Kampf 2.0

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Lena schüttelt sich aus dem Dämmerzustand, in dem sie sich befunden hat und kommt zu sich. Jemand hat sie auf das Bett der Kabine gelegt, doch es ist niemand hier. Sie runzelt die Stirn. Das Arbeitsmaterial aus dem Laborbereich ist komplett verschwunden. Jetzt wo der Anzug einsatzfähig ist, was ist der Plan? Lena hat es satt zu warten. Es war an der Zeit dies herauszufinden und Lena bekämpft den Schwindel, der sie überfällt, sobald sie aufsteht. Zuerst öffnet sie die Türe ihrer Kabine, doch sie ist nicht überrascht, als diese wie nicht anders erwartet abgeschlossen ist. Sie versucht ihr Glück über die Wendeltreppe, wo ihr am oberen Ende eine weitere Türe den Weg versperrt. Als sie die Klinke drückt, lässt sich diese öffnen. Der Weg ist frei. Nervös betritt sie den angrenzenden Raum.

Ein Überwachungsraum. Monitore, die Bilder duzender Überwachungskameras auf der Yacht zeigen, dominieren den Raum. Darauf erkennt Lena ihre eigene Kabine, in welche sie eingesperrt wurde. Gänsehaut überzieht ihren Körper, sie hatte keine Ahnung, dass sie die ganze Zeit über gefilmt wurde. Weitere Monitore zeigen die Zimmer der Yacht. Es sind Räume, die sie bisher nie betreten hat. Dann erblickt sie das Deck. Lena bleibt die Luft weg. Dort findet ein Kampf statt. Supergirl kämpft gegen sich selbst. Das ist Kara, die gegen die Blonde kämpft. Kara ist gekommen. Lena's Herz schlägt aufgeregt. Obwohl beide völlig gleich aussehen, erkennt sie ihren Kampfstil ohne Mühe. Ein böser blauer Fleck zeichnet sich auf dem Gesicht von Kara ab. Das Kryptonit. Es hängt um den Hals der Nachahmerin an einer Kette. Verdammt. Lena reißt die Augen auf. Sie muss sofort zu ihr.

Aus dem Augenwinkel heraus, nimmt Lena eine Bewegung, auf den Monitoren war. Die Überwachungsbilder zeigen den Mann, der sie seit Tagen bewacht. Soeben betritt er mit lässigen Schritten den Raum, in dem Lena sich befindet. Mist. Noch ist er hinter einem Regal verborgen und hat Lena nicht entdeckt. Sie reagiert in sekundenschnelle und nutzt das Überraschungsmoment für sich. Mit einer flüssigen Bewegung kickt sie dem Komplizen der Blonden mit aller Kraft in den Unterleib. Der Mann weiß nicht, wie ihm geschieht und hält sich schmerzend seine Eier. Lena nutzt das aus, um an ihm vorbei den Ausgang zu erreichen. Sie hat es fast geschafft, als sich eine grobe Hand um ihren Oberschenkel legt und daran zieht. Ihr Körper wird gepackt und mit Leichtigkeit gegen die Wand geschleudert. Lena sieht Sterne und ihr bliebt die Luft weg. Benommen liegt sie am Boden und versucht, auf allen vieren davon zu kommen. Der Angreifer tritt näher und zieht an ihrem Arm. Er zieht so lange daran, bis Lena etwas knacken hört und vor Schmerzen aufschreit. Sie fühlt sich kraftlos und legt schützend den gesunden Arm über sich, als sich der Kerl sich über sie beugt.

Tränen laufen ihre Wangen hinab, ob aus Wut oder Schmerz, kann Lena nicht sagen. Es ist alles ihre Schuld. Kara ist da draußen und Lena kann ihr nicht mit dem Anzug helfen. Doch sie wird verdammt sein, wenn sie nicht alles geben wird. Was tust du, wenn du am Boden liegst und dein Angreifer über dir lauert.Lena hatte genug Selbstverteidigungskurse besucht und weiß die Antwort darauf. Sie spricht sich selbst Mut zu und ihr Körper schüttet dabei Adrenalin aus. Rechtes Bein anwinkeln und sich seitwärts über die Schulter drehen und in die Hocke kommen. Anschließend mit voller Kraft mit der flachen Hand gegen die Schläfe des Angreifers treffen. Plötzlich geht alles schnell und Lena stößt einen Schrei aus, als sie den Mann an der richtigen Stelle trifft und dieser bewusstlos zusammen sackt.

- ***

Kara befindet sich in ihrem eigenen Kampf. Diesem ist sie eindeutig überlegen, obwohl sie Probleme damit hat, gegen ihr eigenes Aussehen zu kämpfen. Die andere Frau, scheint dies weniger zu stören. Das Gegenteil ist der Fall, wütend verteilt sie ihre Schläge. Um ihren Hals trägt sie eine Kette mit grünem Kryptonit und obwohl Kara die Wirkung ein wenig spürt, ist es nichts zu den Erfahrungen, die sie üblicherweise mit der tödlichen Waffe hat. Sie empfindet keine Schmerzen, nichts von dem grauenvollen Gefühl, als Würden sich tausend Nägel durch ihre Blutbahn ziehen. Ebenso wenig verliert sie ihre Superkräfte, zumindest nicht vollkommen. Es ist so geringfügig, dass sie es kaum bemerken würde, wäre da nicht ein paar Kratzer auf ihrer Haut und blaue Flecken, die sich gebildet haben. Irgendetwas schwächt die Wirkung des grünen Steins ab. Sie dankt Rao dafür. Die Frau ist aggressiv, aber vom Kämpfen hat sie keine Ahnung. Ihre Technik lässt schwer zu wünschen übrig und es ist das Einzige, was sie gefährlich macht. Kara kann ihre wilden Schläge nicht voraussehen. Sie hat genug davon. Kara greift die Blonde an ihren Haaren, ja das ist fies, aber genau das tut sie. Was bildet sich die Blonde ein.

Sie hat sie nun fest im Griff und sucht nach etwas, womit sie die Frau permanent festhalten kann. Sie kann einfach nicht in ihr Gesicht schlagen, es geht nicht, es ist immerhin ihrem eigenen ebenmäßig. Und dann hört sie es. Lena's Herzschlag. Es schlägt so heftig und laut, es klingt wie Musik in Kara's Ohren. Es durchflutet Kara mit solcher Wucht, dass sie einen Moment vollkommen ihre Abwehr vergisst.

Die andere Frau bemerkt dies und nutzt Kara's Ablenkung zu ihrem Vorteil. Sie befreit sich aus dem Griff. Sie lacht, als sie einen Roundhouse Kick landet, der Kara gegen die Brust trifft und quer über das Deck segeln lässt.

„Supergirl!" Das ist Lena's Stimme, die angstvoll ihren Namen schreit. Kara blickt in die Richtung, aus welcher die Stimme gekommen ist. Lena. Sie sieht furchtbar aus. Sie hält ihren Arm, der in einem abnormalen Winkel steht und ihr Gesicht. Oh Rao, ihr Gesicht. Die Lippe ist aufgeplatzt und auf der Wange zeichnet sich ein tiefroter Bluterguss ab. Lena humpelt, als sie langsam näher kommt.

Kara's Sorge um Lena, lässt sie ein zweites Mal ihre Deckung verlieren und das wird ihr erneut zum Verhängnis. Ihre Widersacherin beugt sich über sie und verteilt Schläge. Kara dreht den Kopf nach rechts und nach links, um diesen auszuweichen. Dabei kommt sie dem Kryptonit gefährlich nahe, dass an der Kette der Blonden baumelt. Es verstärkt seine Wirkung, sobald es Kara berührt und sie fühlt augenblicklich, wie die Kraft aus ihrem Körper weicht. Mehr und mehr.

Ein triumphierender Ausdruck zeichnet sich auf dem Gesicht der Angreiferin ab. Sie bemerkt, dass Kara schwächer wird. Sie hält Kara nah an sich und ist sich siegessicher.

„Du kannst stolz sein, auf deine kleine Wissenschaftlerin. Sie hat diesen Anzug für mich geschneidert, mit all seinen Special Effekts. Eifersüchtig?"

„Ich weiß, wer Sie sind, Gwendolyn Peabody. Möchten Sie das wirklich? Mit einem Gesicht von jemand anders zu leben. Sich meiner Identität berauben. Ich bin mir sicher, dass sie ihr eigener Mensch sind und ihre eigenen Fähigkeiten haben. Möchten sie das alles aufgeben? Für Lex Luthor?"

„Sie haben keine Ahnung, was mir diese Familie bedeutet," erwidert die Blonde und teilt einen neuen Schlag aus, der Kara schmerzhaft in den Magen trifft.

„Er hat sie einstmals angezeigt. Er wollte, dass sie sich ihm keinen Meter nähern. Und dann möchte er, dass sie ein anderes Gesicht bekommen. Etwa, weil er dem alten nicht standhalten kann?"

Kara versucht mit Worten die Frau zu verunsichern, sie liegt am Boden und deckt die Schläge, so gut es möglich ist. Dann sieht sie Lena, die näher kommt. Kara's Augen werden weit. Sie sieht ihre Freundin an und betet wortlos, dass Lena stehen bleibt. Bitte lass sie nicht näher kommen. Kara verliert zusehends ihre Kräfte und sie weiß nicht, ob sie Lena beschützen kann, doch sie wird es bis zu ihren letzten Atemzug versuchen.

Der Blonden entgeht nicht, wie Kara auf einen Punkt hinter ihr sieht und lacht auf.

„Ist da etwa mein kleines Kätzchen heraus gekommen? Du siehst übel aus," Ihr Gesicht ist zu Lena gewandt, während sie Kara weiterhin in ihrem stählernen Griff hält. „Du kommst rechtzeitig. Du wirst Zeugin, wie ich Supergirl vom Thron schubse und ihn selbst besteige. Und das alles nur mit deiner Hilfe, Kätzchen. Wie fühlt sich das an?"

Lena wirft sich auf den Boden zu Füßen der Blonden. Es bereitet ihr sichtbar Schmerzen, aber sie beißt die Zähne zusammen und blickt der Blonden direkt in die Augen. Was tut sie da?

„Sie haben Recht," beginnt Lena und streckt ihren Arm aus. Sie berührt mit der flachen Hand den Anzug der Frau. „Ohne meine Hilfe, wären Sie nichts und mit meiner Hilfe sind Sie nichts."
Die Blonde runzelt die Stirn über die mysteriösen Worte und dann beobachtet Kara, wie unter Lena's Hand der Anzug verschwindet und sich in einen Stoff verwandelt. Der Stoff wickelt sich um den Körper der Frau und hat den Effekt wie eine Fessel zu wirken. Innerhalb Sekunden ist die Frau bewegungslos zugeschnürt.

„Was tust du da?" Ihre Augen weiten sich, als sie bemerkt, was soeben geschehen ist. Sie reißt an dem Stoff, doch nichts geschieht. Sie flucht und schreit, bis sich ein Stoff über ihren Mund legt und sie zum Schweigen bringt. Lena beugt sich über sie und reißt ihr die Kette mit dem Kryptonit vom Hals und wirft diese ins Meer. „Sie haben nicht ernsthaft angenommen, ich hätte den Anzug für Sie gebaut?"

Dann suchen ihre Augen langsam den Blick von Kara.

Es ist vorbei. Kara richtet sich auf und Lena's Name fällt von ihren Lippen. Sie mustert Lena von oben bis unten. Mit ihrem Röntgenblick sucht sie Lena nach Brüchen ab. Die Schulter ist ausgekugelt. „Du bist verletzt."

Sie sehen sich an und halten sich vorsichtig in den Armen. Tränen laufen über ihre Wangen und vermischen sich.

Aus der Ferne hört Kara die Hubschrauber. Erleichterung überfällt sie. Hilfe war da.

let me 'date' youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt