61.| O l i v i a

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Ich spüre seine Hände auf meinem Körper, und in diesem Moment ist es als würde er mit jeder Berührung all meine Wunden heilen.
Jason behandelt mich so, als wäre ich zerbrechlich wie Glas und als würde ich jede Sekunde in seinen Armen zerspringen können wenn er nicht vorsichtig genug ist.
Eigentlich möchte ich ihm nicht dieses Gefühl geben, aber um ehrlich zu sein spüre ich genau diese Verletzlichkeit. Als ich mein Shirt ausziehe, und nur noch im BH vor ihm sitze, kann ich den Glanz in seinen Augen erkennen, und es fühlt sich an als würde er damit ein Feuer in mir entzünden.
"Olivia", höre ich leise aus seinem Mund und bevor ich etwas sagen kann, legt er seine Lippen sanft auf meine. Gierig und erfüllt von Liebe schlinge ich meine Arme um ihn, damit ich sicher sein kann Jason nie verlieren zu müssen. Mein Leben lang war es nur wichtig was andere Menschen von mir denken. Nie hat mein eigener Wille gezählt, doch in diesem Augenblick ist mir bewusst das er es ist. Das ich ihn will, und niemand anderen.
Langsam bin ich es, die beginnt ihm näher zu kommen. Aufgeregt ziehe ich sein Shirt aus und fahre mit meinen Händen über seine warme Haut. Jason atmet ein und aus, so nah an meinem Ohr dass eine Gänsehaut durch meinen ganzen Körper fährt und mich zum zittern bringt.
Wenig später trennt uns kein Abstand mehr und mein Herz schlägt schneller in meiner Brust als dass ich es kontrollieren könnte.
"Jason?", hauche ich und versuche meinen Atem zu beruhigen, während ich durch seine Nähe beinahe den Verstand verliere.
"Ja", gibt Jason leise von sich während er meinen gesamten Körper mit Küssen überseht und immer wieder meinen Namen flüstert.
"Ich liebe dich", sage ich und als mir bewusst wird wie viel diese Worte eigentlich bedeuten sieht mich Jason auch schon an.
Seine Augen suchen meine nach Bestätigung ab, und als ich ihn sanft küsse und meine Hände auf seinen Brustkorb lege, atmet er tief ein und wieder aus.
Zwischen uns breitet sich eine belastende Stille aus, dann fährt Jason vorsichtig durch meine Haare, die leicht über meine Schulter fallen.
"Ich habe so etwas noch nie zu jemandem gesagt...", beginnt Jason und in meinem Kopf beginnt sich das Puzzle langsam zu vervollständigen.
Natürlich nicht, der alte Jason hätte niemals seine Gefühle offenbart.
"Aber ich würde diese Worte niemand anderem lieber ins Ohr flüstern als dir", sagt er dann und beugt sich ein Stück nach vorne, bis er so nah an meinem Ohr ist dass ich jeden seiner Atemzüge spüren kann.
"Ich liebe dich Olivia", haucht er und in meinem Bauch beginnen tausende Schmetterlinge zu tanzen.
Ohne weiter darüber nachzudenken, komme ich ihm noch näher und mache mich verletzlicher als ich es je vor einem Menschen war.
Es kommt mir vor, als seien wir in diesen Momenten ganz für uns gefangen. Beinahe wie eine Fotografie. Auch in ein paar Jahren werden wir uns noch an diesen Augenblick erinnern können, wenn jeder andere nur an den Regen denken wird, der gegen die Scheibe von Jasons Wagen prallt.
"Wir müssen zu den anderen", flüstert Jason und atmet tief ein und wieder aus. Mit einem mal sind all die Emotionen der letzten Minuten verschwunden.
"Ich will nicht", antworte ich und muss daran denken wie sicher ich mich doch bei ihm fühle und dass das hier unsere kleine Welt ist.
Plötzlich sieht mich Jason an und seine Augen sind vor Panik geweitet, ich habe keine Ahnung wieso er auf einmal so viel Angst hat.
"Was ist los?", frage ich und greife nach seiner Hand. Jason sieht auf den Boden, ihm scheint es unangenehm zu sein.
"Du weißt was mit Grace ist, oder?", fragt er und ich schüttele nur unwissend den Kopf. Gerade eben habe ich wirklich nicht darauf achten können.
"Egal", flüstert Jason und fährt sich nervös durch die Haare.
"Olivia, wir haben kein Kondom benutzt", flucht er dann und vergräbt seinen Kopf in seinen Händen ehe ich ihm sanft ins Ohr flüstere dass er sich beruhigen kann und das nichts passieren wird. Ich habe keine Ahnung wo seine Angst herkommt, denn nebenbei nehme ich auch die Pille.
"Es ist alles gut", sage ich beginne mich anzuziehen. Auch wenn ich weiß dass ich verhüte, hat er mir mit seiner Angst einen Schrecken eingejagt.
"Okay", sagt Jason dann aber ich merke dass er immer noch vollkommen neben der Spur ist und es ihn noch beschäftigt.
"Lass uns zu den Zelten gehen", schlage ich vor und als Jason sich angezogen hat, greife ich nach seiner Hand und verschlinge meine Hände mit seinen.
Immer wenn ich ihm nah bin, gibt er mir das Gefühl zuhause zu sein, und wenn er nicht bei mir ist habe ich das Empfinden dass mir etwas fehlt. Als würde man mir ein Teil meiner selbst weggenommen und entrissen haben.
Als wir zusammen zu den Zelten gehen, nehme ich eine bedrückte Stimmung wahr. Sie ist nicht mehr so stark, wie in den Stunden nach der Erklärung über Abbys Tod aber sie ist immer noch da.
"Ich sollte nicht hier sein", stelle ich fest und mir fällt wieder ein, dass man mich vermutlich suchen wird. Auch wenn ich sicher bin, dass Dana niemandem etwas verraten würde.
"Komm mit in mein Zelt", sagt Jason dann und ich finde seine Idee nicht schlecht. Alles ist besser, als in dieser Klinik festsitzen zu müssen und beinahe an dem Geruch von Desinfektionsmittel zu ersticken.
Jason nimmt mich an die Hand, und läuft mit mir bis zu seinem Zelt, während er sich immer wieder umsieht um sicher zu gehen dass uns niemand sieht.
In meinem Kopf leuchten Filmszenen auf, und mit einem mal fühlt sich diese ganze Sache noch unrealer an.
"Danke", flüstere ich und als Jason mich leicht auf sein Bett drückt und meinen Haaransatz mit Küssen bedeckt wird mir ganz warm ums Herz.
"Wir haben uns nicht umsonst gefunden Olivia", flüstert er und ich beginne Jason zu küssen. Wenn er mit etwas Recht hat, dann damit. Herzen kommen nicht zufällig zueinander.
Sie sind füreinander bestimmt.

𝒇𝒆𝒂𝒓 𝒐𝒇 𝒍𝒐𝒔𝒔| abgeschlossen ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt