Kapitel 1 - Zoey

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Der Bass wummert in meinen Ohren, ich streiche mir eine verschwitzte Haarsträhne aus dem Gesicht. Es ist voll hier. Die Menge bewegt sich zur Musik. Es ist kein Tanzen, eher ein wildes Hüpfen im Takt. Ich hüpfe mit ihnen. Das Lied endet, ein neues beginnt.

„Mein Lieblingslied", brülle ich zu Nina.

Es ist ein ganz neues Lied dieser coolen Band, die seit neustem so berühmt ist. Ich schwinge meine Hüften im Takt und genieße die Musik. Als der Song endet ziehe ich Nina an der Hand aus der Menge.

„Können wir hoch", frage – oder besser gesagt brülle ich, „es ist viel zu voll."

Sie nickt nur und gemeinsam machen wir uns auf den Weg nach oben. Als wir aus dem Partykeller kommen wird es endlich leiser und erleichtert seufze ich auf.

„Lass uns zu Neo und den anderen gehen", schlägt meine beste Freundin vor und ich grinse.

„Genau das wollte ich auch gerade vorschlagen."

Im Wohnzimmer sitzen Neo und unsere anderen Freunde auf der Couch. Wir setzen uns zu ihnen.

„Ganz schön voll. Liegt das an deiner umwerfenden Erscheinung oder daran, dass es gratis Alkohol gibt?", frage ich Neo mit hochgezogener Augenbraue.

Er grinst.

„An meinem göttlichen Erscheinungsbild, woran sonst bitte?"

Er sieht wirklich gut aus. Er hat schwarze Haare, braune Augen und markante Kieferknochen. Außerdem ist er groß, selbstbewusst und reich. Und ja, wie fast alle Personen wo Geld, Attraktivität und Selbstbewusstsein aufeinandertrifft ist auch er arrogant. Zumindest ein wenig.

„Sie verbreiten sich jetzt sogar schon auf Instagram", meint Sam plötzlich und hält uns ihr Handy entgegen.

„Ja, wer redet auch nicht darüber?"

Jesse, der fünfte in unserer kleinen Gruppe, zuckt mit den Schultern.

Nina schüttelt den Kopf.

„Das sind doch nur Fake News. Wer würde so einen Quatsch glauben? – Ich bestimmt nicht."

Ich sehe Neo an, der sich ein Grinsen verkneifen muss.

„Was ist so lustig?"

„Ich wette spätestens in 3 Tagen hat unsere Nina hier es geschafft die Gerüchte und den ganzen Quatsch zu widerlegen."

Auch ich muss jetzt grinsen. Nina ist unser Superhirn. Sie würde es wahrscheinlich sogar in kürzerer Zeit schaffen.

„Ich könnte...", meint diese jetzt, „aber das ganze ist so unglaubwürdig, das macht keinen Spaß, das zu widerlegen. Wo bleibt die Herausforderung?"

Wir alle lachen. Noch weiß niemand, dass das das letzte Mal ist. Wir alle. Zusammen. Lachend.

Nina lehnt sich an meine Schulter und ich lege den Arm um sie. Es ist schon spät. Außerdem müsste ich längst zuhause sein. Meine Mutter wird sich aufregen, dass ich schon wieder so spät heimkomme, obwohl doch morgen Schule ist.

Ich seufze. Eigentlich ist es gerade so schön. Und es ist so uncool immer als Erste zu gehen. Also beschließe ich noch etwas zu bleiben. Soll meine Mutter doch kommen und mich holen, wenn ich unbedingt ins Bett muss.

Wir sitzen noch lange da, doch es ist gerade erst Mitternacht, als plötzlich viele gehen. Alle haben es eilig und nur wenige verabschieden sich bei Neo. Sein Haus – eigentlich das Haus seiner Eltern – leert sich.

„Wo gehen denn alle so plötzlich hin?", wundert sich dieser.

„Der Alkohol ist wohl leer", scherze ich, doch auch ich finde es seltsam.

„Normalerweise gehen deine Partys doch bis in den frühen Morgen", schaltet sich jetzt auch Nina ein.

Dann klingelt plötzlich ihr Handy. Sie nimmt ab und im Laufe des Gesprächs wird ihre Miene immer ernster.

„Ich muss nach Hause", sie sieht uns der Reihe nach an, „und das solltet ihr auch besser tun."

Verwirrt sehen wir sie an.

„Wirklich, es ist besser so. Eure Eltern warten sicher schon. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass auch Neos Eltern gleich hier auftauchen."

Niemand versteht was sie meint und doch hören wir auf sie. Sie ist die schlauste von uns, sie weiß was sie tut. Und wenn sie sagt wir müssen nach Hause, dann stimmt es auch. Sie hat immer einen Grund. Immer.

Neo begleitet uns aus dem Haus und bis zum Tor. Wir sind die Letzten. Es ist dunkel und nebelig. Für einen Moment, kann ich Neo kaum erkennen, er wird von einer besonders dichten Nebelschwade verdeckt, doch dann ist sie auch schon weg. Sie war schwarz. Oder habe ich mir das nur eingebildet?

„Ciao. Man sieht sich", verabschiedet sich Neo und verschwindet mit den Worten: „Es ist arschkalt hier" im Haus.

Nina, Sam, Jesse und ich laufen bis zur Kreuzung, dort trennen sich unsere Wege. Eilig laufe ich nach Hause. Es ist dunkel und mit dem ganzen Nebel ziemlich gruselig. Ich bin fast zu Hause. In den letzten Metern meine ich einen Schatten hinter mir zu sehen. Das bilde ich mir bestimmt nur ein, aber trotzdem laufe ich schneller.

Als ich unser kleines Haus erreiche atme ich erleichtert auf. Ich klingle und meine Mutter öffnet sofort die Tür, als hätte sie davor gewartet. Sie sieht mich erleichtert an.

„Ich weiß, ich weiß ich bin zu spät. Morgen ist Schule", entschuldige ich mich mit erhobenen Händen und husche ins Haus. Ich habe echt keinen Bock auf eins ihrer Donnerwetter.

Laut knallte sie die Tür zu, verriegelt sie und zu meinem Erstaunen sagt sie:

„Das ist gerade echt egal. Ich bin so froh, dass du da bist. Alles, alles... - es kam gerade in den Nachrichten. Alles ist wahr. Es passiert wirklich."

Demon HourWo Geschichten leben. Entdecke jetzt