Ich liebe dich

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Kara erwacht mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Sonnenstrahlen fallen durch die großen Fenster und kitzeln auf ihrer Haut. Es ist ruhig in Lena's Schlafzimmer, wo kein Straßenlärm und wildes Hupen nach oben dringt. Sie spürt Lena neben sich, die tief und fest eingekuschelt in ihren Armen schläft. Sie sieht so schön dabei aus. Liebevoll betrachtet sie ihr ebenmäßiges Gesicht, über das sie mit ihren Fingern entlang fahren möchte, um jede Kurve zu ertasten. Anschließend würde sie mit ihren Lippen wiederholen, was ihre Finger erkundet haben. Kara kann kaum erwarten, bis Lena aufwacht, um sie küssen.

Gestern mag sie betrunken von dem Rum gewesen sein, heute ist sie es von Lena. Sie wünscht sich, an jedem neuen Tag mit Lena gemeinsam in ihren Armen aufzuwachen.

Der Rum hatte es ganz schön in sich. Gott sei Dank hat sie Superkräfte und ihr Körper hat den Alkohol längst abgebaut. Einen Hangover, wie Alex es nennt wenn sie am darauffolgenden Tag leidet, braucht sie nicht zu befürchten. Aber gestern, als sie davon getrunken hat, meine Güte, sie war außerhalb ihrer Kontrolle. Ihre Empfindungen waren irgendwie ungebremst, ohne Filter. Sie war extrem eifersüchtig über die Frauen, mit denen Lena intim war. Sie hat den Gedanken kaum ausgehalten und wollte unbedingt etwas beweisen. Sie wollte Lena verführen und vergessen lassen, dass es jemals eine Andere gab, aber dann hat sie der Mut verlassen. So möchte sie auch gar nicht, dass es laufend würde. Gut, dass Lena sie durchschaut hat. Kara war ein wenig pikiert über ihr eigenes Verhalten. Aber Lena hat die richtigen Worte gefunden und schnell darüber weggesehen. Sie hat ihnen Essen gekocht und Kara über ihre Arbeit ausgefragt. Es war ein Ablenkungsmanöver, um sie auf andere Gedanken zu bringen und es hat funktioniert. Nach dem Essen war Kara dank ihrer Kräfte fast vollständig wieder nüchtern.

Ihr erstes Mal mit Lena malt sie sich anders aus. Sie schließt die Augen und seufzt träumerisch. Romantische Stimmung, zärtliche Berührungen und Lena, die dabei die Führung übernimmt. Kara beißt sich auf die Lippen, während sie Lena im Geiste vor sich sieht. Lena liegt auf ihr, sie stützt sich auf einem Arm ab und ist komplett nackt, während ihre andere Hand über Kara's Körper wandert. Ihre grünen Augen sehen sie an und eine ihrer perfekten Augenbrauen ist klassisch nach oben gezogen. „Miss Danvers, ist das alles für mich?" Sie scheint amüsiert, während ihre Finger durch ihre Nässe streicheln und diese verteilen. Kara nickt verlegen und hebt zaghaft ihre Hüften an. Sie braucht mehr, so viel mehr. Lena lacht und es klingt so verdammt sexy, es turnt Kara mehr an, als es sollte. Sie hält den Atem an, als Lena's Finger mit Leichtigkeit in sie hineingleiten und ihr Stöhnen wird von Lena's Mund verschluckt.

Kara's Fantasie geht mit ihr durch. Eine ihrer vielen Traumvorstellung, bei der sie darüber fasziniert und ihr die Röte ins Gesicht treibt. Verlegen sieht sie sich um. Lena schläft ahnungslos und Kara drückt einen Kuss in ihr weiches Haar und denkt weiter über den gestrigen Abend nach.

Nachdem Essen, waren sie beide überwältigt von den Geschehnissen und haben beide gegähnt. Kara ist zuerst im Bad verschwunden und hat dort in den Badspiegel gegrinst. Der Gedanke mit ihrer Freundin gemeinsam einzuschlafen und zu kuscheln, lies ihr Herz vor Freude hüpfen. Sie hat ihre Zähne geputzt und an dem T-Shirt geschnuppert, dass Lena ihr zum Schlafen gegeben hat.

Als Lena zurück aus dem Bad kam, ging ihr Herzschlag beunruhigend schnell. Ihr Supergehör nahm die Abweichung sofort wahr. Kara lag im Bett und beobachtete, wie Lena sich diesem langsam näherte. Zögerlich schlug sie die Bettdecke auf und legte sich vorsichtig mit etwas Abstand neben Kara und vermied es, sie anzusehen. Kara überlegte nicht länger, sie hielt ihre Arme einladend für Lena auf, als hätte sie dies tausend male zuvor schon getan. Lena kam ihrer Aufforderung erleichtert nach. In dem Moment, als Lena sich in ihre Arme schmiegte, hat Kara die Augen geschlossen, da es sich so gut anfühlte. Wortlos hat sie Lena über den Rücken gestreichelt, bis der Herzschlag gleichmäßig und ruhiger wurde. Mit einem murmelnden „Gute Nacht," ist sie glücklich eingeschlafen.

Sie liebt die Frau in ihren Armen und sie wird sie nie wieder hergeben. Kara streichelt über den Arm, den Lena um sie geworfen hat und berührt die kleinen Härchen dort. Sie streift mit ihren Fingern immer wieder darüber, fühlt die samtweiche Haut und dann drückt sie ihre Nase in den weichen Flaum.

Die Dunkelhaarige bewegt sich. Verschlafen öffnet sie ein Auge.

„Kuschelst du gerade mit meinen Armhaaren?," fragt Lena mit heiser schläfriger Stimme. Ihre Haare sind wild durcheinander und ihre grünen Augen halb geöffnet, eine Augenbraue schwingt nach oben. Sie sieht verdammt sexy aus.

„Guten Morgen," begrüßt Kara ihre Freundin und strahlt trotz der Tatsache, dass sie gerade dabei beobachtet wurde, wie sie ihre Nase an Lena's Arm gedrückt hat. Sie kann nicht länger warten und zieht Lena sanft an sich. Sie küsst Lena zärtlich auf die Lippen, erst einmal dann zweimal und dann drückt sie ihre Lippen fordernd gegen den weichen Mund, solange bis Lena wach wird und Kara ihre Zunge in ihren Mund schieben kann.

Nach einer Weile löst sich Lena schwer atmend von dem Kuss. „Guten Morgen," sagt sie leise. Sie sieht bezaubernd aus und wirkt ein wenig verlegen, sie hat wohl kaum mit diesem Überfall gerechnet.

„Hast du gut geschlafen?"

„Wundervoll," antwortet Lena verträumt. „Ich bin noch nie auf diese Weise geweckt worden," gibt sie zu.

„Hat es dir gefallen?", fragt Kara und ihr Herz schlägt schneller.

„Sehr," antwortet Lena und streichelt mit ihrem Daumen über Kara's Wange. Sie sehen sich beide an und Kara verliert sich in diesen grünen Augen, die im hereinfallenden Lichtschein wie Smaragde schimmern. Und dann ist es Lena, die Kara küsst und tausend Schmetterlinge in ihren Bauch sendet. Ihr weicher Mund ist warm und sie küssen sich lange und ohne Eile.

Nachdem sie aufgestanden sind, haben sie gemeinsam gefrühstückt und in Ruhe ihren Kaffee ausgetrunken. Beide wussten, dass es an der Zeit war, das Appartement zu verlassen und sich zu verabschieden. Kara musste zu einem Interview auf der anderen Seite der Stadt und Lena wurde bei L Corp erwartet.

Für den Abend ist sie mit Alex verabredet und der Gedanke, dass sie Lena heute nicht mehr sehen wird, macht ihr zu schaffen.

„Natürlich triffst du dich mit Alex. Du liebst diese Abende und deine Schwester wird sich ebenso darauf freuen. Morgen Abend sehen wir uns wieder. Wir können Essen bestellen und gemütlich die Zeit verbringen oder was immer du möchtest," schlägt Lena vor.

„Aber es ist so lange hin, bis ich dich wieder sehe. Was ist mit morgen Mittag? Lunch? Sehen wir uns im Noonans?"

Lena beißt sich auf die Lippen und überlegt.

„Ich habe morgen Vormittag einen Termin, der womöglich länger dauern könnte. Ich schreibe dir okay? Spätestens morgen Abend sehen wir uns wieder," sagt sie sanft.

„Na gut, aber nicht wundern wenn ich heute Abend vorbei geflogen komme, nur um mir einen Kuss zu stehlen," gibt Kara schmollend von sich.

„Wieso küsst du mich nicht angemessen zum Abschied?", fordert Lena sie heraus. Das lässt sich Kara nicht zweimal sagen.

Erst nach einer Weile gibt Kara Lena's Mund wieder frei, ihre Arme halten sie jedoch weiterhin fest und sie streichelt dort über den Rücken.

„Wo hast du gelernt, so zu küssen? Du lässt jedes Mal meine Knie weich werden," fragt Lena ein wenig atemlos.

Kara grinst und wird dann aber ernst.

„Heute Morgen konnte ich es kaum erwarten, bis du aufwachst, damit ich dich küssen kann. Am liebsten würde ich in dich hinein krabbeln, um dir nahe zu sein. Und manchmal wenn ich dich ansehe, kann ich kaum atmen, weil du so schön bist. Ich liebe dich. Ich bin in dich verliebt, Lena."

Lena's Mund öffnet sich vor Erstaunen und zarte Röte zieht über ihr Gesicht.

„.. Kara..-"

„Du musst darauf nichts antworten. Ich wollte nicht länger damit warten, dir zu sagen wie ich für dich empfinde."

Sie hat es nicht geplant, aber sie konnte es unmöglich länger für sich behalten.

Lena scheint befangen. Kara hat keine andere Reaktion erwartet. Sie hat das nicht gesagt, um eine Antwort von ihr zu erhalten. Sie gibt Lena Zeit, um sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass sie geliebt wird.

Sie nimmt Lena's Hände und küsst ihre Handflächen, erst innen und dann außen, sie regnet kleine Küsse darüber und teilt wortlos ihre Liebe mit, die sie empfindet. Sie verabschiedet sich von Lena mit einem schiefen und breiten Lächeln im Gesicht, das ihre Zähne zum Vorschein bringt.

Als sie später auf dem Weg zum Interview Loopings vor Freude fliegt, sieht sie Lena's Gesicht vor sich. Lena war vollkommen überwältigt. Sie hat den Mund mehrmals geöffnet und wieder geschlossen. Da war eine kleine Träne in ihren Augenwinkel und Kara hätte sie am liebsten in die Arme genommen. Aber sie kennt Lena gut genug, um ihr ein wenig Zeit zu geben. Das Glück, dass sie in Lena's Augen gesehen hat, war ihr mehr als genug.


- ***
-
Es ist Donnerstag Morgen. Gestern hat Kara die Worte zu ihr gesagt und diese hallen noch immer durch ihren Kopf.

Ich liebe dich. Ich bin in dich verliebt, Lena.

Niemand hat bisher diese Worte zu ihr gesagt. Sie hat auch niemals damit gerechnet, dass sie diese jemals hören wird. Es traf sie völlig unvorbereitet. Es ist beinahe zu viel für Lena. Doch sie drängt die Stimmen in ihrem Kopf zurück, die ihr zuflüstern, dass sie es nicht Wert ist von Kara geliebt zu werden.

Sie muss sich konzentrieren und ihre Gedanken sammeln.

Zum tausendsten Mal nimmt sie sich den Brief vor und liest erneut:

Sehr geehrte Miss Luthor,

treffen sie mich Donnerstag Vormittag 10:00 am Hafen, Pier 13, wenn sie nicht möchten, dass der beiliegende Schnappschuss von Ihnen und ihrer kleinen Freundin an die Öffentlichkeit geht. Kommen Sie alleine und kein Wort zu niemanden.
Ich freue mich auf Ihr Erscheinen.

Mit freundlichem Gruß

Ein besorgter Bürger

Sicher geht es um Geld, alles dreht sich immer nur um Geld. Geld bedeutet Macht. Was anders sollte der Erpresser sonst verlangen wollen? Wollte er sie töten, hätte er es längst versucht, worauf also warten? Nein. Das hier waren nicht die üblichen Verdächtigen, die sie aus dem Weg räumen wollten und nach ihrem Leben trachteten. Die Handschrift wollte etwas von ihr. Sie wollte verhandeln und als Gegenleistung über das entdeckte Geheimnis stillschweigen bewahren. Sie nimmt das Beweisfoto in die Hände. Lena Luthor und Supergirl. Der Kuss war intim. Leidenschaftlich. Definitiv kein erster Kuss.

Kara. Oh, Gott Kara. Hätte sie doch etwas sagen sollen? Nein, keineswegs. Es ist alles Lena's Schuld, weil sie diesen Nachnamen trägt, weil sie nach National City gekommen ist. Das hier sind keine Aliens und Verbrecher die Supergirl üblicherweise bekämpft. Dies hier sind schmutzige Mittel. Abschaum. Erpresser, die sich an dem Namen Luthor bedienen wollen oder an L-Corp rechen. Sie wird Kara niemals in diese dunkle Seite mit hineinziehen. Sie ist eine Superheldin und keine Dämonenjägerin.

Lena hat Jess Bescheid gegeben, dass sie kurzfristig einen Außentermin wahrnehmen wird und ist gar nicht erst im Büro erschienen. Sie kleidet sich vollständig in Schwarz und versteckt ihr Gesicht mit ihren offenen Haaren unter einem Basecap. Sie wird die Subway zum Hafen nehmen und ihrem Fahrer aus der Sache raus lassen. Diese Angelegenheit ist sie sich sicher, kann sie alleine klären. Der Erpresser möchte etwas von Lena und am besten verhandelt sie, wenn sie dabei nicht abgelenkt wird. Kontrolle hat sie nur, wenn niemand anderes in die Sache involviert ist, vor allem nicht Kara. Sobald Gefühle im Spiel sind, kann sie nicht denken. Für diesen Job braucht sie ihre Luthor- Gene.

Sie setzt sich die Sonnenbrille auf und betrachtet sich im Spiegel. Perfekt, alles was äußerlich Lena Luthor ausmacht, ist mit diesem Outfit verloren. Ehe sie das Penthouse verlässt, zögert sie einen Moment. Sie trägt die Uhr von Supergirl an ihrem Handgelenk. Der Erpresser trachtet nicht nach ihrem Leben, sonst hätte er dies einfacher gehabt. Hier geht es nicht um Leben und Tod. Die Sache betrifft L-Corp und nicht Supergirl, wiederholt sie die Worte wie ein Mantra in ihrem Kopf und nimmt die Uhr von ihrem Handgelenk ab.

Die Subway ist vollgepackt mit Fahrgästen. Sie wird mehrmals angerempelt und Menschen drängen sich an ihr vorbei. Die Luft ist stickig und ein beißender Geruch hängt darin fest. Ein wenig atemlos steigt sie wenig später die Treppenstufen der Haltestelle empor.

Als sie am Wasser entlang Richtung Pier 13 läuft bewundert sie die prächtigen Yachten die dort vor Anker liegen.

„Miss Luthor, Sie werden erwartet. Hier entlang," spricht sie ein muskulöser Mann an.

Lena lässt sich von zwei Männern den Steg entlang bis zum Ende führen, dort steigt sie verwundert in ein Schlauchboot ein, dessen Motor sogleich startet. Sie wird nach draußen gefahren, wo eine prächtige Yacht mit dunkelverspiegelnden Fenster vor ihnen liegt. Ihr wird flau im Magen. Das widerlegt im Grunde ihre Vermutung, dass es sich um Geld handeln könnte. Andererseits, wer viel Geld hat, benötigt viel davon. Vielleicht ist es ein Milliardär, dem sie unabsichtlich auf den Fuß getreten ist, dieser wollte womöglich seine Macht demonstrieren und Lena einschüchtern. Sie hin und her gerissen, doch zu spät war es allemal. Sie hat sich entschieden, auf das Unbekannte zu treffen. Sie schallt sich im Kopf dafür, dass sie sich nicht doch ein wenig auf das Treffen vorbereitet hat. Im Hintergrund einen zweiten Plan ausgearbeitet hat, falls etwas schief laufen würde. Sie war abgelenkt die letzten Tage und hat zu voreilig gehandelt. Einen Augenblick lang überlegt sie ins Wasser zu springen ehe sie auf diesem Boot hilflos ausgeliefert ist, dann wird ihr ein Taschentuch vor den Mund gehalten. „Sorry, der Plan ist, dass Sie ohne neugierige Augen die Yacht betreten." Sie nimmt den beißenden Geruch von Chloroform wahr, ehe alles schwarz wird.

Lena wird von dem Pochen in ihrem Kopf langsam wach. Eine aufkommende Migräne ist dagegen das geringste Problem, was sie im Augenblick hat. Sie ist an einen Stuhl gefesselt und wurde alleine in einem Raum zurückgelassen. Sie befindet sich auf dieser Yacht, die sie mit dem Schlauchboot angesteuert haben. Ein leises Motorengeräusch sagt ihr, dass sie sich bewegen. Ein Bullauge ist das einzige Fenster und sie kann aus ihrem Winkel heraus den Himmel erkennen. Am Ende des Raums führt eine Wendeltreppe nach oben. Lena lässt ihre Augen ihre Umgebung scannen. Dort steht ein weiches Bett an der Wand mit roten Plüschkissen darauf. Auf der anderen Seite befindet sich ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen. Hinter ihr ist eine Art Küche mit Arbeitsflächen, doch sie kann sich nicht vollständig umdrehen, um mehr zu sehen. Lena hat kein Zeitgefühl, nirgends kann sie eine Uhr entdecken und verflucht sich selbst, dass sie in diese missliche Lage geraten ist. Verhandlung schallt sie sich in ihrem Kopf. Sie ist gefesselt verdammt nochmal. Sie spürt die Wut in ihrem Körper, als sie Fußtritte vernimmt.

Absätze die auf der metallenen Wendeltreppe hallen, kündigen Besuch an. Instinktiv zerrt sie an ihren Fesseln, um sich diesem gegenüberzustellen, doch ein brennender Schmerz fährt in die Haut an ihren Handgelenken und sie gibt auf.

Lena's Augen folgen der Erscheinung einer Frau. Lange nackte Beine nehmen ihren Weg langsam die Treppe hinab. Die hochhackigen Schuhe, scheinen ihre weiblichen Bewegungen nicht aus dem Takt zu bringen. Sie ist gekleidet in einem seidenen Morgenrock, der lässig mit einer Kordel zusammengebunden ist. Zu dem Zeitpunkt, als sie die letzte Stufe erreicht, trifft Lena ihr vollständiger Anblick wie ein Schlag. Geschockt befindet sie sich in einer Art Starre wieder. Die blonde Frau sieht aus wie ein Engel. Dasselbe weiche wellige Haar und die Augen blau wie der Ozean. Ihr Engel. Kara. Die Brille auf der Nasenspitze fehlt und zusätzlich die offenen Haare, die sie trägt. Sie ist Supergirl.

Ihr Gehirn muss einen Streich mit ihr spielen. Womöglich ist sie länger hier unten, als sie dachte.

Die Frau kommt lächelnd auf sie zu. Sie trägt Kara's Gesicht, doch fehlt darin jegliche Wärme. Es wirkt verzerrt und der Anblick bohrt einen Stachel in ihr Herz. Lena schluckt schwer.

„Hallo Girlfriend," begrüßt sie die Person und als sie näher tritt, wird Lena in eine Wolke von aufdringlichem Parfüm gehüllt.

Sie zieht Lena gefühllos an ihrem Shirt zu sich und drückt ihr geräuschvoll einen Schmatz auf die Lippen.

Lena wird kalt am Herzen. „Tun Sie das niemals wieder!", entsetzt funkelt sie die Blonde an und nur ihre Manieren halten Lena davon ab, auf den Boden auszuspucken.

Die Blonde lacht bösartig und die Kälte darin, hinterlässt Gänsehaut auf Lena's Körper.

„Bist du dir sicher? Ich könnte schwören, ich bin dein Typ. Vor einem Augenblick hast du mich mit diesen katzenartigen Augen buchstäblich ausgezogen. Ich bin es gewöhnt, lüstern angestarrt zu werden, aber du mein Kätzchen. Du hast mich angesehen, als würdest du auf der Stelle über mich herfallen wollen. Hab ich etwa nicht deinen Appetit geweckt?" Sie lässt Lena an ihrem Shirt ruckartig los und ehe sie etwas erwidern kann, bekommt sie mit der flachen Hand eine ins Gesicht geschmiert.

Erneuter Schock durchfährt Lena, sie ist bei weitem zu fassungslos, um reagieren zu können. Sie kann mit allerlei Bosheit, die gegen sie gerichtet wird umgehen. Das hier? Das war eine andere Nummer. Lena's Gehirn ist blank.

„Ich mag es nicht, wenn man mir sagt, was ich tun soll. Ich bin sehr dominant," wie um ihre Worte zu bestätigen, fährt sie mit dem Daumen über Lena's Wange an der Stelle entlang, wo ihr Handabdruck heftig brennt. Sie küsst Lena erneut, drückt ihre Lippen an die Wange und zieht eine Spur zu ihrem Ohr. Lena dreht ihren Kopf weg, doch wird er grob festgehalten. „Ich habe keine Zweifel, dass du tun wirst, was ich dir sage, Kätzchen. Bist du nicht meiner Aufforderung gefolgt und hier her gekommen?!"

Lena schluckt und überlegt fieberhaft nach einer Taktik. Bisher hat sie wenig die Oberhand.

„Wie lautet Ihr Name?", fragt Lena und hasst es, dass sie unsicher klingt.

Die Blonde steht auf und richtet ihren Morgenrock, der ein wenig aufgegangen ist. Lena's Augen folgen dem Tun und sie erspäht den Ansatz wohlgeformter Brüste. Die Frau ist nackt unter diesem Seidenmantel.

„Ich bin Supergirl."

Falls dies hier irgendein kranker Witz ist, wäre jetzt der perfekte Zeitpunkt damit aufzuhören. Diese Absurdität, lässt all ihr logisches Denken aussetzen, all ihr IQ kann ihr in dieser bizarre Situation nicht weiterhelfen. Sie befindet sich in einem Albtraum. Wut erwacht in ihrem Bauch. Sie war niemals verärgerter als in diesem Moment. Die Wut rast durch ihren Körper und bricht aus ihr heraus.

„Sie sind in keiner Weise Supergirl," sie spuckt die Worte förmlich aus. „Sagen Sie mir weshalb ich hier bin, was ist es das Sie von mir wollen, damit wir diesen kranken Bullshit sein lassen können."

Mit einem Ruck werden ihre Fußfesseln gelöst und die Blonde packt sie schmerzvoll an ihren Haaren und zieht Lena vor sich her. Stolpernd wird sie an die Küchenzeile gezerrt, oder war es eher ein Labor mit all den Instrumenten hier.

„Na schön, wenn du nicht spielen willst. Du bist ein eifriges kleines Ding und ich stimme dir zu. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen." Die Blonde lässt Lena auf einen Barhocker nieder und deutet auf die Utensilien. „Du reparierst diesen Anzug. Er muss flugtauglich sein, hitzebeständig und für meinen Körper angepasst. Die Waffen bauen wir später ein. Und er sollte natürlich meinem Stil entsprechen. " Sie zeichnet ein S mit ihrem Finger in die Luft. "Er wird perfekt sein."

Lena blickt auf Lex's alten Anzug, der in Einzelteilen vor ihr liegt und lacht bitter auf. Die Erkenntnis trifft sie wie ein Schlag. Lex hätte diesen Anzug niemals aus der Hand gegeben. Er hat damit gegen Superman gekämpft. Es war bei weitem Schlimmer, als sie angenommen hat.

Lex kann sie einfach nicht in Ruhe lassen. Warum nur, hat sie an ihn überhaupt nicht gedacht. Zumindest weiß Lena nun, mit wem sie es zu tun hat und dieses Mal benötigt Lex etwas von ihr. Sie ist die Einzige, die diese Technologie verstehen kann. Lex weiß das.

„Ich habe keine Ahnung, von was Sie reden. Was ist das hier?," fragt sie ahnungslos.

„Stell dich nicht dumm. Ich weiß alles über dich und Lex." Sicher nicht, geht es Lena durch den Kopf, doch sie behält diese Information vorerst für sich.

„Wieso sollte ich das tun?"

Die Blonde stellt sich hinter Lena und streicht ihr die Haare aus dem Gesicht.

„Weil du, meine Liebe, vergessen hast, woher du kommst. Aber keine Angst, ich werde dir helfen zurück zu deinen Wurzeln zu finden. Zuerst: Repariere den Anzug."

Die Blonde streift einen Haargummi von ihrem Handgelenk ab und bindet Lena die Haare zusammen. Sie gibt ihr einen Schubs. Lena ärgert sich immer mehr über deren Verhalten. Sie ist keine Puppe.

„Ich werde sicher nicht, diesen Anzug reparieren und zusehen wies sie mit ihrem schlecht nach operiertem Gesicht herumfliegen und sich als Supergirl ausgeben. Das ist es doch, was sie damit bezwecken möchten?"

Die Blonde dreht Lena's mit ihrem Stuhl zu sich herum und sieht ihr eindringlich in die Augen.

„Ich lasse dir das eine Mal durchgehen, weil ich weiß, dass du Angst hast und verärgert bist. Zukünftig wirst du nett zu mir sein. Deine blonde Heldin scheint dein Gehirn vernebelt zu haben, aber am Ende wirst du wissen, wohin du gehört. Durch deine Adern läuft Luthor Blut, ob dir das gefällt oder nicht, das wirst du niemals ändern können." Sie lässt Lena los und öffnet eine Schublade, aus der sie ein Messer hervor nimmt und zärtlich über die Klinge streichelt.

„Dieser Raum hier ist mit Blei verkleidet und schallisoliert. Wachen stehen vor der Tür und wir schippern auf dem offenen Meer. Solltest du auf dumme Gedanken kommen, denk besser vorher darüber nach. Solltest du dich weigern mir zu gehorchen, hmmm, da hab ich mehre Möglichkeiten dich davon zu überzeugen, dass dies keine gute Idee ist. Ich könnte deinem hübschen Körper Schmerzen zufügen." Sie hält das Messer gefährlich nahe an Lena um ihre Macht zu demonstrieren, doch Lena hat keine Angst. Die kranke Blonde braucht sie, andernfalls wäre sie nicht hier. „Oder ich könnte die Fotos von dir und deiner Heldenfreundin veröffentlichen. Andernfalls, es wäre wahrscheinlich lustiger, wenn ich sie damit erpressen würde, zusammen mit ein paar Schnappschüssen von dir, wie du gefesselt bist." Mit einer scharfen Bewegung schneidet sie die Fesseln durch und Lena reibt sich augenblicklich ihre schmerzenden Handgelenke. Sie legt einen Arm um Lena und die Tatsache, dass Lena nun nicht mehr gefesselt ist, aber trotzdem nicht's gegen ihre Situation unternehmen kann, scheint die Blonde zufrieden zu stellen. „Ach ich weiß was. Ich schicke Miss Supergirl einfach ein paar Schnappschüsse von uns beiden zusammen, wie wir hier gemeinsam arbeiten. Wie findest du das? Ob Supergirl sich in den Arsch beißen wird, weil sie einer Luthor vertraut hat? Ich denke, das wird das blonde Vögelchen heftig treffen. Was denkst du? Wie tief geht euer Techtelmechtel? "

Lena schnappt nach Luft. Das war alles grausam und sie hat Probleme nicht zusammenzuzucken.

„Wer sind Sie? Wie haben Sie Lex kennengelernt? Hat er Ihnen Geld versprochen? Etwa Liebe? Lex ist krank und besessen von den Super's. Er hat sie zu seiner Marionette gemacht. Sie sind eine Närrin, wenn Sie etwas anderes annehmen."

„Wir haben nun genug geplaudert. Mach dich an die Arbeit." Sie dreht Lena mit ihrem Stuhl herum und klopft ihr aufmunternd auf die Schultern. Lena atmet tief durch. Vorerst weiß sie sich keinen Rat und nimmt Lex's alten Anzug in ihre Hände.

Lena lässt tausend Flüche los, während sie die Einzelteile inspiziert und überlegt. Welche Möglichkeiten hat sie?

Die Frau war krank, eine gespaltene Persönlichkeit und somit ein leichtes Spiel für Lex. Sie fragt sich nur, wie er seine Finger nach ihr ausstrecken konnte, solange er weggesperrt war. Doch eigentlich wundert es sie nicht. Lex's Macht war weitläufig. Was muss er dieser Frau versprochen haben, dass diese sich unters Messer legen lies um ihr Gesicht umzuoperieren. Es war Alientechnologie am Werk. Die Umwandlung war nahezu perfekt, äußerlich sieht sie aus wie Kara. Oh Gott. Kara. Sie mag sich nicht ausmalen, was in Kara vorgeht, sobald sie ihr Verschwinden bemerkt. Dann trifft genau das ein, was sie immer befürchtet hat. Sie wird Supergirl mitziehen auf die dunkle Seite.

let me 'date' youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt