Melinda
An diesem Montagmorgen konnte ich mich überhaupt nicht konzentrieren. Ständig dachte ich an den Samstagabend und den darauffolgenden Tag.
Nick's Fürsorge überraschten mich. Aber auch Jason's Gastfreundlichkeit und Pauline's Sorge, erstaunten mich. Noch nie war ich so netten Menschen begegnet. Doch ich wusste, dass diese Nettigkeit schnell ausgenutzt werden konnte.
Zwar nicht von mir aber anderen. Leuten, die nichts gutes verhießen und dich behandelten, als seist du unter ihrem Niveau. Tatsächlich sprach ich da von Erfahrung.
Mein Blick wanderte gedankenverloren über den Klassenraum und leise seufzte ich. Wie immer gab es Schüler, die rumblödelten und dessen Lärm, mir Kopfschmerzen bereitete.
Ich freute mich schon, wenn es zur Pause klingelte und ich in die frische Luft gehen konnte. Selbst wenn es auch dort auf dem Pausenhof nur so von Menschen wimmelte.
❝Melinda lies doch mal bitte Seite 154 vor❞, forderte mich die Deutschlehrerin auf. Ich sah wieder auf das vor mir aufgeschlagene Buch. Meinen Stuhl rückte ich näher an den Tisch heran und räusperte mich. Meine Klassenkameraden hörte ich lachen und tuscheln.
Mit lauter Stimme begann ich zu Lesen, um das Gelächter zu über tönen. Es gelang mir nicht, denn sie wurden immer lauter. Meine Versuche durchzukommen war zwecklos. Ich las einfach weiter und versuchte dies zu überhören.
Auch las ich weiter, als die Lehrerin die Klasse ermahnte. Der Gong zur ersten Pause ertönte und den Abschnitt hatte ich fertig gelesen. Niemand hatte mir zugehört.
Die Leute aus meiner Klasse stürmten beinahe aus dem Raum, während ich mich erhob und mir meine schwarze Winterjacke überzog. Dann lief ich mit großen Schritten aus dem Klassenzimmer.
Auf dem Flur war großes Gedrängel. Ich befand mich mitten in der Meute. Von allen Seiten wurde ich geschubst. Keiner achtete auf mich. Lachend liefen sie an mir vorbei. Entnervt schnaubte ich und machte mir sonst nichts draus.
Meine Beine trugen mich aus dem Schulgebäude. Bereits waren schon einige Schüler auf dem Hof. Kinder spielten miteinander und riefen sich gegenseitig etwas zu. Schülerinnen standen in ihren Freundesgruppen und kicherten. Wahrscheinlich erzählten sie sich den neusten Klatsch und Tratsch. Oder sie schwärmten über ihren Schwarm.
Wiederum andere Schüler liefen umher oder rauchten in der Raucherzone. Ich nahm so viele Geräusche um mich herum war, dass es schon fast zu viel war.
Ich ging auf eine Bank zu, auf der ich normalerweise saß und meine Umgebung beobachtete. Auf der ich meine Kopfhörer her raus zog und Musik hörte.
Zu meiner Verwunderung saßen auf der Bank bereits Pauline, Verena, Jason und Nick. Es sollte mich eigentlich nicht überraschen, die vier zusammen zu sehen. Ich wusste ja, dass sie sich gegenseitig kannten. Trotzdem fand ich es etwas seltsam.
Die wenigen Meter, die noch übrig geblieben sind, blieb ich stehen. Verena und Pauline saßen nebeneinander und redeten angeregt. Jason fuchtelte mit seinen Hände, um seinen Worten wohl Nachdruck zu verleihen. Nick, der neben ihm saß, schien aufmerksam zuzuhören.
Sollte ich umdrehen und woanders hingehen? Sie würden mich bestimmt nicht dabei haben wollen.
Gerade als ich auf dem Absatz kehrtmachen wollte, drehte Nick seinen Kopf in meine Richtung.Für einen Moment schauten wir uns an, bis sich seine Mundwinkel zu einem Lächeln verzogen. Er hob seine Hand und winkte mich zu sich heran.
Jason, dem das aufgefallen war, winkte ebenfalls. Eilig lief ich auf die vier zu.Meine Stiefschwester bemerkte mich nun auch. Breit lächelte sie und rief: ❝Schwesterchen!❞
Etwas neben der Spur, hielt ich an und die vier sahen mich freundlich an. ❝Hi❞, begrüßten sie mich. ❝Hallo❞, murmelte ich und konnte ein Gähnen nicht unterdrücken.
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I hate everyone except you
Teen FictionGefühlskalt. So wird Melinda von den meisten Menschen in ihrer Umgebung beschrieben. Doch es gibt jemanden, bei dem ihr Herz aufgeht. Jemand, der keine Ahnung hat, wie sehr er ihr Leben auf den Kopf stellt. Nick, der scheinbar immer gut gelaunte un...