Kapitel 3 - Ein kleiner Triumph

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Hatte sie mich gerade wirklich nach einem Date gefragt? Ungläubig blickte ich zu dem Mädchen auf, deren schulterlangen Haaren in der frühen Abendsonne rötlich leuchteten. Ich war unschlüssig, wie ich auf ihre Frage reagieren sollte. Verzweifelt versuchte meine Gedanken zu ordnen, um die Situation richtig einzuschätzen können. Mir viel es schwer zu glauben, dass ein so junges Mädchen ernsthaftes Interesse an mir, einer Frau kurz vor den Dreißigern, hegte. Vielmehr glaubte ich an einen Scherz oder eine Wette, die dass Mädchen mit ihren Freunden abgeschlossen hatte. Und doch gab es diesen winzigen Teil in mir, der sich wünschte, dass dieses Interesse erst gemeint war, auch weil mir ihre Offenheit irgendwie schmeichelte.

Trotzdem siegte meine Vernunft über den Moment. Meine Zweifel an der Ernsthaftigkeit die diese Frage mit sich brachte, wichtete schwerer, als das Verlangen, einer Verabredung nachzugehen. Zudem war sie viel zu jung für mich. Höchstens achtzehn, also definitiv nicht meine Altersklasse. Für mich, als Lehrerin, somit ein absolutes Nogo, auch wenn ich mich momentan nicht im Klassenzimmer sondern im Urlaub befand. Allein die Vorstellung an eine tiefere Verbindung, zu einem Teenager, löste bei mir ein Unbehagen aus.

>>Tut mir wirklich leid<< versuchte ich mit gefestigter Stimme, meine Absage zu formulieren, ohne dem Mädchen dabei das Gefühl zu geben, ihre Art sei der Grund.>> Du scheinst wirklich nett zu sein und ich schätze deine offene Art, aber du bis doch etwas jung für mich. Und außerdem bin ich aktuell nicht auf der Suche nach neuen Bekanntschaften, daher wird leider nichts aus einer Verabredung. << Ich lächelte etwas mitleidig, doch dass Mädchen wirkte weniger von der Abfuhr betroffen, als ich erwartet hätte. Anstatt jedoch meine Zurückweisung anzunehmen, schob sie meine Beine ein Stück zu Seite und ließ sich dann einfach auf meiner Liege nieder. Fassungslos starrte ich in ihre grauen Augen. Etwas bildete sich darin ab. Etwas unbekanntes. Etwas herausforderndes?

>>Verstehe<< gab sie bekannt. >>Doch ich hoffe dir ist bewusst, dass du etwas verpasst?<< Ihr anfänglich liebevolles Lächeln veränderte sich plötzlich.
>>Daher will ich dir die noch eine Chance geben, falls du deine Meinung änderst.<< Ihre wohlgeformten rosa Lippen zierten nun ein freches Grinsen, dass sie noch ein wenig jünger aussehen ließ.
>>Ich werde bei deinem Hotel meine Nummer hinterlegen. Ruf mich jederzeit an, wenn du willst.<<

Mit einem weiteren Augenzwinkern erhob sie sich wieder und lief dann direkt auf den Eingang meines Hotels zu. Dabei strich sie mit ihren zarten Fingern über mein Schulterblatt. Eine unerwartete Berührung , die promt eine Gänsehaut zur Folge hatte, trotz der subtropischen Temperaturen.

Ich sah ihr noch eine Weile nach, bis sie die weitläufigen Flure des prächtigen Gebäudes verschluckten. Ich wusste nicht wieso, doch ich bekam das Gefühl, wir würden uns , während meines Aufenthalts, noch häufiger über den Weg laufen.

Es war mittlerweile gegen sieben Uhr am Abend, doch auch jetzt, stand sie Sonne noch immer kraftvoll am wolkenlosen Himmel, wenn sie auch nicht mehr horizontal ihre Wärme verbreitete. Nach einem weitern, erholsamen Schlaf auf der Strandliege, hatte ich beschlossen mich für das Abendessen fertig zu machen. Die im Foyer ausgelegte Speisekarte versprach eine Vielzahl von Köstlichkeiten, die ich kaum abwarten konnte zu probieren. Von Jambayala, einen karibischen Eintopf über verschiedenste Currys, unter anderem mit Bananen oder Ananas, Riesengarnelen, unendlich viele Reiseberichte bis hin zu Grapefruit-Törtchen und Feigen-Kokos-Tarte.

>>Entschuldigungen Sie Miss?<< Ein Hotelangestellter, der die mir bereits bekannte blaue Uniform, mit den goldenen Details trug, trat plötzlich hinter mich, als ich soeben meinen neugierigen Blick über die Weinkarte schweifen ließ<<

>>Ja bitte?<<
>>Hier ist ein Zettel von einer jungen Dame, den ich ihnen geben soll<< er reichte mir eine gefalteten Notiz, an deren oberen ran man erkennen konnte, das er unsanft aus einen Block gerissen wurde. Zögern nahm ich das Papierstück an mich und faltete es eilig auseinander. Voller Neugriechisch gepaart mit Verwunderung, laß die kurze handschriftliche Notiz, die jemand unsauber darauf geschrieben hatte.

>>Woher wussten sie, dass der Zettel für mich war.<< Mit großen Augen sah ich zu dem Angestellten auf, der noch immer neben mir ausharrte. Verlegen kratze dieser sich darauf am Hinterkopf, bevor er mit leicht errötetem Gesicht antwortete,

>>Die junge Dame, die mir den Zettel stürmisch in die Hand gedrückt hatte, meinte, ich solle ihn der hübschesten Frau geben, die vom Strand hier entlang kommt.<<

er räusperte sich. >>Nun, das waren eben ganz offensichtlich sie Miss. Entschuldigen sie, ich muss dann auch wieder.<< Mit diesen Worten verschwand er in der Hotellobby, wo er bereits einige neu eingetroffene Gäste, herzlich begrüßte. Die Röte trug er wahrscheinlich immer noch im Gesicht.

Ich blieb, mit der Notiz in der Hand, noch eine Weile im Flur stehen. Sie hatte es wirklich getan. Als sie angekündigte, ihre Nummer im Hotel zu hinterlegen, dachte ich es sein ebenfalls nur ein schlecht gemeinter Scherz ihrerseits und sie würde nur das Hotel betreten, weil sie vielleicht eine Toilette aufsuchen würde, doch nun stand ich mitten im Flur, zwischen Strand und Speisesaal und hielt diesen kleinen Zettel in meinen Händen. Ein Stück herausgerissenes Papier auf dem nichts weiter zu lesen war, als eine Nummer und ein Name. Jezzy..

Die Milliardären TochterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt