~ Tokio, 16. April 2016 ~
„Ich mach dich fertig." „Träum weiter." „Sagte der, der gerade mal wieder gegen mich verliert." „He, du hast ja auch den besseren Controller." „Unsinn. Das Problem steuert den Controller." Plötzlich erscheint eine männliche Hand in meinem Blickfeld. Versperrt mir die Sicht auf den Fernseher. Dann werde ich auch noch von seiner Schulter leicht gerammt und falle seitlich auf das Sofa um. „Ha! Gewonnen!" „Mensch, Tetsu!", fahre ich meinen Sitznachbarn an, „Das war Sabotage." „Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt, Kätzchen." „Das ist Mario Kart!" Und schon beugt er sich über mich. Stupst mich mit seiner Nasenspitze an und drückt mir einen sanften Kuss auf die Lippen, den ich nur zu gerne erwidere. Meine Hände vergraben in seinen schwarzen Haaren.
Ich hab Nishinoyas Angebot damals abgelehnt.
Mein Herz klopfte unglaublich schnell. Vor Aufregung. Vorfreude? Die alten Gefühle kamen wieder hoch. Keine Ahnung, wie lange ich Nishinoya einfach angesehen habe. Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Wie ich handeln sollte. Was ich sagen sollte. Es dauerte, bis ich seine Worte wirklich realisiert habe. Das konnte nicht sein Ernst sein, oder? Aber er sieht nicht so aus, als würde er Witze machen. Nicht darüber. Eine ganze Weile ist es still zwischen uns. Unangenehm still. Nur langsam setzt sich eine Antwort in meinen Kopf. „Das... kann ich nicht", entkam es mir, „Ich kann meine Freunde nicht verlassen. Sie waren für mich da, als du es nicht warst." Erst die Trennung, dann der Tod meines Vaters. Alle waren an meiner Seite. Nur er nicht. So jemanden brauche ich nicht in meinem Leben. Jetzt will ich nur noch weg. Von ihm. Verhindern, dass ich meine Entscheidung zurücknehme. Weshalb ich mich umdrehe. „Das ist deine letzte Chance, Alisya", meinte er hinter mir. „Und? Es ist mir egal. Dann verliere ich dich eben. Selbst, wenn es für immer ist. Meine Freunde sind mir eben wichtiger. Auf ein schönes Leben. Sayonara, Nishinoya." Schließlich bin ich mit diesen Worten und erhobener Hand gegangen. Hab ihn einfach stehen gelassen. Ohne zurückzublicken.
Bis heute bereue ich meine Entscheidung nicht. Kein bisschen. Ich weiß nicht, was Nishinoya heute macht, geschweige denn, wo er ist. Eigentlich ist es mir sogar egal. Er hat sich so entschieden. Nicht ich. Dafür haben Kuroo und ich zueinander gefunden. Nach langem hin und her. Was laut Hina irgendwann nicht mehr mitansehbar war. Seit dem gemeinsamen Moment unter dem Sternhimmel, nachdem mein Vater gestorben war, kamen immer mehr Gefühle für den Kater hoch. Alte Gefühle. Das Zusammenleben erledigte den Rest. Es machte alles nur noch viel komplizierter. Langsam wandert seine Hand unter mein Shirt. Seine Finger suchen sich einen Weg nach oben. Meinen Seiten entlang. Sanft streicht er über den unteren Saum meines BHs. Leise keuche ich in den Kuss. Was bei ihm zu einem zufriedenen Grinsen führt. Seit etwa einem Monat sind wir fest zusammen. Seit der letzten Party der Uni.
Ich hatte schon so einiges getrunken. Vielleicht auch etwas zu viel. Denn an alles erinnere ich mich leider nicht mehr. Jedenfalls war ich gut beschwipst und hab mit irgendeinem fremden Typen getanzt. Der mir auf einmal viel zu nah gekommen ist. Automatisch ging ich einige Schritte nach hinten. Um Abstand zu bekommen. Den er schnell wieder verringert hatte. Indem er mich an den Hüften gepackt und an sich gezogen hat. „Lass mich", forderte ich ihn auf und stemmte meine Hände gegen seine Brust. In der Hoffnung, dass er mich loslässt. Doch war er stärker als ich. „Du bist mir was schuldig, nachdem du mich so geil gemacht hast." „Nein! Lass mich los. Sofort!"
Plötzlich wurde er von mir weggezogen. „Sie sagte, du sollst sie in Ruhe lassen", kam es gereizt von Kuroo. Meine Wangen färbten sich rot. Dass es tatsächlich er war, der mir half. „Hey Mann! Was soll das? Misch dich nicht in fremde Angelegenheiten ein." „Das sind keine fremden Angelegenheiten. Sie gehört zu mir." Kuroo packte mich am Handgelenk und zog mich hinter sich her. Ein angenehmer Schauer jagte durch meinen Körper. „Danke...", murmle ich leise. Verlegen. „Na los. Wir gehen jetzt heim", kam es von Kuroo, „Den anderen gebe ich gleich noch Bescheid." „Ich will aber nicht." „Keine Widerworte. Du hast genug getrunken und gehörst ins Bett." Murrend stolperte ich ihm hinterher.
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Lost Passion
Fiksi PenggemarNachdem Alisya ihren Abschluss an der Karasuno-Oberschule gemacht hat, bekommt sie ein Sportstipendium für eine Universität in Tokio. In der Hauptstadt Japans verfolgt sie gemeinsam mit ihrer besten Freundin Hina das Ziel in die Volleyball-Profiliga...