07 - Die doppelten Kinder

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𝟹𝟹𝟷𝟸 𝚆𝙾𝙴𝚁𝚃𝙴𝚁 - 𝖲𝖢𝖨𝖤𝖭𝖢𝖤-𝖥𝖨𝖢𝖳𝖨𝖮𝖭, 𝖱𝖤𝖡𝖤𝖫𝖫, 𝖩𝖴𝖦𝖤𝖭𝖣𝖫𝖨𝖳𝖤𝖱𝖠𝖳𝖴𝖱

Einerseits lag ich gerade krank im Bett. Andererseits saß ich im Unterricht.
Rein theoretisch hätte ich jetzt auch zwei Mal im Unterricht sitzen können. Das tat ich aber nie und heute schon mal gar nicht. Ich hatte übrigens auch nicht entschieden, dass es mich doppelt gab. Mit einem „Ich" wäre ich schon durchaus zufrieden gewesen.
Die Regierung war es allerdings nicht. Und diese legte das Gesetz fest, an das sich jeder halten musste. Daran hatte sich auch bis ins Jahr 2146 nichts geändert.

Und darum lag ich jetzt zwar krank auf dem Sofa, der Roboter, in dem die Kopie meines Gehirns eingesetzt wurde, war aber natürlich nicht krank. Darum saß ich auch in der Schule.

Was der Sinn dahinter war? Weil durch den dritten Weltkrieg so viele Menschen ausgelöscht wurden und jetzt die wenigen Leute auf dem ganzen Erdball verstreut waren, musste die Chance größer sein, dass man seinen Zukünftigen oder eben seine Zukünftige trifft.

Also sollte jeder echte Mensch ab der sexuellen Reife seinen Roboter auf Weltreise schicken, um den oder die Richtige zu finden. Das Ziel der Regierung war es, dass die Menschheit sich möglichst schnell vermehrte.
Der Roboter-Körper für mich fühlte sich nicht fremd an. Ich fühlte mich in beiden Körpern Zuhause. Es ist schwer vorstellbar, aber für mich war ein Leben in zwei Körpern normal. Ich hatte ja auch vier Gehirnhälften, um alles zu verarbeiten.

Aber die Vorstellung, dass mein zweiter Körper aus Metall, Schrauben und Hautklonen zusammengesetzt worden war, fand ich widerlich. Mein Roboter Körper musste übrigens auch nicht duschen, ich tat es aber lieber trotzdem.

Sport Tests gab es auch schon lange nicht mehr in der Schule. Jeder konnte seinen eigenen Roboter-Körper zu Höchstleistungen antreiben und niemand mehr den Unterschied zwischen den zwei Körpern erkennen. Außer eben, man zog sich etwas anderes an oder machte eine andere Frisur, aber das tat so ziemlich niemand. Da spielte man lieber einmal Hanni und Nanni, um sich Vorteile zu ergattern.

Generell fand ich diesen doppelten Körper daher gut. Ich hatte Lust auf eine Weltreise. Ich wollte gerne meinen Freund kennenlernen, auch wenn ich in dem Alter noch auf keinen Fall Babys bekommen mochte!

Und heute ging es mit der Reise los!

Nach der Schule würde mein Roboter-Ich nach Amerika fliegen. Zwei Mädchen und ein Junge aus der Klasse würden mitkommen. Auch sie waren heute in ihren Roboter Körpern in der Schule gekommen, die restlichen Schüler wahrscheinlich auch, ich wusste es aber nicht mit Sicherheit. Der Roboter sah ja genau so aus, wie der echte Körper.

Unser Lehrer unterrichtete uns gerade. Wahrscheinlich hatte er in seinem anderen Körper ganz viel Spaß, irgendwo in einer Bar, bei seinem Hobby oder was auch immer. Auch ich hatte immer ganz viel Spaß während der Schulzeit. Normalerweise ging ich mit meinen Freunden aus oder meinem Hobby nach. Einen Teilzeit Job hatte ich auch schon, da ich genug Zeit hatte in meinem menschlichen Körper. Eigentlich konnte man sagen, dass wir in unseren Roboter Körpern lernten und arbeiteten und in den echten Körpern Spaß hatten.

Aber einen Hacken gab es da schon. Auch wenn wir uns in unseren Roboter Köpern genauso fühlten wie in unseren echten, hatte die Regierung einen oder sogar mehrere unbemerkte Chips zwischen die Stahlmassen gesetzt.

Offiziell zugegeben hatten die das natürlich nicht, aber es wurde allseits vermutet. Wie sonst konnte man sich die plötzlichen Sinneswandlungen und Entscheidungen vertrauter Menschen erklären.

Außerdem war ich selbst mein Arzt. Einmal im Monat kapselte sich mein Roboter-Ich irgendwie von meinem Verstand ab, auch dahinter steckte ein System. Er wird von irgendeiner Software übernommen und checkt alle meine Vitalwerte. Es war ziemlich gruselig.

𝑫𝒊𝒆 𝑼𝒏𝒆𝒏𝒅𝒍𝒊𝒄𝒉𝒌𝒆𝒊𝒕 𝒅𝒆𝒓 𝑾𝒆𝒍𝒕𝒆𝒏 ²⁰¹⁹ ❲⊛❳Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt