Ich schaue skeptisch zu Liz und sehe sie prüfend an. Sie hat Wein vor sich stehen, schwanger ist sie also schon mal nicht.
„Na komm sag schon", drängt Jada sie schließlich und Liz lächelt breiter. Aber... kommt es nur mir so vor oder wirkt dieses Lächeln nicht ganz echt?
Ich verwerfe den Gedanken sofort wieder und fokussiere mich darauf, was sie uns erzählt.
„Judah und ich... wir... wir sind verlobt!", sagt sie aufgeregt und für einige Sekunden ist es still, bevor der Raum im Kreischen meiner Schwester untergeht.„Oh mein Gott!! Oh mein Gott!", ruft sie und springt auf zu Liz und umarmt sie enthusiastisch, während sie weiterhin ziemlich laut kreischt.
Judah lächelt ebenso glücklich. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich bin nicht sonderlich eng mit meiner Cousine, Judah kenne ich kaum. Für mich macht es keinen großen Unterschied, ob sie jetzt verlobt sind oder nicht.
Statt groß aufzustehen oder so, bleibe ich sitzen und nehme einen großen Schluck Wein. Seltsamerweise fühle ich Judahs Blick auf mir lasten, also sehe ich ihn an
Er hat einen undefinierbaren Gesichtsausdruck, wendet sich dann aber von mir ab, weil sein zukünftiger Schwiegervater ihn in eine Umarmung zieht.So geht es bestimmt 10 Minuten, bis sich alle wieder etwas beruhigt haben.
Ich hingegen habe mich weiterhin mit Wein beschäftigt und schenke mir nochmal nach. Bewegt habe ich mich nicht.
Gottseidank vergessen sie mich alle, ignorieren mich, sodass ich sie einfach nur beobachte und ihren Unterhaltungen lausche.
Irgendwann schreibe ich Alexis, hoffe, dass er mir antwortet.Update: Liz und Judah sind jetzt verlobt
Ich schicke noch einen augenverdrehenden Smiley, aber die einzige Reaktion auf meine Nachricht sind drei Lachsmileys.
Ich schaue auf die Uhr und stelle fest, dass es erst neun ist. Ich kann mich also im Gegensatz zu Chase nicht einfach verabschieden, weil ich keine Ausrede habe. Seufzend lehne ich mich zurück und nehme nochmal einen Schluck Wein.
Dieses Familientreffen ist nur betrunken zu ertragen.
Gegen elf sind sich gottseidank endlich alle einig, dass es jetzt Zeit ist, ins Bett zu gehen. Ich bin heilfroh, nicht, weil ich schon schlafen will, aber es ist einfach so unglaublich langweilig.Der Fakt, dass ich Judah den gesamten Abend gegenübersaß, hat es auch nicht besser gemacht.
Ich weiß auch nicht wieso, aber ich hatte permanent das Gefühl, dass er mich beobachtet. Deswegen verschwinde ich als Erster nach oben, bin allerdings überrascht, dass ich leicht schwanke als ich aufstehe. Anscheinend bin ich angetrunkener, als ich dachte.
Ich hoffe schon, dass ich jetzt endlich meine Ruhe habe, weil ich der Lautstärke, die im Esszimmer herrscht, entgangen bin, aber zu früh gefreut.Ein weiterer Stuhl schabt über den Boden und Judah verabschiedet sich von den anderen.
Genervt stöhne ich auf und verdrehe die Augen. Auch das noch.
Der Letzte, mit dem ich mich gerade reden will, ist der Verlobte meiner Cousine. Deswegen mache ich mir nicht die Mühe, stehenzubleiben, sondern laufe einfach weiter die Treppe hoch.
„Adriel warte", sagt Judah und seine Stimme hat einen undefinierbaren Klang. Den Schauer, der mir über den Rücken läuft, versuche ich zu ignorieren.
Ich warte mit verschränkten Armen am oberen Ende der Treppe auf ihn.Er hat ähnlich Klamotten an wie ich, wobei die schwarze Jogginghose bei ihm natürlich um einiges heißer aussieht als bei mir.
„Was ist los?", frage ich und versuche, meiner Stimme einen möglichst neutralen Ton zu geben. Ich glaube, er hat bereits eine Vorahnung und ahnt, dass ich ihn gutaussehend finde, aber ich möchte ihm nicht noch mehr Gründe geben, dieser Vermutung nachzugehen.
Judah hat mich eingeholt und lächelt mich freundlich an, während ich nur mit versteinerter Miene zurückstarre.
„Ich wollte wissen, ob alles in Ordnung ist. Du sahst den ganzen Abend über nicht sonderlich glücklich aus."Ich bin nicht überrascht, dass es ihm aufgefallen ist. So wie er mich angestarrt hat, ist es eigentlich wirklich kein Wunder.
„Ach", sage ich und versuche mich an einem Lächeln, das hoffentlich echter wirkt als es ist, „ich bin nicht so der Fan von Familientreffen, aber mir geht es super."
Ich will mich schon umdrehen und im Zimmer meiner Schwester verschwinden, als ich plötzlich eine große Hand auf meiner Schulter spüre.
Ich bleibe stocksteif stehen, seine Hand liegt warm und schwer auf meiner Schulter. Mein Gesicht wird heiß und ich möchte am liebsten im Erdboden verschwinden.
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My cousin's fiancé
Romance- ABGEBROCHEN - Adriel führt ein vollkommen unspektakuläres Leben. Er beginnt in wenigen Monaten sein Studium und wartet nur darauf, endlich aus seinem Elternhaus auszuziehen. Seiner Familie muss er immer wieder Perfektion vorgaukeln und auch seine...