Nick
Ein Gähnen entfuhr mir und ich hatte Mühe meine Augen offen zu halten. Die letzte Unterrichtsstunde zog sich in die Länge. Die Nacht hatte ich kaum geschlafen, was daran lag, dass ich in Gedanken bei Melinda war. Ich war so aufgeregt gewesen, sie heute in der Schule endlich wieder zu sehen.
Eigentlich wollte ich ihr in den Ferien schreiben und sie fragen, ob wir wieder was unternehmen wollten, aber ich hatte einfach keine Zeit. Entweder war ich mit meinen Eltern unterwegs gewesen oder mit meinen Freunden.
Manchmal hatte ich auch mir meine Ruhe gegönnt und bin mit meinem Skateboard draußen rumgefahren. Oder ich hatte in meinem Zimmer Netflix geschaut. Ich hatte sogar erneut damit angefangen Klavier zu spielen.
Meinen Blick richtete ich auf das schwarze Notizbuch, welches Melinda mir geschenkt hatte. Dasselbe hatte auch sie und ich fand den Einfall daran lustig und schön zugleich. In dem Notizbuch hatte ich ein wenig reingeschrieben.
Ich begutachtete meine silbernen Ringe an meinen Fingern. Melinda hatte ich in der großen Pause nicht gesehen. Ob sie heute überhaupt da war? Verena war zumindest krankgemeldet. Pauline hatte ich schon gefragt, aber sie wusste es auch nicht.
Seufzend blickte ich aus dem Fenster. Meine Aufmerksamkeit für Mathe war längst nicht mehr vorhanden. Ich war immer noch nicht ganz aus meinem Ferienmodus zurückgekehrt.
Silvester hatten Jason und ich wie sonst zusammen verbracht. An dem Abend war ich bei ihm gewesen und wir hatten über alles mögliche geredet. Auch hatten wir einen Film angesehen und Snacks gegessen. Um 00.00 Uhr hatte Jason mich fest in den Arm genommen und sich bei mir für alles bedankt.
Dabei musste ich ihm danken. Gäbe es Jason nicht in meinem Leben, wüsste ich nicht wie ich das alles überstehen sollte. Für mich war er wie ein großer Bruder, der sich um kümmerte und an den ich mich wenden konnte, wenn mich etwas bedrücken sollte.
Noch immer konnte ich nicht glauben, dass mir jemand neben Jason, so wichtig werden würde. Die schlagfertige und dennoch stille Melinda. Sie war ein großer Teil meines Lebens geworden, ohne den ich nicht mehr auskommen konnte.
Es war wirklich verrückt, dass wir uns nicht besonders gut kannten und sie mir trotzdem das Gefühl gab, als würden wir uns ewig kennen. Ich hoffte, ihre Geschichte irgendwann hören zu dürfen. Wie es dazu kam, dass sie zu dem Menschen wurde, der sie heute war.
Der Lehrer beendete den Unterricht und ich packte eilig meine Sachen zusammen. Jason, der neben mir saß, stupste mich an. ❝Hey, hast du das Thema verstanden? Ich checks null❞ Schultern zuckend schloss ich den Reißverschluss meines Rucksacks. ❝Sorry, hab nicht aufgepasst❞, murmelte ich.
❝Und wer erklärt mir das jetzt?❞, fragte mein bester Freund nach. ❝Bitte doch die schlauen Mathematiker in unserer Klasse um Hilfe❞, erwiderte ich und erhob mich von meinem Stuhl. Jason brummte kurz, da er wohl unzufrieden mit meiner Antwort war. Dabei hatte ich wirklich keinen Nerv gerade für Mathe.
Ich schlüpfte in meinen Mantel und setzte mir eine schwarze Mütze auf. Dann schulterte ich meinen Rucksack und warf Jason einen Blick zu.
❝Ich gehe jetzt los zur Haltestelle. Hoffentlich verpasse ich den Bus nicht❞, sagte ich und Jason nickte. Seine dunklen Haarsträhnen fiel ihm ins Gesicht. Wenn Jason seine Haare nicht stylte, fielen sie ihm immer in die Stirn, da er längere Haare hatte.
❝Pass auf dich auf, Nick. Und grüß Melinda von mir, falls du sie siehst❞, verabschiedete sich mein bester Freund von mir. Ihren Namen zu hören ließ mein Herz schneller klopfen. Vielleicht würde ich sie wirklich gleich wieder sehen.
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I hate everyone except you
Teen FictionGefühlskalt. So wird Melinda von den meisten Menschen in ihrer Umgebung beschrieben. Doch es gibt jemanden, bei dem ihr Herz aufgeht. Jemand, der keine Ahnung hat, wie sehr er ihr Leben auf den Kopf stellt. Nick, der scheinbar immer gut gelaunte un...