Kapitel 1

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Pochende Kopfschmerzen wecken mich auf. Erst versuche ich, sie zu ignorieren, doch als das nicht mehr funktioniert, schlage ich genervt die Augen auf.
Es ist eine furchtbar schlechte Idee, denn das Zimmer in dem ich mich befinde, ist lichtdurchflutet, was meinen Kopf noch viel mehr schmerzen lässt.
Stöhnend schließe ich meine Augen wieder und lasse mich in die Kissen zurücksinken. Noah hat wirklich ein unglaublich weiches Bett.

Ich bleibe einige Momente liegen und warte darauf, dass das Pochen in meiner Stirn nachlässt.
Dann setze ich mich deutlich vorsichtiger auf und öffne ebenso vorsichtig meine Augen. Neugierig betrachte ich meine Umgebung, denn es ist das erste Mal, dass ich dieses Zimmer im Tageslicht sehe.
Es ist relativ groß, aber sehr chaotisch, überall liegen Sachen, es ist vollgestopft mit Musikinstrumenten. In dem Chaos am Boden kann ich auch meine Klamotten erahnen, aber meine Motivation, aufzustehen und sie herauszusuchen ist gerade nicht wirklich da.

Gerade als ich mich frage, wo eigentlich meine Begleitung von gestern Abend abgeblieben ist, öffnet sich die Zimmertür und Noah tritt hindurch.
Er grinst mich an, sieht dabei genauso verkatert aus wie ich mich fühle. Kein Wunder, wir haben schließlich gestern Abend ziemlich viel getrunken.
Ich lasse meinen Blick über sein Gesicht fahren, dass ich nun zum ersten Mal im Tageslicht bewundern darf und ich werde nicht enttäuscht.

Seine braunen Augen sehen jetzt etwas heller aus als gestern Abend, seine Wangenknochen weniger scharf betont, die Lippen voller. Alles in allem einfach nur himmlisch.
Es herrscht noch immer Stille im Raum, auch als Noah schon längst eingetreten ist und ein Glas Wasser neben mir abgestellt hat.
„Hey", sagt er schließlich und lächelt mich an, während er sich neben mir aufs Bett fallen lässt.
 Sofort umgibt mich sein Geruch, er riecht frisch geduscht nach Shampoo und auch seine schwarzen Haare sind noch nass.

„Hey", gebe ich zurück und schaue ihn nur an. Mein verkatertes Gehirn ist noch nicht bereit für Smalltalk.
Noah scheint zu bemerken, wie schlecht es meinem Kopf geht und deutet auf das Glas, das er neben mir abgestellt hat.
„Falls du Bedarf hast, da ist auch schon 'ne Aspirin drin. Kaffee steht in der Küche, duschen kannst du auch gerne, nur mit Essen kann ich leider nicht dienen", erklärt er mir und ich bin gefangen von seiner melodiösen Stimme. Kein Wunder, dass er Musiker ist.
„Danke, das Angebot nehme ich gerne an", sage ich und erhebe mich, nachdem ich das Wasser geext habe, splitterfasernackt vom Bett, um meine Klamotten zu suchen.

Natürlich kann ich dabei Noahs hungrigen Blick auf mir spüren, aber es macht mir nicht wirklich etwas aus, für meinen Körper muss ich mich nicht schämen.
„Wo ist dein Bad?", frage ich und drehe mich zu Noah um, der seinen Blick nur schwer von meiner Mitte losreißen kann.
„Ähm... die Tür direkt neben meiner", meint er und ich grinse noch einmal, bevor ich mich auf den Weg mache, um endlich zu duschen.

 Eine halbe Stunde später sitze ich neben Noah in seiner Küche und genieße den letzten Schluck Kaffee.
„Also, ich werde mich jetzt mal auf den Weg machen", sage ich schließlich und lächle Noah noch einmal sanft an.
Er nickt und begleitet mich dann zu seiner Wohnungstür, wo er mich verabschiedet.
„Es war wirklich schön gestern Nacht", sagt er noch einmal und unwillkürlich werde ich rot bei den Erinnerungen.
 
„Ja, das finde ich auch. Sorry auch, dass ich dich einfach deiner Band gestohlen habe."
Noah lacht und schüttelt dann den Kopf.
„Alles gut, die waren wahrscheinlich eher froh, dass ich mal wieder jemanden flachgelegt habe", meint er und auch ich lache leise.
„Ich gehe jetzt mal, ich habe noch einiges zu tun heute."

Das ist zwar nicht richtig, denn außer meinen Kater auszukurieren werde ich heute nicht mehr viel machen, aber ich bin trotzdem nicht geneigt, noch länger dazubleiben.
Das würde vermutlich falsche Signale senden und auf eine Beziehung habe ich gerade wenig Lust, auch wenn Noah ein toller Mann zu sein scheint.
Noah nickt und verabschiedet mich nun endgültig, drückt mir nochmal einen Kuss auf die Lippen, den ich nur zu gern erwidere. Es ist ja nur ein Kuss.
 
Als ich das Gebäude verlasse, schlägt mir frühsommerliche Wärme ins Gesicht. Das Wetter ist jetzt schon einige Tage so schön und ich freue mich, den restlichen Tag heute im Garten verbringen zu können, um meinen Kater auszukurieren.
Als ich zur nächsten Bushaltestelle laufe, ziehe ich mein Handy aus der Tasche und mich auf den neusten Stand zu bringen.

My cousin's fiancéWo Geschichten leben. Entdecke jetzt