Kapitel 3 - Alice

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Ich schrecke aus dem Schlaf auf.
Wo bin ich???
Ohje, ich muss in meinem Sessel eingeschlafen sein. Ich hab immer noch meinen Anzug von gestern an,meine schwarzen Boots sind noch an meinen Füßen.
Es ist 07:15, ich werde zu spät kommen!
Kann ich das noch anlassen?
Ja, passt. Nur ein anderes Hemd bräuchte ich, ich laufe an meinen Schrank und fahre mit meiner Hand durch die dort hängenden Blusen. Blau, grau, weiß, schwarz. Meine meisten Klamotten sind in diesen Farben. Naja, eigentlich alle. Hinter ihnen blitzt meine Pride flag durch, die ich hier verstecke. Vor wem eigentlich? Ich wohne doch eh alleine, und Besuch kommt keiner, denn ich habe kein Gästezimmer. Ehrlich gesagt verstecke ich sie nur vor mir selbst, es ist mir ein Rätsel warum ich sie damals gekauft habe. Ich bin doch hetero... Denke ich-
Ich schüttele meinen Kopf  schlage den Schrank zu, ziehe mich um und mache mir die Haare. Inzwischen ist es 07:43, meine erste Sitzung beginnt um 08:15...
Vielleicht reicht es mir doch, aber ich sollte mich beeilen.
Noch während ich mir meine Kette umhänge, renne ich die Treppen runter zu meinem Auto, steige ein und drücke aufs Gaspedal. Scheiß auf die Geschwindigkeitsbegrenzung, um die Uhrzeit fährt hier eh keiner.
Links, rechts, ich schaue auf die Uhr, es ist 07:55.
Nein, ich habe Zeit und fahre langsamer. Noch 1 Kilometer bis ich das Ziel erreiche.
Da bin ich ja schon!
Ich parke in meinen Privatparkplatz ein und steige aus.
Wenigstens gibt es hier einen Aufzug...
Ich drücke auf den Knopf und sehe wie er runterfährt.
Er scheint leer zu sein, umso besser für mich.
Heute sehe ich Sara in der Sitzung! Denke ich laut. Was mir nicht auffällt   der Aufzug ist schon da und die Tür ist offen.
Und wer steht dort? Sara Wegenknecht!!!
Scheiße! Geschockt schaue ich sie an. Warum schaue ich sie an?!
Aber sie schaut zurück und grinst schnippisch. "Guten Morgen Alice. Bist du auch spät dran?" kichert sie.
Ich finde keine Worte. Alice? Und warum duzt sie mich?
"Äh, Guten Morgen, ja, verschlafen. Sie wohl auch?"
"Haha, ja, besonders wenn man alleine wohnt und jeden Tag vom Wecker geweckt wird nicht selten... Sie ja auch, oder?" Sie seufzt und schaut nach draußen, während der Aufzug anfängt wieder hoch zu fahren
"Ja, manchmal ist es bedauerlich..." Antworte ich, und schaue in dieselbe Richtung. Warum fiel mir das so leicht? Auch wenn der Aufzug groß ist stehen wir direkt beieinander.
Ich schiele zu ihr rüber, und betrachte sie genauer.
Heute hat sie einen Burgunderroten Rock und eine passende Bluse dazu an.
Es steht ihr so sehr, das rot harmoniert richtig mit ihren hellbraunen Haaren.
Ich erwische noch einen kurzen Blick auf ihre Mappe, wo eine kleine pride flag, ein BLM Sticker und ein Aufkleber der Linken, ihrer Partei, klebt.
Länger kann ich ihn nämlich auch nicht betrachten, den anscheinend hat der Aufzug schon seit ein paar Sekunden angehalten und ich habe sie immernoch betrachtet. Wie peinlich...
Sie lächelt mir zu und sagt: "Aufwachen! Wir sind da. Lass uns losgehen"
"Oh, ja, genau. Habe mich voll im Stockwerk vertan"
Ich folge ihr zum Eingang des Bundestags, und hier trennen sich schon unsere Wege.
"Bis später Frau Waidel", ruft sie noch.
Ich winke nur noch, denn sie war inzwischen schon zu weit weg, und ich wollte kein aufsehen erregen.
Bdlsjdjqk, was tue ich hier? Ich grüße nebenbei meine Kollegen, die mich verdutzt anschauen, aber was auch immer. Ich habe nur Augen für sie...

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