𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟑

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Melinda

Ich öffnete die Tür mit dem Schlüssel auf und ging ins Haus. Hinter mir schloss ich wieder die Haustür.
Es roch nach teurem Parfüm, dass meine Mutter sich immer auftrug.

Außerdem roch es im Flur nach Zigarren, die mein Stiefvater immer rauchte. Der Geruch blieb an seiner Jacke haften, die an einem Haken hing.

Meine Chucks zog aus und stellte sie auf das kleine Schuhregal ab. Meine Mutter tauchte in mein Sichtfeld auf. Sie musste wohl gehört haben, dass jemand ins Haus gekommen war.

❝Wie war die Schule?❞, versuchte sie ein Gespräch aufzubauen.
❝Wie immer❞, erwiderte ich knapp und lief an ihr vorbei.

Die Treppen stieg ich zu meinem Zimmer hoch. Ich vermied möglichst wenig Kontakt zu meiner sogenannten Familie. Sie taten so, als würden sie sich um mich kümmern wollen, aber in Wahrheit, war ich ihnen doch scheiß egal.

In meinem Zimmer angekommen stellte ich meinen Rucksack ab und setzte mich auf mein Bett. Die Matratze sank unter meinem Gewicht zusammen.

Ich wohnte zusammen mit meiner Mutter, meinem Stiefvater und Verena hier in diesem Haus.
Das Haus hatte mein Stiefvater vor einigen Jahren gekauft und seit meine Mutter und er zusammen waren, lebten wir hier.

Meinen leiblichen Vater kannte ich nicht, da er nach meiner Geburt abgehauen war. Eine ganze Weile, waren meine Mutter und ich alleine.

Naja, nicht ganz. Wir lebten eine gewisse Zeit bei meinen Großeltern. Doch als ich älter wurde, hatte sich meine Mutter mit den beiden zerstritten und seitdem auch keinen Kontakt mehr zu ihren Eltern gehabt.

Um was es genau bei diesem Streit ging, wusste ich nicht so genau. Erstmal hatten wir eine kleine Wohnung. Meine Mutter hatte viel gearbeitet und somit mich vernachlässigt.

Wenn sie mal frei hatte, ging sie lieber mit ihren Freunden auf Partys. Es kam manchmal auch vor, dass sie irgendwelche Typen zu uns nach Hause angeschleppt hatte.

Als ich dann 15 wurde, lernte sie Markus kennen. Die beiden hatten anfangs eine On-Off Beziehung, bis es dann doch ernst zwischen den beiden wurde. Und so kam es, dass sie vor einem Jahr geheiratet hatten.

Mein Nachname, also der meiner Mutter, wurde auch ohne mich zu Fragen geändert.
Verena war Markus einzige Tochter. Er und seine Exfrau hatten sich scheiden lassen. Markus erhielt das Sorgerecht für seine Tochter.

Meine Mutter wollte sowieso immer mehrere Kinder haben, weshalb sie schnell Verena in ihr Herz geschlossen hatte. Nun lebten wir zu viert und machten einen auf glückliche Familie.

Seufzend legte ich mich rücklings aufs Bett. Meine Mutter und Markus, wollten Verena ein möglichst gutes Bild von mir schaffen. Markus wollte seiner Tochter in dem Glauben lassen, sie hätte eine unglaubliche Schwester. Sie merkte bis heute nicht, dass es Lügen waren.

Verena hatte sich nämlich schon immer eine jüngere Schwester gewünscht, mit der sie shoppen gehen konnte und andere Dinge machen, die zu ihren Lieblingsbeschäftigungen gehörten.

Was für ein naives Mädchen sie doch war. Das wären die letzten Dinge, die ich mit ihr tun würde.

Noch immer versuchte sie mich davon zu überzeugen, mit ihr einen Mädelstag zu machen. Nie und nimmer würde ich mit ihr in der Stadt bummeln gehen.

Meine Gedanken wanderten zu Nick rüber. Wir hatten im Bus nicht mehr geredet sondern einfach Musik gehört. Als ich dann aussteigen musste, hatte er gewunken und gesagt: ❝Bis morgen!❞

Ich drehte mich auf die andere Seite. Bis morgen, hieß nichts anderes, als das wir uns wieder in der Schule sehen würden.

Und doch machte mein Herz einen Hüpfer bei diesen Worten.
Die Art wie er das gesagt hatte, so als ob er sich wirklich darüber freuen würde. Mein Gesicht verbarg ich in mein Kopfkissen.

I hate everyone except youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt