Ich gehe ins Wohnzimmer und warte auf die Reaktion meines Vaters.
Wie in Zeitlupe, reißt er seine Augen auf und starrt mich ungläubig an, nur um mich darauf mit den ersten Fragen zu konfrontieren.
Ich bleibe ungewöhnlich ruhig, da ich mich darauf in gewisser Weise vorbereitet hatte. So konnte ich auf seine Fragen ziemlich gefasst reagieren oder ihnen geschickt ausweichen.
„Aber warum bist du nicht wieder zu mir gekommen, nachdem du den Rettungsdienst gerufen hast?" kommt die nächste und für mich schlimmste Frage.
„Hab Angst bekommen.",flüstere ich kaum hörbar zurück, doch er gibt sich glücklicherweise damit zufrieden.
Mir brannte nur eine einzige Frage auf der Seele, und diese wollte ich unbedingt stellen, auch wenn ich die Antwort darauf wahrscheinlich gar nicht hören wollte. Ich fasse meinen ganzen Mut zusammen.
Um nur ein leises Flüstern von mir zu geben, dass niemand verstanden hat.
„Was hast du gesagt?",fragt Phil daraufhin. Er hat es wahrscheinlich nur mitbekommen, weil er schon die ganze Zeit mit Argusaugen auf mich achtet, um meine Reaktionen abzuschätzen.
„Nicht so wichtig."
„Ich fahre mit dir mal ins Krankenhaus, um zu gucken, ob du verletzt bist.",sagt Papa plötzlich.
‚Der Ort an den ich gerade am wenigsten wollte' schoss mir durch den Kopf und so begann ich gleich wieder panisch zu werden.
Und so sitze ich 5 Minuten später in Caro's Zimmer und versuche mich mit verschiedenen Atemtechniken zu beruhigen. Ich fühle mich dabei wie eine schwangere im Hechelkurs, nur das der eine andere Aufgabe hat.
Ich finde einen guten Rhythmus und beruhige mich schnell, sodass ich anfangen kann meine zerfetzten Klamotten in eine Tasche zu packen. Ich will sie nicht wegschmeißen, weil ich sie mit besonderen, nicht unbedingten positiven Erlebnissen verbinde. Eigentlich ist dieser Gedanke idiotisch, aber so bin ich nun mal.
Mit gepackter Tasche geht es wieder die Treppe runter. Unten erwarten mich bereits Phil und Papa.
„So Prinzessin, dann fahren wir mal in die Klinik.",sagt Papa viel zu enthusiastisch, meiner Meinung nach.
Ich bedanke mich bei Phil und schaffe es ihn kurz zu umarmen ehe wir in den neuen Porsche meines Vaters steigen.
Auf dem Weg unterhalten wir uns kaum, sodass ich Zeit habe meine Gedanken einzuordnen.
„Hast du dich denn verletzt?",fragt Papa in das Schweigen hinein.
„Ich hab nur Kopfschmerzen."
‚Nora, das ist die Untertreibung des Jahrhunderts, aber gut denke ich mir und versuche auch den Schmerz in der Schulter auszublenden.
Wir biegen auf den Parkplatz der Klinik am Südring ein und parken vor der Notaufnahme. Ich kann nur hoffen, dass Paula heute keinen Dienst hat denn ich möchte meine Erlebnisse nicht noch einmal so detailliert schildern, und außerdem kann sie einfach Phil fragen.
Doch mir fällt ein, dass sie zu meinem Glück mit ein paar Freundinnen im Urlaub ist.
„Na komm, wird schon nicht so schlimm." ermutigt mich mein Vater und so gebe ich mir einen großen, fast gigantischen Ruck.
So stehe ich nun vor der Tür zur Notaufnahme und kann es immer noch nicht fassen, warum ich überhaupt mitgekommen bin.
Ich stehe regungslos vor der Tür und versinke tiefer und tiefer in meine Gedanken, die mich wie einen Oktopus mit seinen Tentakeln ansaugen und nicht mehr loslassen wollen. Dazu kommt, dass sie mich immer weiter unter Wasser ziehen und ich von der Außenwelt abgeschottet werde.
„Nora! Hörst du mich!" rüttelt jemand an meiner Schulter.
Augenblicklich schrecke ich auf und spüre mein Herz Saltos schlagen.
Mir wird alles zu viel und ich will mich zurückziehen. Jedoch ist es gar nicht so leicht aus dieser Situation herauszukommen, doch ich wäre nicht ich, wenn ich nicht schon eine Idee hätte.
„Ich hab was im Auto vergessen." versuche ich mich herauszulügen.
„Wird schon nicht so wichtig sein, kannst du auch nachher holen."
„Geh doch einfach vor und melde mich schonmal an." steuere ich gezielt nach. Mit Erfolg, er streckt mir seinen Autoschlüssel hin und ich schnappe ihn mir aus seiner Hand. Ich wittere meine Chance und verschwinde schnell in Richtung Auto.
Mein Plan ist somit aufgegangen, war ich eben noch so kooperativ bin ich jetzt so stur wie noch nie.
Keine 10 Pferde bekommen mich wieder aus dem Auto, denke ich mir noch und so schließe ich mich ein und mache es mir auf der Rückbank bequem.
Ich warte und nach ein paar Minuten erscheint eine Person, die jedoch nur vorbeiläuft und mich gar nicht wahrzunehmen scheint.
Ich gucke auf mein Handy und sehe das Papa mich angerufen hat, dies ignoriere ich gekonnt und überlege mir stattdessen wie ich die Zeit totschlagen soll.
Gerade kann ich mich gut ablenken und meine Panik unterdrücken, doch mein Gefühl sagt mir, dass wenn ich einen Arzt oder eine Ärztin in Kittel oder Uniform sehe ich für nichts mehr garantieren kann.
Papa kommt nach geschlagenen 15 Minuten und 3 Nachrichten zum Auto und macht einen ziemlich unentspannten Eindruck.
Zurecht, er dürfte die Welt nicht mehr verstehen warum ich mich nicht aus dem Auto bewege, schließlich bin ich öfters mit Caro hier, wenn wir Phil besuchen.
„Verdammt Nora, wo bleibst du?",schreit mein Vater geladen durch die Scheibe zu mir.
Doch ich ignoriere ihn und warte.
Was denkt ihr wie Nora reagiert?
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Flug ins Unglück (Asds)
FanfictionNora, 14 kommt grade aus dem Urlaub. Doch die Entspannung wärt nicht lange. Denn als sie Zeugin eines Unfalls wird muss sie helfen. Aber in der Theorie ging das irgendwie anders. Bekommt sie die Situation unter Kontrolle?