Teil 6

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Felix' Sicht:

Diese Augenblicke, in denen ich Basti wie ein Kissen umarmen konnte, seine Wärme spürte und das ohne mich dumm zu fühlen, waren so rar geworden und auch jetzt, als ich ihn festhielt, blieb dies nicht unkommentiert.
Taddl tat so als wunderte es ihn, dass Rewi rot im Gesicht sei. Mir bereitete es unheimliche Freude, denn ich war der Auslöser und bestimmt würde er dann endlich die Zeichen verstehen und einen Schritt auf mich zu gehen oder das Gegenteil. Er könnte sich von mir entfernen und mich mit meinen unbändigen Gefühlen alleine lassen. Alles ganz normale Gedankenspiele und doch spüre ich, dass die Stunde der Wahrheit näher rückte.
Ziemlich dramatisch, wie ich dachte. Im Grobe waren daran nur diese übertriebenen Filme schuld.
Was dachten sich diese Regisseure und Drehbuchautoren überhaupt dabei als sie diesen unnatürlichen Kitsch produziert hatten? Gar nichts. Diese Leute dachten nie. Und sie würden es auch nie tun.

Jedanfalls lockerte ich meinen Griff und gab Rewi so die Entscheidung frei, ob er sich befreien will oder eben nicht. Es grenzte sowieso an ein Wunder, dass er so lange still da stand und scheinbar zu einer Salzsäule mutiert war. Wäre ich Viktor hätte ich mich an meine 'Säuli' rangemacht. Nein, an Rewis 'Säuli'. Eine äußerst großgewachsene Säuli, die ich mit jedem Körperteil erkunden würde. Seine ganze Größe in vollen Zügen genießen...
Schluss jetzt! Ich hang ganz eindeutig zu viel mit den falschen Leuten ab, dass ich nur daran denken konnte.

„Sorry Basti.“ Wieder einmal eine sehr geistreiche Methode eine Unterhaltung anzufangen. Wenigstens blieb er bei mir, aber drehte sich zu mir um und zwang mich ihm in die Augen zu starren. „Wofür entschuldigst du dich?“ Er war verwirrt. Wäre jeder, wenn man sein Kumpel sich ohne Grund entschuldigte. Halt, es gab einen Grund – nur er wusste ihn nicht.
„Mir war einfach danach.“, antortete ich betont fröhlich und starrte herausfordend zurück, dabei kam ich nur leider nicht umhin ein paar intensive Blicke an seinen Lippen zu verlieren und an dieser markanten Nase, die meine Säulentheorie nur noch verstärkte.
„Keiner Spast.“, murmelte Rewi nur und erntete von Simon einen kalten Blick. Sie alle wussten oder spürten, was in mir vorging. Sie alle wollten, dass wir uns friedefreude Eicherkuchen in den Armen liegen und am besten den Teppich beflecken würden - diese Perversen.
„Du bist so dumm. So unendlich dumm.“ Mehr brauchte ich nicht zu sagen, um ihn zu verärgern. Er hatte schon immer diesen hochtrabenden Stolz und wenn man ihn darin verletzte, brachte man ihn zum Denken. Wie lange dauerte sein Denkprozess nun schon an? Zu lange. Er war schlau – sehr schlau. „Es müsste dir schon längst klar sein!“
„HÄ? WAS?!“, brüllte er mich an. Wie gesagt: Sein Stolz.
Stumm striff ich seine Hände von meinen Schultern. Egal, wie einzigartig sich seine Berührungen waren, unter diesen Umständen erzeugten sie ein gefühlsloses Vakuum.
„Rede, man!“ Aufgebracht wirbelten seine Arme in der Luft umher.
Auch eine Art sich 'Coolness' zu verschaffen. „Vlog lieber weiter, vielleicht kommst du dann auf die Lösung.“ Zitternd hielt ich ihm die Kamera hin. Wenn er sich damit beschäftigte, konnte er mich nicht mehr so anschreien. Beim Entreißen der Kamera zitterten auch seine Hände. Wut vernebelte seine Selbstkontrolle, doch kaum hatte er angefangen aufzunehmen, bedeckte eine Maske seine wahren Gefühle.
Bis dato hatte ich Simon mit meinen Blicken signalisiert nicht einzuschreiten, schließlich war das mein Bier und ich war alt genug es endlich in eins wegzusaufen.

Vergesst das mit dem Bier. Die Sache hier war viel mehr verflüssigte Scheiße und ich zwang mich zu jedem verdammten Schluck. Nun endlich ergab Bastis Lieblingsbeleidigung, dass ich ein Kotnascher sei, Sinn.
„Mach was du willst, Simon.“ Damit gab ich ihm einen Freifahrtsschein Rewi, wie er Lust hatte, zu bestrafen. Ich selbst gesellte mich zu Taddl, der tatsächlich versuchte einige Passwörter auf dem PC zu knacken, um den Ordner „Wichtig“ zu öffnen. Im Hintergrund nahm ich war, dass Simon sich für die Löffelmethode entschieden hatte. Er konnte zwar Rewi nicht vor dem Kamera 'zusammenlöffeln' – wenn man es so nennen durfte – aber jeder Schlag hatte eine Bedeutung. Ihm die Intelligenz ins Hirn zu prügeln. Wie er so tat als würde es ihm nichts ausmachen, aber in Wirklichkeit kochte er innerlich über wegen diese Verarsche, war ein wenig genugtuend.  

Bemerke es endlich - RewilzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt