3. Die Babysache

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Stille umgab mich. Das Einzige was ich hörte war das Rauschen des Wassers und die leise Musik die in mein Ohr klang, während ich meine Bahnen in dem kleinen Schwimmbad zog. Hier war ich für mich. Hier spürte ich die Blicke nicht. Hier konnte mich nichts anhaben. Das Wasser umgab mich. Gab mir halt und ließ es mich durchqueren. Schon als kleines Kind war ich der Leidenschaft fürs Schwimmen verfallen. Es war der einzige Ort, an dem ich mich bis jetzt nicht wie ein Arsch gefühlt hatte. Nicht das ich den Ruf nicht mochte. Die meiste Zeit wurde ich dadurch in Ruhe gelassen, aber es waren die Blicke, die es unerträglich machten.

Nach einer Rollwende stieß ich mich mit dem Bein von der Wand ab, um erneut eine Bahn zu ziehen. Hier im Wasser war alles in Ordnung. Hier war es schon fast friedlich. Ich war für mich alleine. Nur ich, meine Gedanken und das Wasser.

Als ich das nächste Mal an der Wand ankam und mich umdrehte, entdeckte ich Kane auf der anderen Seite. Sie saß auf dem Startblock. Ich wusste nicht für wie lange, aber sie wartete auf mich. Seufzend stieß ich mich mit dem einen Bein von der Wand ab und schwamm auf die andere Seite.

Ich tauchte aus dem Wasser auf und zog mich auf den Rand des Beckens. Erst dort nahm ich die Schwimmbrille ab. „Wie lange sitzt du da schon?"

„Eine Weile." sagte sie. „Ich wollte dich nicht stören."

„Oder du wolltest mich einfach in Ruhe betrachten." ich grinste und massierte mein Knie.

Sie verdrehte die Augen. „Hier ist dein Bein." sie hielt mir die Prothese hin.

Grey hatte sie gebraucht, um sie noch mal mit Feinarbeit zu reparieren. Ich nahm sie entgegen.

„Und du hast dich angeboten, sie mir zu bringen?"

„Es hat nichts zu bedeuten. Ich war sowieso auf den Weg zu dir."

„Natürlich." ich nahm das Bein und legte es unterhalb des Knies an. Sofort setzte sich ein Mechanismus in der Prothese frei, der mein Bein erkannte und sich perfekt daran befestigte. Ich musste nicht mal etwas machen. Probeweise bewegte ich meinen Fuß. Perfekt. Als hätte ich das Bein nie verloren. Einzig allein die vielen Narben über meinen linken Knie deutete darauf hin. Sie sahen aus, als wären mehrere Schrapnelle ins Bein eingedrungen. Was ja auch passiert war, aber ich kam damit klar. Die Narben waren ein Teil von mir.

„Ich habe doch nicht wieder etwas angestellt oder?" ich kam hoch ins stehen und sie folgte mir.

„Nein, hast du nicht." sagte sie und reichte mir das Handtuch.

Dankend nahm ich es an und wickelte mich darin ein.

„Deine Schwester brauch dich."

„Und deswegen bist du hier?"

„Ja." sagte sie. „Du bist nichts an Handy gegangen und sie kann gerade nicht weg. Es gibt nur wenige Orte an denen du dich freiwillig aufhältst. Das Schwimmbad ist einer davon."

Ich nickte. „Okey. Und wo finde ich Phönix?"

„Beim Arzt."

Ich stöhnte auf. „Natürlich, wo auch sonst." seufzend griff ich mein Zeug. Kane schloss sich mir an.

„Sie ist schwanger, wundert dich das?" fragte sie.

„Nein." ich rümpfte die Nase. „Aber sie wollte zum Erhalt der Art beitragen. Im Krieg."

Sie schwieg.

Ich sah sie an. „Was?"

„Ich wurde auch gefragt...damals." sagte sie.

Ich blinzelte und blieb stehen. „Ob du ein Baby bekommst?"

„Mit meiner Lebenspartnerin, ja." sie sah mich an.

The Light between your DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt