gib uns drei Wochen

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Lena zieht scharf die Luft ein. Das muss erstmal verdaut werden, das ist eine Menge intensiver Gefühle. Irgendwie hat sie gedacht, dass Supergirl nicht lange rumfackelt, das sie sich nimmt, was sie braucht, ehe irgendwo wieder ein Feuer gelöscht werden muss. Aber sie hat die Rechnung ohne Kara Danvers gemacht. Niemals, hat sie ein solches Gespräch geführt, niemals hat ihr jemand solche Gefühle gestanden. Sie wäre nicht überrascht, wenn plötzlich ein Komiker  auftauchen würde und sich über Lena's Reaktion belustigt, nachdem er auf eine versteckte Kamera in der Ecke deutet. Aber das hier war nicht lustig und Kara weint stille Tränen, die sie zu verstecken versucht. Lena ist nicht blind, sie kann die Tränen sehen und Lena ist nicht völlig gefühllos. Sie muss aus ihrer Komfortzone hervortreten und versuchen zu begreifen, was hier gerade passiert und mit Kara sprechen.

Was soll sie sagen? Dass sie sich nach Kara verzehrt, sobald diese in ihrer Nähe ist. Dass alles woran sie denken kann, ist: mit ihr zu schlafen. Sie gegen die Wand zu stoßen oder in die Couch zu drücken. Es möglicherweise zu wiederholen, so oft, bis dieses brennende Verlagen in ihr gestillt ist. Besser nicht. Kara redet davon gemeinsam einzuschlafen und aufzuwachen. Lena ist sich sicher, dass in diesem Moment ihr Verstand ausgesetzt hat. Dazu findet sie keine Worte. Es stellt alles Gesprochene in den Schatten. Und hat sie ‚Händchen Halten' gesagt? Das letzte Mal als Lena jemands Hand gehalten hat, war das mit ihrer Nanny und das nur, weil sie auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Kätzchen gesehen hatte, das sie unbedingt streicheln wollte und darüber den Verkehr vergessen hat. Das hatte zur Folge, dass sie monatelang nur an der Hand der Nanny das Haus verlassen durfte und die knöchrige Hand war kalt und deren fester Griff tat weh.

Nein, solche Dinge kann sie Kara nicht sagen. Ironischerweise hält sie noch Kara's Hände, nach denen sie vorhin gegriffen hat, fest. Doch Kara hat längst losgelassen und sie liegen lasch in ihrem Griff. Hastig lässt sie los und konzentriert sich auf Kara's Frage. Was ist es also was sie erwidern wird? Mit jeder Sekunde die vergeht erstarrt Lena mehr, denn sie erkennt, dass sie dafür keine Erwiderung hat. Sie ist kein Beziehungsmaterial und wird es niemals sein. Lena kennt die Regeln dafür nicht. Und auch wenn sie sich anstrengen würde, wird Kara erkennen, wer Lena ist, woher sie kommt und dann würde sie Lena nicht mehr haben wollen. Kara ist vergnügt und tugendhaft. Lena würde sie mit ihren Dämonen mitziehen. Noch dazu trägt sie Luthor Blut in sich. Sie ist--

Ihre Gedanken werden unterbrochen, sobald Kara aufsteht. Diese ist aufgestanden und wird gehen. Lena hat zu lange gezögert. Sie wird gehen und Lena mit diesen Gedanken und Gefühlen alleine lassen. Aufkeimende Panik überfällt sie, nachdem Kara einen Schritt nach vorne macht und sich von ihr entfernt. Kara, mit Tränen in den Augen und hängenden Schultern, geht fort. Lena wird kalt am Herzen.

Sie greift wie von selbst nach Kara's Handgelenk und stoppt die Blonde damit, die augenblicklich in der Bewegung verharrt. Lena öffnet den Mund und ehe sie weiß was sie sagen wird, bewegen sich ihre ihre Lippen, aber nichts kommt heraus, außer ihrem Atem, der in der Luft verpufft. Sie hält das Handgelenk fest in ihrem Griff, als hinge ihr Leben daran. Kara scheint ebenfalls wie angewurzelt. Lena muss irgendetwas tun, ehe diese sich losreißt und entfernt. Und so tut sie das, was für eine Luthor undenkbar ist. Sie schaltet komplett ihren Verstand aus und hört auf ihre innerste Stimme. Sie lässt ihr Herz das Sprechen übernehmen.

„Okay," sagt ihre Stimme, die ein wenig fremd in ihren Ohren klingt.

„Okay?", fragt Kara vorsichtig und dreht sich fragend nach ihr um.

„Okay," wiederholt sie und nickt ein wenig mit dem Kopf.

Wieder diese Stille, an der sie meint zu ersticken und dennoch wagt sie nichts zu ihren eigenen Worten zu ergänzen. Okay hat ihr die Stimme gesagt, nicht mehr. Vorsichtig lässt sie das Handgelenk los, da Kara's Arm ein wenig verdreht wirkt, seitdem sie sich umgedreht hat. Kara scheint unschlüssig. Die kleine Sorgenfalte zeichnet sich zwischen ihren Augenbrauen ab.

let me 'date' youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt