Ich sitze im Klassenzimmer auf meinem typischen Platz in der vorletzten Reihe. Neben mir sitzt Nina. Überall ist unruhiges Gemurmel und viel zu viele Plätze bleiben leer. Ich sehe mich um und merke, dass auch Neo fehlt. Wahrscheinlich haben sich seine Eltern mit ihm im Haus verschanzt.
„Was hältst du von diesem ganzen Besessenen Schwachsinn?", flüstere ich Nina zu und hoffe, dass sie lacht und alles für Unsinn erklärt. Aber irgendwo tief in meiner Magengegend spüre ich, dass sie das nicht tun wird.
„Ich weiß es nicht, Zoey", seufzte sie, „es könnte stimmen."
Ich vergrabe den Kopf in meinen Händen. Wenn selbst Nina es für möglich hält... Ich will gar nicht daran denken.
Als unser Lehrer den Raum betritt wird es schlagartig Still. Herr Gonzales hatte eine zerfetzte, braune Aktentasche bei sich. Auf seinen wenigen Haaren sitzt eine Hornbrille. Gehetzt eilt er in den Raum und lässt seine Tasche mit einem lauten Knall auf das Lehrerpult fallen.
„Ich denke diese Situation ist für uns alle ungewohnt und wir sollten erstmal darüber reden und den Unterricht auf später verschieben", meint er.
In der Klasse ist zustimmendes Gemurmel zu hören. Wahrscheinlich freuen sich alle darüber, dass wir keinen Unterricht haben.
„Ist es also wahr?", ruft Tom, ein Junge aus der letzten Reihe, rein, „Gibt es Wesen, die Besitz von uns ergreifen und andere abmurksen?"
Ich warte auf Herr Gonzales genervtes Stöhnen, dass er Tom zurechtweist und alles nur ein beschissener Traum ist. Aber unser Lehrer fasst sich an den Nasenrücken und kneift die Augen zusammen.
„Bisher deutet allesdarauf hin."
Er schimpft Tom nicht einmal, dafür dass er sich nicht gemeldet hat. Chaos bricht in der Klasse aus.
„Heißt das ich könnte von einem dieser Wesen besessen sein?", quietscht ein Mädchen panisch.
„Vielleicht habe ich heute Nacht jemanden umgebracht", gibt ein anderer Mitschüler seinen Senf dazu.
„Ruhe!", ermahnt uns Herr Gonzales und unsere Klasse verstummt endlich.
Plötzlich knistert die Lautsprecheranlage. Dann beginnt die Durchsage:
„Liebe Schülerinnen und Schüler. Leider müssen wir die Schule auf ungewisse Zeit schließen. Die derzeitige Situation ist einfach zu gefährlich."
Wir schweigen. Normalerweise wären wir in Jubel ausgebrochen. Aber diese Durchsage zeigt uns erst wie ernst die Situation überhaupt ist.
„Geht jetzt nach Hause", fährt unsere Schulleiterin fort, „verlasst nachts das Haus nicht. Schließt euch, wenn ihr schlafen geht in eurem Haus ein und seit immer vorsichtig. Auch Tagsüber könnten Besessene unterwegs sein."
„Ihr habt es gehört. Ab nach Hause", verabschiedet sich unser Lehrer.
Ich stehe auf und schultere meinen Rucksack, den ich gar nicht erst ausgepackt hatte. Mein Atem geht schnell. Wir stecken sowas von in der Scheiße.
Zusammen mit Nina verlasse ich das Zimmer. Als unsere Wege sich an der Kreuzung trennen schießt ein Gedanke durch meinen Kopf: Das könnte das letzte Mal sein, dass ich sie sehe. – Nein. So darf ich gar nicht denken. Uns wird nicht passieren.
„Ich rufe dich dann an", rufe ich ihr noch hinter her, dann beeile ich mich nach Hause zu kommen.
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Demon Hour
ParanormalNachts schlafen wir doch - oder? Vom einen auf den anderen Tag ist alles anders. Plötzlich kannst du niemandem mehr trauen. Ein Fehler, eine unabgeschlossene Tür, kann dich töten. Und ebenso du selbst bist eine Gefahr. - Schläfst du nachts wirklich...