Kapitel 11 "Schreck"

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Melodie's P.o.V

Regen peitschte mir ins Gesicht und ich konnte mich einfach nicht dagegen wehren. Hätte ich doch bloß meine Regenjacke angezogen oder einen Schirm eingepackt, doch das hätte wahrscheinlich auch nicht viel geholfen. Der Regen war stark und hinzu kam auch noch dieser elende Wind, der die Bäume dazu brachte Äste zu verlieren. Ich fühlte mich verloren, aber nicht nur wegen dem Wetter, sondern auch wegen dem gestrigen Streit. Ich wollte ihn nicht verletzen, ich wollte ihn nicht anschnauzen oder mich mit ihm streiten. Das Einzige was ich wollte, war ihm einen gut gemeinten, freundschaftlichen Rat zu geben. Irgendwie wollte ich, dass es ihm gut ging. Ich wusste nicht wieso, aber ich konnte es nicht ändern.

Er tat mir immer noch sehr leid. Ich meinte, seine Mutter war eine Ziege und er war einfach nicht glücklich. Ich wusste, ich hatte auch so meine Probleme mit Mom, aber ich wusste, dass sie mich trotzdem liebte. Die letzten 30 Meter lagen vor mir. Es war, als würde er einen Schutzwall um sich bauen. Was ich auch immer noch nicht verstand war, warum seine Mutter ihn Lucian genannt hatte. Hatte er vielleicht einen Bruder der so hieß und sie hatte die Namen verwechselt? Aber das war schon sehr unwahrscheinlich, den hätte er doch erwähnt. Irgendwie wollte ich unbedingt wissen, was sich hinter diesem Geheimnis versteckte. Ich war schon immer sehr neugierig gewesen und wollte immer alles wissen.

Ich riss die schwere Schultür auf und trat zitternd ein. Das Wasser hatte meine ganzen Klamotten durchnässt. Ich wrang sie und auch meine Perücke aus. Ich liebte Regen ja wirklich, doch nur wenn ich keine Perücke trug, denn dann wurden meine Haare darunter auch nass und trockneten aber nicht mehr, weil sie so luftgeschützt waren. Ich ging rüber zu meinem Spind, von dem man einen guten Blick auf den Eingang hatte. Ich holte meine Sachen für die nächste Stunde und steckte sie in meinte Tasche, den Rest ließ ich dort zurück, was auch meine nasse Jacke beinhaltete. Da betrat er die Schule, klitschnass und dampfend.

Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Alle starrten ihn an, als würden sie von ihm und nicht von der Erde angezogen werden, doch leider war ich mit eine von ihnen. Aber mein Blick war, weder verliebt, noch hassend. Mein Blick war kalt, emotionslos. Ich wollte nicht, dass er sah, wie verletzt ich war und wie sehr es mir leidtat, aber da war noch etwas anderes, dass mich verwirrte.

Er wirkte geschafft, so als hätte er kein Auge zugetan. War das meine Schuld gewesen? Hatte ich das verursacht, weil ich gestern so mit seiner Mom geredet hatte? Ich wollte auf keinen Fall, dass er bei sich zu Hause Stress hatte. Da fuhr er durch seine Haare, welche durch das Wasser aneinander klebten. Somit wurde die Sicht auf sein Auge frei. Ich konnte genau wahrnehmen, wie alle die Luft anhielten. Sein Auge hatte eine Mischung aus dunkel lila und grün angenommen. Ich zuckte zusammen. Was war nur mit ihm geschehen?

Sofort wollte ich ihn in den Arm nehmen, doch das konnte ich nicht. Ich durfte nicht einknicken, aber es kam immer wieder die Sorge in mir hoch, dass ich das verschuldet hatte. War das sein Vater, hatte er ihn geschlagen oder war es sogar seine Mutter? Auf Einmal kam Mark angelaufen. Aus seinem Gesicht konnte ich lesen, dass er sich ziemliche Sorgen um seinen Freund machte, noch mehr als alle anderen hier.

>>Nial was ist passiert?<<, fragte er ihn, als er bei ihn angekommen war. Er hob sein Haar leicht an, um sich sein Auge anzuschauen. Nial schob ihn grob weg und ging ohne ein Wort zu sagen zu seinen Spind. Ich drehte mich wieder um und machte meinen Spind erneut auf. Ich tat so, als würde ich meine Sachen packen, doch eigentlich lag meine volle Aufmerksamkeit auf den Beiden. Ich hatte Glück, dass sein Spinnt sehr nah an meinem lag und ich wusste auch, dass ich das echt nicht tun dürfte, doch meine Neugier übernahm in diesem Fall.

>>Nial, von wo hast du das blaue Auge? Weiß deine Mutter davon?<<, fragte Mark ihn leise, als er zu ihm gegangen war. Nial antwortete ihm jedoch nicht >>Hast du dich wieder mit diesen...<< Mark verstummte, als er Nial wütenden Blick sah.

>>Lass es<<, er zog seine nasse Lederjacke aus und wollte sie in seinen Spind packen. Mark starrte geschockt auf sein halb zerrissenes T-Shirt, darunter sah er ein riesigen blauen Fleck. Ich hielt erschrocken die Luft an. Wie konnte er noch gerade Laufen? Er musste schreckliche Schmerzen haben!

>>Du musst zur Krankenschwester!<<, sagte Mark geschockt.

>>Damit meine Mutter davon mitkriegt, kannst du vergessen!<<, knurrte er. Mark schaute sich verzweifelt um und sah Melodie.

>>Du Trampeltier!<<, er ging schnell zu ihr. >>Du hast doch immer so einen Koffer mit, deinen erste Hilfe Kasten, nicht?<< Ohne mich antworten zu lassen redete er weiter. >>Komm her, du musst mir helfen.<< Stumm nickte ich und kramte meinen, wohl sehr bekannten Koffer aus der Tasche und folgte ihm.

>>Das kannst du vergessen!<<, sagte Nial, als er mich zu ihnen kommen sah.

>>Entweder sie oder die Krankenschwester, du kannst es dir aussuchen.<< Mark lies sich nicht von Nial abschütteln, der nur seufzend einwilligte. >>Gut, gehen wir schnell in ein leeres Klassenzimmer.<< Als ich zu den beiden trat, schaute ich auf den Boden.

>>Du kannst ihn verarzten, nicht?<<,fragte mich Mark.

>>Klar kann ich das, was die Ausmaße dieser Verletzung betrifft.<< Meinte ich und ging vor zu einem Klassenzimmer, bei dem ich wusste, dass es leer war. Mark schaute währenddessen Nial fordern an und wartete, dass dieser vor ging. Seufzend ging Nial mir hinterher. Als alle im Raum waren, machte ich die Tür zu und öffnete meinen Koffer auf dem Lehrerpult.

>>Setz dich bitte dahin und zieh dein T-Shirt aus.<<, meinte ich zu ihm‏. Mark stand vor der Tür und schaute, dass niemand kam, während Nial sein T-Shirt ohne zu zögern auszog, was noch mehr blaue Flecke zum Vorschein brachte. Ich sog scharf die Luft ein und suchte nach der passenden Salbe. >>Eigentlich gehörst du ins Krankenhaus.<<, sagte ich abwesend. Nial setzte sich auf das Lehrerpult hin und zuckte nur mit den Schultern. Sein Blick war abwesend. Vorsorglich erwärmte ich die kalte Creme mit meinen Händen. >>Wer hat dir das angetan?<<, fragte ich leise. Vorsichtig verteilte ich sie auf seinen Bauchmuskeln, die übrigens sehr anziehend waren. Er spannte seine Bauchmuskeln an und starrte zu mir runter, ohne auf meine Frage zu beantworten. Ach wie gerne ich jetzt gewusst hätte, was er dachte, während ich es hier genoss ihn anfassen zu dürfen.

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