Kapitel 18

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Jackies P.O.V.

Wir haben gestern noch ein bisschen gefeiert und den Abend schön ausklingen lassen. Außerdem hat Michi mir im Endeffekt natürlich zugestimmt, dass mein Kuchen definitiv gewonnen hat – in diesem Fall hatte er nie eine wirkliche Chance. Jetzt sitzen wir im Auto auf dem Weg zu Noahs Praxis, da wir schauen wollen, ob ich eh wirklich schwanger bin und ob alles so ist, wie es sein soll. Außerdem muss ich einen Mutter-Kind-Pass anlegen lassen. Zum ersten Mal habe ich mich nicht geweigert, zum Arzt zu gehen und habe mehr Angst, dass mit mir und dem Baby etwas nicht in Ordnung ist als vor der Untersuchung. Natürlich habe ich Angst und will das auch so schnell wie möglich hinter mir haben, aber jetzt wo ich ein kleines Wesen in mir habe, denke ich irgendwie anders. Ich denke nicht „Oh nein, ich will kein Blut abnehmen lassen", sondern „Ich hoffe einfach nur, dass es unserem kleinen Schatz gut geht, egal, welche Untersuchungen gemacht werden müssen" und das ist irgendwie merkwürdig. Ich denke, dass ich jetzt schon einige Hormone in meinem Körper habe, die das möglich machen.

Auch wenn es Michi und mir gestern sehr schwergefallen ist, einen klaren Gedanken zu fassen, haben wir überlegt, wie wir das mit den Vorsorgen machen wollen und sind zu dem Entschluss gekommen, dass Noah sie machen wird. Falls während der Schwangerschaft oder der Geburt irgendwas schieflaufen sollte, will ich nicht, dass Michi sich deswegen Vorwürfe macht. Wir haben Noah gestern gleich noch geschrieben und gefragt, ob er heute für uns Zeit hätte und zum Glück konnte er uns noch in der Früh dazwischenschieben, bevor seine anderen Patientinnen kommen. Zum ersten Mal bin ich wirklich froh, dass Michi Arzt ist und Kontakte hat. Noch länger zu warten, wäre so schlimm gewesen – ich kann es jetzt schon kaum erwarten.

„Stell dir vor, ich bin doch nicht schwanger und die Tests waren einfach kaputt.", sage ich auf dem Weg vom Auto zur Praxis von Noah. „Jetzt denk nicht so negativ. Du hast drei Tests gemacht, oder? Die werden doch nicht alle falsch gewesen sein. Es wird sicher alles gut werden – beruhige dich.", sagt Michi ganz ruhig und nimmt meine Hand. „Ich hoffe, es ist alles in Ordnung." „Das hoffe ich auch, Schatz, aber es wird schon passen. Wir sind ja gleich da und dann kann Noah schauen, ob eh alles in Ordnung ist. Hast du gar keine Angst vor der Untersuchung? Du hast dich heute noch kein einziges Mal dazu geäußert, was mich wirklich wundert." „Doch schon, aber, dass es unserem Kind gut geht, ist mir viel wichtiger. Irgendwie kann ich nur daran denken." „Ja, das sind die Muttergefühle. Noah wird trotzdem ganz vorsichtig sein und dir alles erklären und du darfst auch Angst vor der Untersuchung haben, ok? Falls irgendwas ist, lass es uns bitte wissen, ja?" Ich nicke, aber höre ihm, um ehrlich zu sein, nicht mal wirklich zu. Meine Gedanken sind gerade voll und ganz bei unserem Kind – ich kann anderen Dingen im Moment irgendwie keine Aufmerksamkeit schenken.

Michis P.O.V.:

„So Jackie, wo wir jetzt alles besprochen und die Informationen für den Mutter-Kind-Pass erhoben haben, würde ich dich bitten, dich umzuziehen und dich danach auf die Liege zu legen." Jackie nickt und geht Richtung Kabine. Es ist wirklich komisch, sie so zu sehen – sie befindet sich irgendwie in einer Art Trance und nimmt fast nichts um sie herum wahr. Ich denke, sie ist einfach voll und ganz mit den Gedanken bei unserem Kind. Noah hat ihr gerade genau erklärt, was heute gemacht wird – er wird den Mutter-Kind-Pass anlegen, Jackie jetzt Blut abnehmen, dann ihre Brüste abtasten, kurz vaginal tasten und als Letztes einen Ultraschall machen. Danach hat sie es für heute auch schon wieder geschafft. Ich hoffe wirklich, dass sie nicht zuhause zusammenbricht, weil sie hier so gefasst ist und ihren Gefühlen nicht vollen Lauf lassen kann. Ich bin froh, dass Noah ihr Gyn ist. Er hat sie schon bei Untersuchungen erlebt, kennt ihre Angst und ist sehr einfühlsam. Ich bin mir sicher, dass wir das gemeinsam meistern werden. Natürlich bin ich auch aufgeregt, aber ich weiß, dass ich mich jetzt für Jackie zusammenreißen muss.

Warum ausgerechnet meine Geburt? (Teil3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt