Teil 3

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Felix' Sicht:

„Wollt ihr auch noch was unternehmen oder lieber heimlich kuscheln?" Simons Stimme ließ mich hochschrecken. Um ein Haar hätte ich mir den Kopf an Rewis gestoßen, aber wer rechnete schon damit, dass er über mich gebeugt war? Also ich nicht.
Warum lag mein Kopf überhaupt auf Rewis Schoß? Warum konnte er mich nicht alleine auf dem Bett liegen lassen, dann müsste ich mir nicht dauernd Hoffnung machen, die er, wann er nur konnte, immer zunichte machte.
Rewi musterte mich sichtlich verwirrt. „Seid wann so schreckhaft?"
Am liebsten hätte ich ihm „Wegen dir, du Arsch!" ins Gesicht geschrien, aber meine Beherrschungskunst war halt ausgezeichnet. Meine Augen verdrehend sagte ich: „Ich dachte, du würdest mich vergewaltigen, wenn ich meine Verteidigung fallen lasse."
„Rewi raped Rotpilz - Fangirls sterben in Massen! WuzzUp!" Simon nutze jegliche Chance, um ein bisschen Rewilz zu verbreiten. Insgeheim hoffte er garantiert auch, dass wir endlich zusammenkommen würden. Ob er es sich freuen würde, wenn ich ihm meine wahren Gefühle für Basti eröffnen würde? Nein, er würde sich einmischen wollen. Genau wie Caty oder sonst wer.

„Immer doch. Ich meine so einem süßen Kotpilz muss man einfach hart den Anus penetrieren."
Typisch Rewi, er verstand nichts. Gar nichts. Die Enttäuschung konnte ich nicht länger verbergen, also sagte ich nichts weiter dazu, stand mies gelaunt auf und ging kalt aus dem Raum. Simons Blick, den er auf mich heftete, war ein weiterer Schlag direkt ins Schwarze. Der Übergang von verwirrt zu erkennend stand in seinen Augen. Wir waren nun mal alle offene Bücher.
„Rewi, ich muss mal kurz was Felix fragen. Kannst ja solange mit dem Flummi hier spielen." „Oder du gehst dich endlich erhängen. Paluten hilft dir sicherlich.", ergänzte ich Simons eigentlich nette Aufforderung. „Alter..." Rewi wendete sich wohl einer Beschäftigug zu, wobei das Erhängen mir im Moment deutlich lieber wäre, aber das Leben war ja bekanntlich kein Wunschkonzert.

„Also?" Ich stand an die Spüle gelehnt und hatte keinen Bock das hier und jetzt zu diskutieren. Vielleicht hatte er's doch nicht bemerkt und wollte mich nur nach einem Grund fragen.
„Nicht also, sondern was soll das alles? Du bist nicht mehr du selbst. Kann es sein, dass..."
„STOPP!" Energisch schnitt ich ihm das Wort ab. Es reichte. Man kann sich nun denken, was er eventuell sagen möchte, aber ich brauchte keine Einmischung. Verwundert betrachteten mich seine braun-grauen Augen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass ich, der ach so 'kleine' Felix Hardy, laut werden könnte. Es passte nun wirklich auch nicht zu meinem Charakter.
Einmal Luft geholt und weiter im Text: „Ich weiß, dass du nur helfen willst, aber ich gehe auf die 19 Jahre zu. Ich muss das alleine durchstehen. Außerdem möchte ich dich nicht mit dummen Gefühlen nerven." Ich fand's sie nicht dumm. Nur anstrengend.
„Gut, ich versteh' schon." Mehr sagte er nicht dazu, was mich auch erleichterte und so ging ich ins Wohnzimmer zurück.

Rewi hatte sich schon wieder eine Kamera geschnappt und filmte sich dabei, wie er über das Sofa philosophierte. Total bescheuert! Hoffentlich schnitt er das raus.
„Uh, da ist der Rotpilz mit der schlechten Laune." Statt zu antworten ging ich ein bisschen um das Sofa herum und warf mich auf ihn drauf. Mehr als ein schrilles Quieken und ein erleichtertes Lachen, da ich scheinbar doch nicht mehr so mies gelaunt wäre, kam nicht von ihm. Sollte mir recht sein. Gemein, wie ich war, schlang ich meine Arme um ihn, drückte ihn gekonnt auf das grüne Sofa und rief Simon zu, dass er mir helfen solle. Er kam dann auch angesprungen und drückte den sich halbtot lachenden Rewi mit dem Kopf stärker auf den Stoff. Nun tat er etwas merkwürdiges, was mich zudem ziemlich sauer machte. Er klemmte Rewis Kopf zwischen seine Beine und als dieser dann nach Hilfe rief, klatschte er ihm eine leichte Schelle auf die Wange.
Erstens: Wie konnte er meinen Basti zu so einer Stelle bei sich hinlegen?
Zweitens: Nur ich hatte das Recht ihn wegen seiner Dummheit zu schlagen.
Drittens: Er war mein Basti!
Da wurde es mir zu bunt und ich schubste nun Simon von ihm weg. Er fiel rückwärts die Couch runter. Triumphierend brüllte ich: „Verdient!" Rewi richtete sich auf und rutsche auf den Boden. „Felix du bist verrückt. Simon hätte sich was brechen können.", meinte er vorwurfsvoll.
„Der sieht meiner Meinung nach in Ordnung aus."
„Na warte." Diabolisch baute Simon sich vor uns auf, nahm die Kamera und erzählte, ich würde mir mit Rewi gleich Gay Pornos reinziehen wollen.
Der Gedanke klang für mich zwar nicht ganz abwegig, aber Rewi regte sich total auf. „Laber doch nicht son Mist! Leute, hört nicht auf Simon. Der will nur davon ablenken, dass er sich son Kram mit Dner öfters anguckt."
Das hatte gesessen. Dankbar nahm ich ihn von hinten in den Arm. Meine Beine wollte ich erst auch um ihn schlingen, aber das wäre doch zu offentsichtlich gewesen, also ließ ich sie zusammen schräg an der Seite baumeln.
Rewi wurde plötzlich ruhig. Zu ruhig für seine Verhältnisse. Deshalb nahm ich mir seinen rechten Arm und hakte mich unter. Es war immer wieder fantastisch seinen Körper irgendwo anzufassen. Wie gerne würde ich eine Art Klette sein und ewig an ihm hängen.
Doch Simon zerstörte den Moment, indem er kackfrech sagte: „Rewi, zeig mal deinen Schwanz." Natürlich musste Rewi sich dabei wieder einmal totlachen. Ich fand das ganz und gar nicht lustig. Aber man musste ja mitpielen. So fing ich nur ganz kurz nach Rewi an zu lachen. Für die Zuschauer würde dies später garantiert echt aussehen. Ich ließ mich einfach nach hinten fallen und beobachtete Rewi, wie er aufstand, seine Hose kurz musterte und sich dann mit dem Blick zu mir gerichtet auch auf das Sofa krümelte. Als er seine Beine in die Luft streckte, damit sie sein Gesicht bedeckten, war mir so, als blinzelte er mir zu. Es ging so schnell und schon saß er wieder aufrecht.
Hatte das was zu bedeuten? War das ein Zeichen, dass wir weiter Rewilz spielen sollten?
Mir erschien das logisch und schon schlug ich wie ein dummes Mädchen mit der flachen Hand auf ihn ein. Seine Mundwinkel gingen nach unten. War das doch falsch gewesen?
Er besann sich der Kamera und meinte laut aber stimmend: „Hör' auf jetzt!"
Ich ließ von ihm ab und kugelte mich missmutig zum anderen Ende der Couch. Ich zerstöre mich noch selbst, wenn ich nicht bald auf Abstand gehen würde. Doch eigentlich würde es mich auch zerstören, wenn ich das täte. Lebenswichtige Entscheidungen waren nie mein Ding.

Plötzlich tat Rewi etwas unerwartetes. Kurz nachdem Simon mit der Kamera abgezischt war, um Taddl und Ardy auf den Sack zu gehen, krabbelte er zu mir. Sein bedeutsamer Blick sagte mir, dass ich mit der Sprache rausrücken sollte, aber daran dachte ich gar nicht erst. Das ignorante Arschloch sollte lernen, wie es sich anfühlte zurückgewiesen zu werden.

„Felix, was ist los? Sag's mir. Das machst sonst kein Bock mit dir abzuhängen." „Hm." Hochnäsig drehte ich mich weg und murmelte „Wichser." in meinen nicht vorhandenen Bart.
„Wenn du nicht reden willst, dann bring ich dich halt dazu."
„Lass mich doch einfach." Genervt verdrehte ich die Augen und schloss sie dann. Wenn man nichts sah oder hörte, war die Welt gut, aber war sie auch schön?
Nein, nur mit Basti wäre sie schön. Ein einzigartiger Ort. Wenn wir nicht solche Personen des öffentlichen Lebens wären, hätte ich ihm schon längst alles gestanden, aber so...
Ein trauriger Seufzer fand den Weg aus meinem Mund nach draußen.
„Kein Trübsal blasen. Ich hasse es, dich traurig zu sehen." Rewis Hand griff nach meiner. Es lag so dermaßen viel Ehrlichkeit in seinen Worten. Wie konnten mich zwei so kleine Sätze schon wieder glücklicher machen? Ich brauchte ihn noch mehr denn je.

Ich warf meine eigenen Vorsätze über Bord und krallte mich an ihn. Er ließ es zu. Rewi legte sich sogar so hin, dass ich mich ein wenig unter ihn schieben konnte. Blitzschnell waren meine Arme um seinen Bauch geschlungen. „Ich möchte jetzt nicht darüber reden, aber bitte bleib hier."
„Mach ich." Seine warmen Hände streichelten über meinen Handrücken bis er sie schließlich festhielt.
Das paradoxe war: So hielt ich vorgestern noch mein Kissen im Arm und stellte mir vor es wäre Rewi und nun war er es tatsächlich. Ein unbeschreibar schönes Gefühl.
Lange verharrten wir in dieser Position. Jeden Atemzug Rewis nahm ich war und jedes mal, wenn seine Hand sich fester um meine schloss, stieg mein Puls. Das Hämmern in meiner Brust wurde immer stärker. Beinahe ein Schmerz. Ich musste zugeben, dass wenn dies die Schmerzen sind, die ich in seiner Nähe ertragen muss, dann war ich wohl ein Masochist. Ein stolzer Masochist oder ein Masochist mit Stolz. Beides klang falsch und doch irgendwie wie Musik in meinen Ohren.
„Ist es jetzt besser?"
„Noch ein bisschen.", murmelte ich in seine Schulter und kuschelte mich - falls es überhaupt noch möglich war - noch näher an ihn. Dabei schnappte ich seinen typischen Duft auf. Nivea Deo, weil er meinte, dass seine Haut empfindlich sei und dieser eigene Duft, der bei jedem einzigartig war. Seiner war der Beste!
Sachte fuhren meine Lippen auf seinem T-Shirt entlang. „Ach Felix. Nur weil du's bist."
„Soll das heißen, dass nur ich das darf?" Ganz langsam und vorsichtig leckte ich mit meiner Zunge an seinem Nacken. Der Geschmack von Rewi breitete sich auf meiner Zunge aus. Überall zog es in mir. Ich tat schon längst mehr, als man ein sehr guter Freund tun würde. Doch Rewi unterbrach mich auch nicht. Wie seine Lippen wohl schmecken würden?
Stück für Stück näherte ich mich über den Hals und die Wange seinen Lippen. Dabei erzeugte ich eine Spur der Gänsehaut. Leider konnte man nicht sagen, dass er sie wegen mir bekam oder wegen diesen Berührungen. Er gab dummerweise auch keinen Mucks von sich.
Fast war ich da. „Darf ich?" Seine Wangen wurden glühend heiß bei der Frage. Mein Körper bestand derweilen schon lange aus heißer, flüssiger Lava. Das Zittern eben jenes Körpers und Schlagen meines Herzens waren so deutlich, dass ich mir sicher war, dass er es spüren und hören konnte.
Er schluckte schwer. Ich schluckte schwer. Wir beide schluckten schwer.
Nervös wartete ich auf seine allesentscheidene Antwort.

„Taddl kommt später, wenn er mit Ardy fertig ist.", rief ein durch den Flur spazierender Simon. Seine Freude darüber, dass er Tardy bei etwas Bestimmten ganz 'zufällig' gestört hatte, machte ihn nicht nur stolz, sondern auch schadenfroh. Er hatte diese gemeine Ader in sich, dass er den Leuten keinen guten Sex gönnte, weil er ihn selber auch nur so selten bekam. Fernbeziehung halt.
„Ja, toll. Kill die romantische Atmosphäre, du Veganer.", dachte ich wütend und ließ von ihm ab, aber behielt ihm noch im Arm. Ein Spektakel für alle Rewilz Shipper.

Bemerke es endlich - RewilzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt