten in den vorderen. Und dann fuhren sie los. Sie blickte aus dem Rückfenster. Der aufgewirbelte Sand fiel zu Boden, bevor er durch den hinteren Wagen erneut aufgewirbelt wurden.

Nun konnte sie erstmals das Gebäude betrachten, in dem sie gefangen gehalten war. Es sah aus wie ein altes, verlassenes Militärgelände, vermutlich war hier einst eine Militärstation oder eine Station der Air Force gewesen. Etwa zehn Scharfschützen lagen auf dem Dach des Hauptgebäudes und beobachteten die Umgebung. Hier kam man nicht einfach herein. Oder heraus. Das wäre Selbstmord.

Dann ließen sie die Basis hinter sich. Vor ihnen lag nur Wüste, sonst nichts. Neyla wusste nicht, wo sie hinfuhren, sie hatte nicht einmal Zeit gehabt, sich Gedanken über all das hier zu machen. Doch jetzt versuchte sie sich, an jedes Wort zurückzuerinnern. War das hier alles eine Falle für sie? Aber warum sollte man einen so großen Aufwand begehen, nur um herauszufinden, dass sie ihn töten wollte? Zumal er es sicher wusste.

Ich denke Neyla, du solltest mitkommen, wenn wir ihn jagen. Immer wieder spielte sie diesen Satz in ihrem Kopf ab, rief sich den Gesichtsausdruck von Adams vor ihr inneres Auge, als er den Satz gesagt hatte. Es hatte nicht gewirkt, als wäre das alles unecht. Vielmehr konnte sie sich an den Hass in seinen Augen erinnern. Aber vielleicht war Adams ja auch nur ein sehr guter Schauspieler. Möglich war alles.

Barron hat mich verraten, Neyla. Sie verstand nicht wirklich, was hier vor sich ging. In welcher Beziehung war dieser Adams mit Barron gestanden? Warum wurde er von ihm verraten?

Irgendein Puzzleteil fehlte ihr, das spürte sie. Und solange sie das nicht haben würde, konnte sie nicht verstehen, was hier vor sich ging. Und das war ein gewaltiger Nachteil für sie. Ihre Gegner konnten diese Schwäche, ihre Unwissenheit, ausnutzen. Sie musste auf jeden Fall auf der Hut sein, sobald sie dieses Auto verließ. Alles konnte da draußen geschehen und sie hatte keine Ahnung, wer hier ein falsches Spiel spielte.

Sie fuhren auf einer Art Feldweg. Eine Straße war es zumindest nicht. Oder man sah sie nicht mehr wegen des vielen Sandes auf der Straße. Was auch immer der Grund war, sie hatte so noch immer keine Ahnung, wo sie war. Nicht einmal, ob sie auf einer Straße fuhren.

Die Fahrt dauerte nicht wirklich lange, da kamen sie auf eine Straße. Sie erhaschte einen kurzen Blick auf ein Schild, das am Straßenrand stand. Ajo Air Force Station. Es war also tatsächlich eine ehemalige Station der Air Force gewesen, die im Krieg wohl verlassen wurde. Das würde auch erklären, weshalb sie noch nicht zerstört war. Wenn niemand mehr da gewesen war, hätte es sich nicht gelohnt, die Gebäude zu bombardieren.

Dann endete ihre Fahrt abrupt. Sie blickte sich um. Sie waren wohl in so einer Art Siedlung. Um sie herum standen verfallene Häuser mit so großen Abständen zwischen ihnen, dass da problemlos mehrere Wohnwagen durchgepasst hätten. In der Wüste gab es halt genug Platz.

Der andere Wagen hinter ihnen kam jedoch nicht zum Stehen, sondern fuhr an ihnen vorbei. Etwas in ihrem Magen verkrampfte sich. Sie hatte kein gutes Gefühl bei der Sache. Irgendetwas war hier doch faul. Vielleicht war das wirklich eine Falle oder etwas dergleichen. Barron war alles zuzutrauen.

»Warum halten wir?«, fragte sie die Frau, die neben ihr saß und die ganze Fahrt über nur nach vorne gestarrt hatte. Sie schien irgendetwas gegen Neyla zu haben, denn sie würdigte sie keines Blickes, sondern starrte einfach geradeaus.

25 Tage - Überleben reicht nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt