Teil 2

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Felix' Sicht:

Ich danke Gott dafür, dass Simon Rewi anschrie, weil er auch etwas Essbares wollte. Sein „Gefühlsausbruch“ hatte mich überrascht und auch so hätte ich spätestens bei dem Wort „vergewaltige“ nichts mehr sagen können. Einfach, weil ich mir das sogar wünschte und wenn er das wüsste. Puh, könnten wir wohl nie wieder solche Rewilz Witze machen. Das wäre das Schlimmste, was mir passieren könnte. Ihn nie wieder so berühren zu dürfen – auch wenn es für ihn eine andere Bedeutung hatte, als für mich.

Dann war da noch die Frage, wo mein gottverdammter Schlüssel hingefallen war. Diese kleinen Metallteile mussten auch immer wieder verloren gehen und ohne ihn komme ich später nicht in mein Haus. Ob ich dann bei ihm im Bett pennen dürfte? Eine Couch hatte er noch nicht und außerdem ließe er mich doch nicht auf dem kalten Boden schlafen. Das würde ein guter Freund nicht machen und wir sind sehr gute Freunde.

Stumm folgte ich ihm in die recht kleine, aber hübsche Küche. Er bückte sich, um drei Töpfe zu holen. Dabei streckte er mir seinen Allerwertesten regelrecht ins Gesicht. Wollte er mich dazu verleiten, ihn – diesen göttlichen Po – anzufassen? „Hast du großen Hunger? Ich weiß momentan nicht, welche Töpfe geeignet wären.“, fragte er noch immer gebückt. Das Verlangen, meine Hände auf seinen Arsch zu drücken, stieg weiter und weiter. Wie lange könnte ich es noch unterdrücken? Als er sich immer noch nicht aufrichtete, sondern weiter dort unten herum kramte, nahm ich meinen Mut zusammen, oder besser gesagt, die Lust packte mich am Kragen und brachte mich dazu, langsam, als wäre ich hypnotisiert, meine Hände in eine gewisse Richtung auszustrecken.
„Noch ein kleines Stück.“, dachte ich. Meine Fingerkuppen zitterten leicht in der Erwartung, etwas Verbotenes und doch so Gutes zu tun.
Doch es polterte und Rewi kam hochgeschnellt. Er hatte drei Töpfe in den Händen und drehte sich zu mir um. Verwirrt starrte er meine, in der Luft erstarrten, Hände an. Sie waren so nah. So nah und doch so weit von ihrem Ziel entfernt.
„Hab' gute gefunden. Aber warum machst du denn so eine schwule Geste? Wolltest du mich etwa betatschen, kleiner Homo?“ Ein fieses Grinsen zierte sein Gesicht.
„Ach, da hast du mich wohl ertappt. Eigentlich wollte ich nur ein paar Rewilz-Übungen machen.“ Als ob man mir so eine schlechte Ausrede glauben würde. Jeder normale Mensch würde meine Traurigkeit hören, aber Rewi war kein Mensch. Er ist ein richtiger Kevin, wie Malte und Manuel es so schön zu sagen pflegten.
„Ach so.“ Er räusperte sich. „Heben wir uns das doch für die Kamera auf.“, schlug er vor.
„Ja klar, gerne. Ist ja nicht so, als würde ich dich lieben oder sowas in der Art.“ Ein krüppeliges Lachen entwich meiner Kehle. Mir war nur zum Heulen zumute.
„Felix?“
„Ja…?“
„Warum sagst du denn schon wieder sowas?“ Er guckte mich ernst an. Da war sie wieder: Die „Rewi-erkannte-kurz-meine-Gefühle-Phase“.
„Ich weiß nicht, wovon du redest.“, sagte ich knapp.
„Also wenn du reden willst.. Du kannst mir alles sagen.“, begann er.
Wirklich? Er kam bei so einem Satz darauf, dass ich mit IHM etwas besprechen könne?! Probs an dich Rewi. Probs.
„Nee, lass mal mir geht's gut. Ich werde mit Hunger nur anders.“ Er schien mir zu glauben und wir, also hauptsächlich er, sammelten die Zutaten zusammen.

Während alles vor sich hin köchelte, holte er wieder die Kamera raus und ich kümmerte mich um die Soße. Dummerweise hatte ich die Rechnung ohne Rewis behinderte Ideen gemacht. Meine Hand lag am Topfgriff und er griff im nächsten Moment auch danach. Dabei umschloss er meine Hand gleich mit. Natürlich wurde mir sofort heiß und in meinen Kopf bildete sich die Vorstellung, wie er nicht nur meine Hand so fest umschloss, sondern auch…

„Schieb den Topf ruhig noch weiter vom Herd weg.“, meinte Rewi belustigt. Sofort ließ ich los und er schob das Ding über die Herdplatte nach rechts. Hoffentlich bemerkte er meine Röte nicht. Solche Gedanken beim Kochen waren normalerweise nicht meine Art. „Wir wärmen uns dann hier.“ Demonstrativ hielt er seine Hände über die rot glühende Platte und ich tat es ihm gleich. Mickrige 4 oder 5 Zentimeter trennten unsere Hände. Wenn ich jetzt seine Finger zu mir ziehen würde, wäre er sauer, weil ich dies wieder vor laufender Kamera täte. Aber es wäre doch eine gute Gelegenheit ihn auf etwas Bestimmtes aufmerksam zu machen.
Es war zu spät. Seine Aufmerksam galt wieder einem anderen Topf, gefüllt mit kochendem Wasser. „Simon kriegt nur kochendes Wasser mit Tomate.“
„Wir lassen den Öko verhungern.“, grinste ich, doch er hielt die Cam nicht auf mich, sondern weiterhin auf den Topf und dann auf die Tomaten. Wahrscheinlich würde niemand diesen Satz hören. Nicht, dass es wichtig wäre...
„Ein paar Tomaten kann er dann doch noch haben. Wir wollen ja nicht gemein sein.“ Eine typische Vlogger-Geste, die er sich von Ju abgeschaut hatte, folgte.
Dann endlich hielt er die Aufnahme an. Ich konnte kurz durchatmen und die Angespanntheit loswerden. „Komm, stell dich hier neben mich für eine kleine Ansage zwischendurch.“ Ich tat wie er es mir aufgetragen hatte. Gespielt glücklich blickte ich ihn das Fisheye der Vlog-Kamera. Seine Stimme neben mir ließ mich wieder versteifen. Ich stand da, als hätte ich einen Stock im Arsch. Zum Glück sagte er nicht so viel und so konnte ich noch einen kurzen Seitenblick zu ihm wagen. Man konnte sagen was man wollte, aber von der Seite sah er einfach niedlich aus. Viel jünger und seine Nase erst. „Wie die Nase eines Mannes, so auch sein Johannes.“, schoss es mir durch den Kopf. Für solche Gedanken müsste man mich schlagen.

Später saßen wir - Paluten, Simon, Rewi und ich - in Rewis Zimmer und aßen. Es war etwas relativ alltägliches. Paluten hatte sich wie selbstverständlich in Rewis Bett gelegt und Rewi sich dazu. Sollte ich mich nun auch dazu setzen, oder mit Simon vor seinem PC bleiben und nebenbei Videos gucken? Scheiß auf Videos!
Mit dem Teller und meinem Besteck bewaffnet, stand ich auf. Alle schauten auf, verfolgten mich mit ihren Blicken und machten dann weiter wie bisher. Nur Rewi nicht. Sein Blick blieb lange an mir kleben und dann klopfte er auf den noch freien Platz neben sich. „Mein rechter, rechter Platz ist frei. Ich wünsche mir den Felix herbei.“, sang er in einer typischen Kinderstimme.
„JAAAAAAAA!“, schrie ich und sprang fast auf ihn. Dabei konnte ich den Teller nicht richtig festhalten und er flog in einem Bogen auf Rewi zu. Nein, er landete nicht auf seinem Kopf, sondern verkehrt herum auf seinem Teller.
„Och Felix. Das ist doch jetzt nicht dein Ernst?“ Ein Lachen konnte er sich dennoch nicht verkneifen und Simon hatte schon den Kopf auf den Tisch gehauen.
„Jungs, das sah so episch aus.“
„Und ich Glückspilz habe das sogar direkt vor mir gesehen.“, freute sich Paluten.
„Schön das ihr alle lacht, aber was ist jetzt mit meinem Essen?“, fragte Rewi in den Raum. Mir kam da eine sehr gute Idee. Ich hob meinen fast leeren Teller hoch, kratze den Rest auf Rewis Teller und brachte ihn dann zum Tisch. „Was zum…?“ Rewi fehlten die Worte. Das kam schon echt super selten vor.
Perplex starrten sie mich an. Ich ließ mich wieder neben Rewi nieder und meinte ganz lässig: „Dann essen wir eben beide aus deinem Teller.“ Dabei klimperte ich extra leicht homoerotisch mit den Wimpern und schob mir auch gleich demonstrativ einen volle Gabel Spaghetti in den Mund. „Hey, iss mir nicht alles weg, du verfressenes Vieh!“ Er riss mir den Teller weg, aber als er meinen bettelnden Blick sah, gab er ihm mir murrend wieder. „Na gut, aber nur weil ich ein Tierfreund bin und mein Haustier ungern verhungern lasse…“
Er setzte sich auf und krabbelte so an die Bettkannte, dass wir dicht nebeneinander saßen. Er legte ihn auf seine Oberschenkel ab und fing wieder an zu essen.
Man hätte meinen können, es machte ihm nichts aus, aber ich kuschelte mich noch enger an seine Seite. Kurz zuckte er zusammen. Es war nur ganz minimal, aber ich spürte es trotzdem. Meinen Kopf bette ich auf seiner Schulter. In dem Moment war es mir egal, dass Paluten und Simon da waren. Sie waren doch hoffentlich nicht so blind, wie eine gewisse andere Person, die ein sehr gutes Kissen abgab. Meine Augen schlossen sich wie von selbst. Mein Hunger war vergangen und das nur, auch wenn es echt kitschig klang, wegen Rewi. Wenn ich ihm so nahe war, brauchte ich kein Essen mehr.

Bemerke es endlich - RewilzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt