Prolog

747 23 0
                                    

Mit schnellen Schritten nährte sich der Mann dem heruntergekommenen Haus, am Ende der Straße. Er musste sich beeilen, da er bereits erwartet wurde. Kurz bevor er den kleinen Weg, der zu der dunklen Holztür des Gebäudes führte, an welcher kaum noch Lack haftete, beschleunigte er sein Tempo noch einmal. Auf keinen Fall wollte er die Männer warten lassen. Nicht nachdem er erfahren hatte, zu was diese Männer alles fähig waren, wobei er vieles nur erahnen konnte. Doch so viel ihm bekannt war, nannte man solche Männer, groß, stämmig und bärtig, mit einer immer dunklen Miene und viel krimineller Energie , auch Söldner.

Wie der ebenfalls recht groß gebaute, dafür aber nur halb so starke Mann, das Haus betrat, fragte er sich, wie die letzten Tage zuvor so oft, wie er, ein unbescholtener Handwerker, in eine solche Situation kommen konnte. In einem Haus, mit fünf Männern, die vermutlich nichtmal vor Mord zurück schreckten. Bevor er sich jedoch zu viele Gedanken über sein neues Umfeld machen konnte, klingelte sein Telefon. Erschrocken von dem unbekannten, vor allem aber penetrant schrillenden Ton, der aus seiner linken Hosentasche drang, nahm er mit einem verunsicherten >>Hier Palmer<< das Gespräch entgegen.
Am anderen Ende der Leitung erklang eine, ihm durchaus vertraute, Stimme, die ihn schroff anwies, sich gefälligst nicht mit seinem echten Namen vorzustellen, wenn er in der Gesellschaft der fünf Männer war. Alles sollte anonym bleiben, um die eigene Sicherheit willens, denn auch wenn diese Männer, die allesamt aus Osteuropa stammten, im Moment auf ihrer Seite standen, konnte sich das Blatt jederzeit wenden. Alles eine Frage des Geldes.

Nachdem sich Palmer für sein Fehlverhalten entschuldigt hatte und garantierte, dass ihm ein solches Missgeschick kein zweites Mal unterlaufen würde, unterrichtete ihn die Person am anderen Ende des Hörers über das weitere Vorgehen. Als man ihm jedoch mitteilte, dass sich die Ausführung um einige Tage, wenn nicht sogar Wochen verschieben könnte, weiteten sich Palmers Augen schlagartig. Nicht nur, weil sie mit jedem weiterer Tag Gefahr liefen, doch noch aufzufliegen, sondern auch, weil dass für Palmer bedeutete, auf unbestimmte Zeit, weiterhin mit dieses Berufskriminellen der besonders gefährlichen Art, zu verweilen. Und das in dieser heruntergekommen Hütte, die bereits Jahrzehnten schlimmsten Wind und Wetterbedingungen getrotzt hatte, nun aber nicht einmal mehr, einen leichten Regenschauer überstand, ohne das sich nachher in jedem, noch begehbaren Zimmer, Pfützen bildeten. Zudem funktionierte weder Strom noch gab es fließendes Wasser, was vor allem daran lag, dass die Stadt das Gebäude schon vor Jahren zum Abriss freigegeben hatte. Doch bisher hatte sich kaum ein Unternehmen gefunden, dass für den angebotenen Preis, gewählt war, das Haus dem Erdboden gleich zu machen. Die Wirtschaftskrise hatte diese Stadt besonders hart getroffen, sodass an allen enden und Ecken gespart wurde.

Etwas das Palmer nicht unbekannt war, wenn jedoch alles nach Plan lief, bald der Vergangenheit angehörte. Bis es soweit war, musste er sich allerdings noch gedulden und in diesem Haus warten, bis er den Anruf bekam.
Dann würden sie gemeinsam aufbrechen und den, über endlose Monate hinweg , bis ins kleinste Detail durchdachten, ausgetüftelten Plan preziös ausführen.

Nichts könnte schiefgehen, dafür hatten sie einfach jede Eventualität, tausendmal durchgespielt. Immer und immer wieder. Es musste klappen, versuchte Palmer sich selbst zu beruhigen, nachdem er sich von dem Anrufer flüchtig verabschiedet hatte.

Nun lag es an ihm, die fünf Männer über die neusten Entwicklungen zu informieren. Es bangte ihm davor, doch für einen Rückzieher war es längst zu spät. Dieser Zug war abgefahren, genau wie der des ehrlichen Mannes, in dem Palmer stets gesessen hatte. Zumindest so lange, bis gewisse Umstände ihn zum Umstieg zwangen. Man konnte auch sagen, es gab Vorkommnisse, die ihn auf die schiefe Bahn leiteten. Zur.

Als Palmer, mit klopfenden Herzen, das ehemalige Wohnzimmer betrat, saßen drei der Männer schweigend an einem runden Tisch und spielten ein Kartenspiel. Sofort stieg ihm wieder der modrige Geruch, nach verdorbenem Holz und Schimmel, in die Nase, als er einen tieferen Atemzug nahm, mit der eigentlichen Intension, dadurch seinen deutlich angestiegenen Puls, wieder auf ein normales Level zu bringen. Die drei Russen waren jedoch so in ihr Spiel vertieft, dass sie erst zu ihm aufsahen, als der vierter Mann, tattoowiert bis zum Hals, den Raum betrat und Palmer mit einem grummelnden >>Privet<< begrüßte, was so viel wie Hallo auf russisch bedeutete.

Die Milliardären TochterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt