Rewis Sicht:
Energisch zog ich mir meine Hose wieder hoch.
Es war mir unsäglich peinlich, wie ich vor Felix flüchtete. Es war ihm bestimmt wichtig mit mir darüber zu reden. Über die Bedeutung unserer Körpersprache, wenn man es denn so nennen wollte, aber ich hatte doch keine Ahnung, was da mit uns schief lief.
„So ein Scheiß aber auch!", schrie ich den Sebastian im Spiegel an. Dieser starrte nur wütend zurück, was auch logisch war, denn das war ja ich oder eher gesagt mein Spiegelbild.
Meine Gefühle reichten bis befriedigt zu angewidert und zutiefst verwirrt. Bestimmt wäre dies ein sehr delikater Gefühlscocktail gewesen.Angewidert hielt ich meine Hände unter dem Wasserstrahl, um die letzten Reste meines - sagen wir mal - Ausrutschers zu beseitigen.
Wer hätte auch gedacht, dass ich durch ihn einen Ständer bekam. Ich zumindest niemals! Der Junge hatte mich halt überrascht mit seiner Anhänglichkeit und da hatte ich ihn wohl mit einem weiblichen Wesen verwechselt. Außerdem lief es mit den Frauen allgemein seit meiner Trennung nicht mehr. Es gab zwar zig 12 - 18 Jährige, die mich aufgrund meiner Videos gerne als ihren festen Freund betiteln wollten, aber niemand möchte gerne mit einem Menschen zusammen sein, der nur diese eine Fassade kannte. Und ganz im Ernst: Der Haupteil war schlichtweg unreif.Vorsichtig spähte ich durch den Türspalt. Simon schien wirklich zu Tardy gegangen zu sein. So konnte ich, nachdem ich mir noch einen kleinen Snack aus seinem Kühlschrank stahl, ungehindert zurück in Patricks und meine Wohnung gehen. Als ich reinkam, wartete eben dieser schon mit verschrenkten Armen auf mich. „Sebastian, was hast du mit Felix angestellt?" Patrick nannte mich nur Sebastian, wenn er sauer war und er schien sehr sauer zu sein. Ich tat, als wüsste ich von nichts.
„Ich weiß nicht, wovon du sprichst. Er ist vor einer Weile einfach weggegangen und ich such' ihn grad. Hast du ihn gesehen?"
Patricks Augen verengten sich zu kleinen listigen Schlitzen. Er glaubte mir wohl nicht. Schon nach so kurzer Zeit konnte er mich durchschauen? Umbehagen breitete sich in mir aus, als er auf mich zuging und noch einmal nachfragte: „Was hast du mit Felix angestellt?" Er funkelte mich bedrohlich an. „Man, ich hab doch keine Ahnung, was in ihn gefahren ist!", verteidigte ich mich. „Er ist mal so und dann wieder so. Richtige Stimmungsschwankungen hat der."
„Ach Gott." Verzweifelt schlug Patrick sich die Hand vor die Stirn. „Wie auch immer. Auf jeden Fall schläft er jetzt in deinem Bett und war vorher echt laut..." Dann fügte er noch etwas gekrängt hinzu: „Nicht mal von mir wollte er sich helfen lassen. Also wehe, du baust weiter Scheiße. Ich will hier kein Drama."
Gerade wollte ich ihm eine perfekte Erklärung liefern, was sein Problem hätte sein können, aber er hob abwehrend die Hände: „Basti, lass stecken." Er ließ mich nun vorbei und folgte mir zu meinem Zimmer.Da schlief Felix tatsächlich seelenruhig in meinem Bett, während ich mir was weiß ich wie viele Gedanken machte. Auch um ihn - zumindest etwas.
Eigentlich wollte ich ihn wecken, aber Patrick schien auch da etwas gegen zu haben. „Deine Strafe ist es jetzt, so lange zu warten bis er aufwacht."
„Aber..."
„Nichts aber. Du hättest ihn vorhin mal erleben müssen. Der arme Felix.", unterbrach Patrick mich abermals.
Heute hatte er aber einen sozialen Tage. Nur leider nicht mir gegenüber. „Gut.", meinte ich und setzte mich vorsicht an meine Bettkante.
Er sah wirklich tiefenentspannt aus. Irgendwie machte mich das neidisch. So ein Nickerchen am Nachmittag war schon fresh.
Patrick wandt sich zum Gehen. „Oh, aber wehe du weckst ihn während ich weg bin. Ich komm' gleich noch mal gucken." Dann ging er.Was war denn mit ihm los? Führte sich hier auf wie eine Mutter, die einen Streit zwischen Brüdern schlichten wollte. Lächerlich. Einfach lächerlich.
Als ob ich mich daran halten würde. Ich wäre ja nicht Rewi, wenn ich nicht meinen Dickkopf durchsetzten würde.
Erst tippte ich auf Felix' Wange rum. Es fühlte sich so an, als würde man auf einem sehr elastischen Wackelpudding rumditschen.
Grinsend kam ich seinem Gesicht näher. „Felix?", hauchte ich und pustete leicht dabei. Seine Stirn kräuselte sich und seine Lider flatterten. Er hatte viel zu lange Lider für einen Jungen. Von seinen aufgeblasenen Schlauchbotlippen mal ganz zu schweigen.
Als Frau würde er die Klischees einer Hure relativ befriedigend abdecken. So kam ich wieder mal zu einem sehr unpassenden Gedanken.
„Abdecken reimt sich auf abschlecken. Sollte ich?", fragte ich mich.
Es waren nur noch wenige Zentimeter zwischen seinem und meinen Gesicht. Sein leichter Atem traf mich und löste ein Kribbeln aus. Ehe ich es mir anders überlegen konnte, schleckte ich ihm über die Wange. Ich kam mir vor wie ein billiger Köter und kniff die Augen zusammen.
„Bah REWI!", schrie Felix mich an. „Tickst du noch richtig?!" Er drückte mich harsch weg.
„Selbst schuld, wenn du hier pennst."
„Dann hättest du mich auch küs..." Schnell hielt er sich selbst den Mund zu. Peinlich berührt stieg er aus dem Bett. Er wollte scheinbar gehen, doch ich hielt ihm fest. „Wolltest du gerade 'küssen' sagen?" Woher nahm ich den Mut, ihn so direkt darauf anzusprechen?
„Ha ha. Nö.", bestätigte er mit einem aufgesetztes lautes Lachen und einer monotonen Verneinung.
„Schade, ich hätt's sogar gemacht." Rewi, du Dummkopf, wie kamst du denn auf den Satz?Plötzlich hatte er Tränen in den Augen. Wieso? Warum konnte er sich mir nicht anvertrauen?
„Felix, ich wollte dich nicht... Keine Ahnung, was du jetzt hast, aber... Komm' her.", stotterte ich zusammen. Neuerdings bekam ich nicht mal anständige Sätze vollbracht.
Felix entzog sich meinem Griff und wischte sich über's Gesicht. „Das du echt dachtest, ich würde wegen dir heulen. Das wärst du gar nicht wert! Mir ist nur eingefallen, dass mein Schlüssel weg ist und ich ohne den Ärger bekommen würde."
„Und wegen dem 'Ärger' weinst du? Dein ernst?" Ich wunderte mich selbst darüber, wie abfällig ich klang, aber so eine lahme Lüge konnte er bei echt nicht bringen.
Dennoch hatte er es geschafft, dass ich mich, aus mir unerfindlichen Gründen, schuldig fühlte. Ich schielte zum Bett, unter dem ich seine Schlüssel vor einigen Stunden geschoben hatte. Warum hatte ich das getan? Ich wollte ihn hier behalten. Hier bei mir. Am besten noch in meinem Bett.
Warum? Mein Gehirn blockte ab, als ich den tieferen Sinn meines Handelns erkennen wollte.
„Nein! Rewi, NEIN!", schrie eine Stimme in mir.„Ich bin halt ein emotionaler Boy. Das finden Mädchen süß und so krieg' ich sie alle."
„Sagst du, obwohl ich dich noch NIE mit einem Mädchen zusammen gesehen habe. Oder sind Kadl und Petrit Mädchen?" Wenn Felix traurig ist, musste man ihn nur mit kleinen Sticheleien aus der Reserve locken. Es schien zu klappen, denn funkelte mich herausfordernd an. „Du hast vergessen dich zu erwähnen."
„Ist das so?"
„Ja, man."Was sollte ich denn nun darauf antworten? Mir fiel nichts ein und ein Schweigen brach über uns herein. Unsicher starrten Felix' braune Augen mich an. Ich mochte es, wenn sein Blick auf mir lag, wenn er nur mich beachtete und sonst keinen, aber im Moment wirkte es wieder so falsch - wie alles heute.
Wir hatten es nicht hinbekommen wieder ein normales Gespräch aufzubauen und so saßen wir nur rum und checkten, jeder an seinem Smartphone, Twitter.
Palle hat mir geschrieben, dass er heute bei Sturmwaffel übernachten würde und das er es sich denken konnte, dass ich Felix wachgemacht hatte. Ich grinste, als ich das las.
Ich drehte mich zu Felix. Unsere Blicke trafen sich, doch er starrte viel zu schnell wieder auf sein Display. Er hatte mich beobachtet - schon wieder. Gab es einen Grund dafür? War das ein Rotschimmer auf seinen Wangen? Ich bildete mir heute zu viel ein. Keine langen Drehs mehr.Das sagte ich mir selbst zwar, aber schließlich fand ich mich mit der Kamera quatschend wieder. Taddl saß vor meinem PC und Simon kroch am Boden rum, weil er meinte das irgendwelche Kabel nicht symmetrisch lagen. Wie konnte man nur solche Probleme haben?
Auf jeden Fall, hatte Felix dank den beiden endlich bessere Laune und schlug mich wie so ein Spast mit einem Löffel, den er aus der Küche geklaut hatte.
Mit einem Getto Rotpilz war nicht zu spaßen. Das merkte ich auch, denn er schlug nicht gerade zaghaft zu.
Aber solange er nur mich beachtete genoss ich seine Aufmerksamkeit.„Tadd, was du tust du da eigentlich?", fragte ich ihn, um wenigstens etwas sinnvolles Videomaterial zu bekommen. „Ich versuch' deinen Computer zu hacken."
„Alles klar."
„Vielleicht finde ich ja die Gay Pornos und den Rewilz Stuff.", Taddl meinte es bestimmt sarkastisch, aber sein Grinsen ließ mich mehr hineininterpretieren.
„Das wünscht du dir doch. Mit Ardy, oder?"
Taddl schüttelte traurig seinen Kopf. „Eigentlich hab ich das immer mit ihm, aber heute hat er Kopfschmerzen und will sich nicht ficken lassen."
„Fast wie eine Frau.", meinte ich nachdenlich. Fast so schwankend wie Felix... Nur mit dem Unterschied, dass ich nicht darüber nachdachte, ob ich ihn ficken wollte. Andererseits war die Vorstellung es mit einem Mann zu tun auf eine mysteriöse Art und Weise ein verlockendes Angebot.Apropos Felix. Der Junge stand nun hinter mir und hatte seinen Kopf an meine Schulter geschmiegt. Wie reagierte man auf solche Kuschelattacken?
Taddl und Simon fingen an zu seufzen. Es war kein genervtes Seufzen, sondern mehr so eins, was aussagt, dass sie liebend gerne noch mehr von uns sehen wollten. Das konnte ich nicht verantworten. Mein Stolz verbot es mir. Aber Felix abzuschütteln war so schwierig wie eine Nade im Heuhaufen zu finden.
Mit jeder Sekunde, die verstrich, wurde mir heißer. Endlich stellte ich die Kamera aus und ließ Felix gewähren. Auch wenn mir seine Nähe und diese ganzen Berührungen langsam echt anstrengend wurden, strubbelte ich durch sein Haar. Wie ein Kamm glitt meine Hand durch diese weiche Haarpracht.
Wir hatten uns immer noch nicht voneinander gelöst. Als ob Simon uns zusammengeklebt hätte, standen wir da. Langsam schoben sich seine Arme um meinen Bauch. Er verschränkte seine Hände miteinander. Es war, als wäre ich sein Gefangener. Ein Gefangener, der es liebte in diesem Käfig gesperrt worden zu sein. Lächelnd drückte er sich noch stärker an mich.
„Rewi, du bist ja ganz rot."
Ach, wie gern würde ich Taddl für diese Festellung zu seinem Ardy ziehen, damit er mich in Ruhe lassen könnte und auf Simons Gegacker möchte ich nicht mal eingehen.
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Bemerke es endlich - Rewilz
FanfictionMal wieder eine Rewilz FF, die allerdings auf dem Chaos Youtube Haus Vlog von Rewi basiert.