09 - Über Grenzen

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Es ist die Überwindung von Grenzen. Die Überwindung von Arten. Genau das verkörpere ich.

Ich war 5 Tage lang in einem Ei, bis ich schlüpfte. Dann durfte ich die Schönheit unter Wasser sehen. Ich sah die Fische im Teich, die anderen Kaulquappen und die vielen Pflanzen. Ich ernährte mich von Algen, erst aß ich sie von Steinen, später frei im Wasser.

Und dann begann meine Verwandlung. Meine äußeren Kiemen überwuchs eine Hautfalte und meine inneren Kiemen bildeten sich, gemeinsam mit einem Atemloch. Es war müheselig, aber auch gleichzeitig schön, denn ich wusste, dass ich danach neues Land entdecken durfte. Dass ich an die Luft konnte.

Auch Beine wuchsen mir. Meine Hinterbeine waren bereits nach eineinhalb Monaten zu sehen, die Vorderbeine waren versteckt, aber schon da. Ich freute mich auf meine neue Zeit nach der Verwandlung. Dann würde ich nicht mehr schwimmen müssen, ich würde hüpfen und Quaken können. Und Essen, denn mein Raspelmund wurde gerade abgestoßen.

Ich konnte mich nur von den Fettreserven meines zurückbildenden Schwanzes ernähren und hatte Hunger. Mein ganzer Körper veränderte sich, als ich ein Froschlurch wurde, und das war nicht leicht. Ich war erschöpft, aber glücklich.

Dann kam für mich endlich der große Moment, als meine Vorderbeine zu sehen waren. Jetzt könnte ich an Land laufen, atmen und leben. Ich war eine Art Fisch gewesen und jetzt war ich es nicht mehr. Ich hatte im Wasser gelebt und jetzt an Land. Ich fühlte mich wie ein neues Tier, als ich aus dem Wasser ging und das erste Mal Luft einatmete.

Die ersten Meter waren noch schwer für mich, ich musste mich an die neue Temperatur gewöhnen, an die neue Umgebung, an den neuen Körper.

Aber ich schaffte es. Und ich genoss die Möglichkeit eines neuen Lebens in vollen Zügen. Die Möglichkeit, die Grenze von Wasser und Land überschreiten zu können.

𝑫𝒊𝒆 𝑼𝒏𝒆𝒏𝒅𝒍𝒊𝒄𝒉𝒌𝒆𝒊𝒕 𝒅𝒆𝒓 𝑾𝒆𝒍𝒕𝒆𝒏 ²⁰¹⁹ ❲⊛❳Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt