-21-

855 7 0
                                    

Es ist schon komisch, dass etwas was man längere Zeit macht sich wie Heimat anfühlen kann. Wie sagte man? Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Und das stimmt. So war es auch bei mir. Das Bordell war wie ein zweites Zuhause geworden. Ob man nun gerne hier war oder nicht. Mit den anderen verstand ich mich soweit. Natürlich am meisten mit Rosa. Sie war sozusagen die Puffmutter. Aber auch sie war noch jung. Gerade mal 32. Für viele Männer aber schon zu alt. Warum war es eigentlich so, dass Männer auf junge Frauen standen? Als ob wir junge Frauen so alte Leute anfassen wollen? Ich habe nichts gegen ältere Menschen. Nein sie können sogar ganz lieb und nett sein. Freundschaft mit ihnen ist super. Aber intimes darauf kann ich verzichten..
Aber leider wurde ich nicht gefragt. Heute hatte ich auch einen älteren Kunden. Dieser Mensch hätte mein Opa sein können oder der Nachbar von nebenan. Wenn man ihn sah, meinte man er wäre ein süßer Opa, der einen kleinen Hund hatte und gerne Schach spielte. Doch leider war das nicht der Fall. Ich musste sogar die Erfahrung machen, dass meistens ältere Männer die ekligsten waren! Sie liebten es natürlich junges Fleisch im Bett zu haben. Und wenn sie dann noch gut aussah, war es der Jackpot. Ich war froh, als die Stunde vorbei war. Danach saß ich wieder heulend unter der Dusche und musste erstmal wieder klarkommen. Was Männer alles so erregend fanden! Ich meine was ist denn daran so toll den Penis in den trockenen Anus zu rammen? Oder die Brüste so durchzukneten als wären es Teigbälle? Haare rauszureißen und jemanden zu beißen. Am schlimmsten war das Würgen. Man hatte das Gefühl gleich sterben zu müssen. Ich starrte meine Handgelenke an. Sie waren wund. Die Seile aus Draht hatten tief reingeschnitten. Wie sollte ich das bitte verstecken? Ich musste wohl Schweißbänder kaufen oder was ganz langes anziehen. Auch Schals müssten her. Die blauen Flecke an meinem Hals sah man zu deutlich. An meinen Beinen waren Bisswunden. Und mein Hintern tat sehr weh. Als ich fertig war mit dem Duschen zog ich mir was frisches an und legte mich wieder aufs Bett. Ich wusste nicht ob noch ein Kunde kommen sollte, aber ich musste vorbereitet sein. Ich dachte an Tatjana. Wieso wollte sie unbedingt etwas mit mir unternehmen? Sie mochte mich doch gar nicht.. Ich denke eher sie wollten rausfinden was mit mir los war. Oder warum ich auf einmal so einen heißen Typen als Freund hatte. Ja Sebastian war sehr attraktiv. Nur ich stand nicht auf ihn, weil er mir schon vieles angetan hatte. Aber trotzdem hatte ich eine Bindung zu ihm irgendwie. Und einerseits war es auch schön so einen gutaussehenden Mann als Freund bezeichnen zu können. Der Traum einer jeden Frau. Doch leider war das alles nur gespielt. Aber wie konnte man so etwas spielen? Ich meine man kann doch nicht einfach eine Frau küssen oder intim werden, obwohl man nichts von ihr will. Also klar wollen sie was von dir, aber ich glaube ihr wisst was ich meine. Eine Beziehung zu haben ist etwas schönes und sogleich schwieriges. Und wie lange sollte ich seine Freundin spielen? Irgendwann würde er mich auch fallen lassen und eine ungebrauchte wieder holen. Es machte mich alles traurig. Ich werde wohl nie einen richtigen Freund haben. Ich hatte mir immer vorgestellt zu heiraten und das erste Mal mit meinem Mann zu haben. Nur leider war das nun vorbei. Meine Jungfräulichkeit hatte mir ein fieser Typ einfach aus Spaß genommen. Da war nichts mit Liebe. Einfach nur so.
Ich lag in meinem Bett und wartete. Aber niemand kam. Einerseits war ich natürlich froh. Andererseits wurde es langweilig. Ich wollte nach Hause. Doch nach einiger Zeit ging die Tür auf und Sebastian trat hinein. Er sah mich lächelnd an. Er sah gut aus. Lederjacke. Schwarzes Shirt. Blaue Jeans und schwarze Schuhe. Seine Hand trug wieder die goldenen Ringe und er trug eine goldene Kette um den Hals. Seine Haare waren hochgegelt und die Sonnenbrille natürlich über seine Augen. Er zog sie auf seinen Kopf und kam auf mich zu. Ich stand natürlich auf. "Hallo meine Süße. Wie ich sehe bist du ja ganz brav heute." Ich versuchte zu lächeln doch eigentlich war ich immer noch gebrochen. Sein Blick blieb an meinem Hals und an meinen Handgelenken kleben. "Diese perversen Schweine." grinste er. Er kam auf mich zu und streichelte über meine Hände. "Du weißt, dass du das verstecken musst." Ich nickte. Er merkte dass ich belastet war. Plötzlich zog er mich in seine Arme und drückte mich an sich. Ich musste aufeinmal weinen. Wie ein Kind heulte ich mich an seiner Schulter aus und er streichelte mir sanft über den Rücken. So wie ein Freund. "Meine kleine Jasmin was haben sie nur mit dir gemacht? Anscheinend sehen sie etwas in dir, was sie ausleben wollen. Du bist auch so unschuldig und niedlich. Man könnte dich den ganzen Tag durchnehmen." Er flüsterte dies in mein Ohr und ich fühlte mich noch schlechter. Warum sagte er sowas? War er etwa erregt? "Wir machen heute Feierabend Süße und wir beide lassen den Abend noch ausklingen. Ich lade dich ein. Na wie findest du das?" Ich wusste dass er Dankbarkeit erwartete. Also bedankte ich mich wie ein kleines Mädchen. Ich durfte mich umziehen. Er hatte mir Klamotten mitgebracht. Wieder neue Sachen! Ich hatte ein schlechtes Gewissen. War das etwa seine Wiedergutmachung? Ich trug eine Jeans und ein schwarzes T-Shirt. Darüber einen beigen Blazer. Und er zog einen schwarzen Schal heraus. Ich band ihn mir um. "Schön siehst du aus." Er küsste mich sanft auf die Wange. Dann nahm er mich an die Hand und wir gingen aus dem Zimmer.

Wir fuhren zu einem Restaurant am Wasser. Es war wunderschön und viel zu teuer. Warum brachte er mich hier her? Ich sah Paare an den Tischen. Junge und Alte. Einige Männer waren anwesend. Einige sahen kurz zu uns rüber. Ich hoffte nur dass keiner meiner Kunden hier war! Bis jetzt hatte ich es Gott sei Dank noch nie erlebt, aber ich könnte mir vorstellen, dass das sehr unangenehm wäre. Wir nahmen den Platz am hinteren Ende. Sofort kam ein Kellner zu uns und begrüßte uns freundlich. Dann reichte er uns die Speisekarte und ging weiter. Ich schaute in die Karte. Es gab dort viele Sachen. Vorspeisen, Nachspeisen, Hauptgerichte. Hier hätte jeder was finden können. Es gab sogar vegetarische und vegane Gerichte. Ich fühlte mich überfordert und wusste nicht was ich bestellen sollte. Die Preise waren ziemlich hoch. Unsicher schaute ich Sebastian an, der mich anscheinend die ganze Zeit schon im Blick hatte. Er grinste. "Soll ich dir was aussuchen Schatz?" Ich nickte. Der Kellner kam und Sebastian machte die Bestellung. Ich wusste nicht was er bestellt hatte denn er nannte nur ein paar Nummern. Während wir warteten schaute ich aufs Wasser. Es war wunderschön bei Nacht. Die vielen Lichter ließen es romantisch aussehen. Plötzlich nahm Sebastian meine Hand und streichelte sie. Ich blickte ihn an. "Den Nachtisch brauchen wir nicht hier holen, nicht wahr?" Ich schluckte. Natürlich wusste ich was das bedeutete. Er grinste. Ich versuchte woanders hinzuschauen und blickte in die Menge. Irgendwann merkte ich wie jemand mich ansah. Ein junger Mann. Als ich genauer hinschaute wurde ich blass. Auch das noch! Da saß doch nicht etwa mein Physiklehrer?!

You Broke Me Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt