„Sie erwarten leider immer nur das Doppelte von dem, was sie geben." -Kontra KEine Träne rann meine Wange entlang, während ich mein blasses Gesicht in dem weißen Spiegel betrachtete, der perfekt in mein Zimmer passte. Wut stieg meine Kehle hinauf, doch ich schluckte sie – wie schon so oft – hinunter. Schnell strich ich das Produkt meiner Trauer und Wut von meiner Wange, ehe ich tief durchatmete.
„Verdammte Scheiße... warum musst du auch so neugierig sein?", fauchte ich mein Spiegelbild an. Am liebsten hätte ich auf das Möbelstück eingeschlagen, doch wahrscheinlich hätte ich nachher eine blutige Hand davon getragen und dem Spiegel würde es gut gehen. Erneut atmete ich tief durch, während ich meine Augen für einen kurzen Moment schloss und mich nur auf meine Atmung konzentrierte. Doch das Nichtsdenken hielt nicht lange an und schon tauchten die Bilder der wunderschönen Blondine wieder auf. Die Blondine, die ihn mir weggenommen hatte. Meine Ohren vernahmen einen leisen Schrei. Erst Sekunden später realisierte ich, dass der Schrei aus meiner Kehle stammte.
Überwältigt von den Bildern, die sich vor zwei Tagen in mein Gedächtnis gebrannt hatten, schlug ich meine giftgrünen Augen wieder auf. „Mila, sei kein Feigling. Zeig ihm, was er verloren hat", sprach ich mir selbst zu, doch die Überzeugung in meiner Stimme schwankte. Trotzdem beugte ich mich näher zum Spiegel und tupfte ein wenig Gloss auf meine Lippen, bevor ich meine Wimpern tuschte. Die Sommersprossen in meinem Gesicht waren immer etwas gewesen, worauf ich stolz war, doch seit zwei Tagen war ich mir nicht mehr sicher, ob sie wirklich ein schönes Markenzeichen waren oder bloß ein paar hässliche Kleckse in meinem blassen Gesicht. Verdammt, ich ließ mich von einem Mädchen runterziehen, das noch nicht mal den Unterschied zwischen seid und seit kannte.
Mit meiner rechten Hand schob ich meine roten Wellen aus meinem Gesicht, bevor ich in ein langärmliges schwarzes Kleid schlüpfte. Er sollte schon sehen, was er hätte haben können.
Ein Klingeln riss mich aus meinen Gedanken. Mit schnellen Schritten verließ ich mein Zimmer, lief durch die Küche und öffnete die weiße Tür. Eine dunkelhäutige junge Frau mit Afro lehnte sich an den Türrahmen und sah mich mit einem schelmischen Grinsen an. „Ash!", begrüßte ich meine beste Freundin, ehe diese mich in eine Umarmung zog. „So... ich will ja nicht sagen, dass ich es gesagt hätte, aber ich habe es ge-..", begann diese, doch ich gab ihr einen sanften Stoß und sie verstummte. „Okay, okay... Ich halt schon meinen Mund. Bereit jemanden umzubringen?", scherzte die Dunkelhaarige.
Ich riss meine Augen auf. Manchmal vergaß ich, dass Ashs Scherze wirklich nicht die besten waren, auch wenn ich oft lachend auf dem Boden lag. „Wenn du gerne auf der Stelle sterben möchtest, du...". „... kennst doch die Regeln der Gesellschaft, blablabla... Ich weiß, Süße, aber wenn es um meine beste Freundin geht, die vor zwei Tagen ihren Freund dabei erwischt hat, dass er mit einer langweiligen und hohlen Blondine rummacht, kassiere ich sehr gerne eine weitere Markierung", beendet Ashley meinen begonnen Satz.
Manchmal wunderte ich mich, dass wir überhaupt beste Freundinnen geworden waren. Wir waren nämlich, was die Gesellschaft und ihre Regeln anging, grundverschieden. Ich hatte noch keine einzige Markierung und ging noch nicht einmal über eine rote Ampel, während Ash bereits drei Markierungen gesammelt hatte. Sie hatte bereits eine Ermahnung von der Gesellschaft erhalten und wenn sie noch zwei weitere Markierungen sammeln würde, müsste sie ins Gefängnis. Man erhielt auf viele Weisen das kleine Tattoo auf der empfindlichen Haut des Nackens, diese aber wieder loszuwerden, war ein fast unmöglicher Akt. Plötzlich war mir ein wenig schlecht. War es richtig Ash zu dem Treffen mit Kyle, meinem Noch-Freund, zu nehmen?
Nach fünf Minuten kamen wir an dem - unserem - Treffpunkt an. Ein kleiner Park, der in Mitten der Stadt lag und zur Herbstzeit einfach wunderschön aussah. Die rot-gelben Farben steigerten meine Laune und ich gewann neues Selbstbewusstsein als ich mich auf den Weg zu der kleinen Bank machte. Ash hatte mich am Rande des Parks allein gelassen, doch sie hatte mir versprochen sich in meiner Nähe aufzuhalten und Kyle im Notfall eine runterzuhauen. Seufzend ließ ich mich auf der weißen Bank nieder. Vieles in dieser Stadt war weiß, deshalb liebte ich den Herbst auch so. Er brachte Farbe in die Eintönigkeit.
Ein Grinsen umspielte meine Lippen als ich mir vorstelle wie Ash einen 1,80m großen Mann mit ihren bloßen Fäusten umhaute. „Hey, Babe!", hörte ich plötzlich die Stimme von Kyle, die mich aus meinen Tragträumen - und möglicherweise auch aus meinen Wünschen - riss. Babe? Was fiel ihm ein?! Die verdrängte Wut brach wieder an die Oberfläche und ich sprang auf. „Babe? Und wie soll ich dich nennen..? Ach, mir würde da ein super Name einfallen, Mr Ich schiebe meine Zunge gern in den Mund hohler Blondinen."
Ein verächtliches Schnauben verließ meine Lippen, als ich die blanke Panik in seinen Augen bemerkte. „Babe.. es war ein Unfall, ich liebe-...", startete Kyle seine Ausrede, doch ich brachte ihn mit einer bloßen Handbewegung zum Schweigen. „Ich schwöre dir, wenn du noch einmal das Wort Babe oder den Satz Ich liebe dich an mich richtest, kassiere ich meine erste Markierung, weil ich dir mein Knie zwischen die Beine ramme und nichts außer Genugtuung verspüre. Ich habe dir vertraut, dir so viel von mir gegeben und du? Du nimmst meine Liebe bespuckst sie und trampelst danach noch darauf herum. Ich hoffe, dass du glücklich mit dieser Barbie wirst.... obwohl, eigentlich wünsche ich dir, dass sie in zwei Wochen genug von dir hat und mit dem nächsten Hohlkopf rummacht".
Ich drehte mich um, doch seine Hand legte sich auf meine Schulter. Beinahe hätte ich ihm eine gescheuert, doch ich drehte mich um und lächelte zuckersüß. „Mila...". Ich hob meine beiden Hände, streckte ihm meine Mittelfinger entgegen und hauchte ihm ein leises Fick dich entgegen. Dann drehte ich mich um und lief erhobenen Hauptes zu Ash, die hinter einem Busch hockte. „Hast DU ihm gerade deinen Mittelfinger gezeigt?", fragte sie geschockt, während sie aus dem Busch krabbelte. Wenn ich nicht so aufgewühlt wäre, hätte ich lauthals gelacht, sie hatte sich nämlich mit Blättern getarnt, die nun überall an ihr hingen.
„Jap, nachdem ich ihm angedroht habe, dass ich ihm mein Knie zwischen die Beine ramme. Schließlich sind Worte nicht verboten", kicherte ich. Eine Last war von meinen Schultern gefallen. Ich war verdammt glücklich. „Heute Abend findet so eine Party statt, ich weiß, dass du nicht auf Partys und Alkohol stehst, aber..". „...Bin dabei!", unterbrach ich Ash. Ein lautes Lachen ergriff mich, als ich ihr geschocktes Gesicht sah. „Wer bist du und was hast du mit Mila gemacht?"
Wäre ich doch nie zu dieser Party gegangen...
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Hey! 💕
So... Das hier ist der erste Teil meiner Geschichte und dient eher als Einführung in das Geschehen. Falls das hier wer liest, würde ich mich sehr über eure Meinung und Kritik freuen!
Irgendwie kann ich nicht einzelne Teile zentrieren (wie z.B. das Zitat oben), dann rutscht alles in die Mitte...
Bis dahin... Ciao Kakao!
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𝐋𝐔𝐌𝐈𝐒
Science Fiction„Regel 1: Töte, beraube und verletze niemanden. Regel 2: Verlasse niemals die Kuppel. Regel 3: Melde Verstöße anderer." Wir schreiben das Jahr 2064. Vor 30 Jahren zerstörte ein Asteroid nicht nur die Hälfte der Welt, sondern auch die Hoffnung d...